Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alles Sense

Alles Sense

Titel: Alles Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
ZUSAMMEN, IN EINIGEN STUNDEN.
    »Aber du kannst doch nicht sterben…«
    DOCH, ICH KANN. ES IST SCHWER ZU ERKLÄREN.
    »Rutsch zur Seite.«
    WAS?
    »Rutsch zur Seite. Ich möchte mich ebenfalls setzen.«
    Bill Tür rückte zur Kante des Ambosses, und Frau Flinkwert nahm Platz.
    »Dich erwartet also der Tod«, sagte sie.
    JA.
    »Und du willst nicht sterben.«
    NEIN.
    »Warum nicht?«
    Bill Tür bedachte die Frau an seiner Seite mit einem verdutzten Blick.
    WEIL ES DANN NICHTS MEHR GIBT. WEIL ICH DANN NICHT MEHR EXISTIERE.
    »So etwas steht auch Menschen bevor?«
    ICH BEZWEIFLE ES. ICH MEINE, BEI EUCH IST DAS ANDERS. IHR HABT DIESE ANGELEGENHEIT BESSER ORGANISIERT.
    Eine Zeitlang schwiegen sie und beobachteten das verblassende Glühen des Feuers in der Esse.
    »Warum wolltest du die Sense schärfen?« fragte Frau Flinkwert nach einer Weile.
    UM… MICH ZUR WEHR ZU SETZEN…
    »Hat so etwas jemals geklappt? Bei dir, meine ich?«
    NEIN. MANCHMAL SCHLAGEN MIR DIE LEUTE EIN SPIEL VOR. BEI DEM ES UM IHR LEBEN GEHT.
    »Und hast du dabei jemals eine Niederlage hinnehmen müssen?«
    NEIN. IM VERGANGENEN JAHR BEKAM JEMAND DREI STRASSEN UND ALLE VERSORGUNGSWIRTSCHAFTLICHEN EINRICHTUNGEN.
    »Was? Von welchem Spiel erzählst du da?«
    AN DEN TITEL ERINNERE ICH MICH NICHT, ABER ES HAT IRGEND ETWAS MIT MONOPOLEN ODER SO ZU TUN. ZU ANFANG WAR ICH IM NACHTEIL, ABER LETZTENDLICH HABE ICH DOCH GEWONNEN.
    »Einen Augenblick«, sagte Frau Flinkwert. »Wenn du du bist… Wer kommt dann, um dich ins Jenseits zu geleiten?«
    DER TOD. GESTERN NACHT SCHOB JEMAND DIES HIER UNTER DER SCHEUNENTÜR DURCH.
    Tod öffnete die Hand, und zum Vorschein kam ein fleckiger, zerknitterter Zettel. Nicht ohne Mühe las Frau Flinkwert ein langes Wort: UuuuuIIIiiUUUuuuIIiiiUUUuuuIIiii.
    ES HANDELT SICH UM DIE SCHRIFTLICHE MITTEILUNG EINES BANSHEES.
    Frau Flinkwert musterte ihn und neigte den Kopf ein wenig zur Seite.
    »Aber wenn ich mich nicht sehr irre…«
    ICH MEINE DEN NEUEN TOD.
    Bill Tür griff nach der Klinge.
    ER WIRD SCHRECKLICH SEIN.
    Knöchernde Hände neigten die Sense hin und her. Bläuliches Licht glitzerte an der Schneide.
    ICH BIN DER ERSTE, DEN ER HOLT.
    Frau Flinkwert beobachtete das blaue Licht fasziniert.
    »Hast du eine Ahnung, wie schrecklich der neue Tod sein wird?«
    WIE SCHRECKLICH KANNST DU IHN DIR VORSTELLEN?
    »Oh.«
    SO SCHRECKLICH.
    Die Klinge kippte nach rechts und links.
    »Und er holt nicht nur dich, sondern auch das Kind?« fragte Frau Flinkwert.
    JA.
    »Ich glaube nicht, daß ich dir irgendeinen Gefallen schulde, Herr Tür. Ich schätze, niemand ist dir in irgendeiner Weise verpflichtet.«
    VIELLEICHT HAST DU RECHT.
    »Manchmal spielt einem das Leben die seltsamsten Streiche, nicht wahr?«
    DARÜBER WEISS ICH KAUM BESCHEID.
    Frau Flinkwert sah Bill Tür versonnen an.
    »Dort drüben in der Ecke liegt ein guter Schleifstein«, sagte sie.
    ICH HABE IHN BEREITS BENUTZT.
    »Und im Schrank ist ein geölter Wetzstein.«
    AUCH DEN HABE ICH SCHON VERSUCHT.
    Frau Flinkwert glaubte, ein Geräusch zu hören, als sich die Sense bewegte: Es summte leise – Luft teilte sich an der Schneide.
    »Und die Klinge ist immer noch nicht scharf genug?«
    Bill Tür seufzte. VIELLEICHT WIRD SIE NIE SCHARF GENUG.
    »Kopf hoch, Mann«, sagte Frau Flinkwert. »Man darf nicht aufgeben. Wo es Leben gibt und so…«
    WO ES LEBEN GIBT UND SO WAS?
    »… da gibt es auch Hoffnung?«
    TATSÄCHLICH?
    »Ich denke schon.«
    Bill Tür strich mit einem Knochenfinger über die Schneide. HOFFNUNG?
    »Bleibt dir etwas anderes übrig?«
    Bill schüttelte den Kopf. Er hatte verschiedene Gefühle ausprobiert, doch dies war neu für ihn. KÖNNTEST DU MIR WETZSTAHL BESORGEN?
     
    Eine Stunde später.
    Frau Flinkwert kramte in ihrem Lumpensack.
    »Und jetzt?« fragte sie.
    WOMIT HABEN WIR ES BISHER VERSUCHT?
    »Mal sehen… Sackzeug, Kattun, Leinen… Wie wär’s mit Satin? Hier, nimm.«
    Bill Tür griff nach dem Lappen und strich damit vorsichtig über die Klinge.
    Frau Flinkwert arbeitete sich jetzt durch die unteren Bereiche des Flickensacks und holte ein weißes Gewand hervor.
    WAS IST DAS?
    »Seide«, sagte die alte Dame leise. »Erstklassige weiße Seide. Bessere gibt’s nicht. Mein Hochzeitskleid, das ich nie getragen habe…«
    Sie setzte sich und starrte auf das Gewand.
    Nach einer Weile zog Bill Tür ihr den weißen Stoff behutsam aus den Händen.
    DANKE.
    »Gern geschehen.« Frau Flinkwert fand ins Hier und Jetzt zurück. »Genau richtig, nicht wahr?«
    Die

Weitere Kostenlose Bücher