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Alles Sense

Alles Sense

Titel: Alles Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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über das Metall hinaus. Und doch sollte er sie zerstören. Welchen Sinn machte das?
    Ned Simnel glaubte fest daran, daß Dinge eine spezielle Art von Sinn haben mußten.
    Vielleicht wollte Bill Tür die Sense einfach nur loswerden, was durchaus verständlich erschien: Selbst jetzt, während sie unschuldig und harmlos an der Wand hing, blieb sie in eine Aura der Schärfe gehüllt. Eine blasse violette Aura flackerte um die Schneide, hervorgerufen von Luftmolekülen, die sich zu nahe an die Klinge heranwagten und dort… zerschnitten wurden.
    Ned Simnel nahm die Sense mit großer Vorsicht vom Haken.
    Ein sonderbarer Bursche, jener Bill Tür. Seine Sense sollte absolut tot sein. Als sei es möglich, ein Objekt zu töten.
    Und wie konnte man sie zerstören? Nun, der hölzerne Griff ließ sich verbrennen, das Metall der Klinge einschmelzen. Wenn man hart genug arbeitete, blieb nichts anderes übrig als ein Haufen Staub und Asche. Was den Vorstellungen des Kunden entsprach.
    Andererseits… Vermutlich konnte man das Ding auch zerstören, indem man den Griff wegnahm. Immerhin: Dann handelte es sich nicht mehr um eine Sense. Dann bestand es nur noch aus… Teilen. Sicher, mit Hilfe der einzelnen Teile war es möglich, eine Sense zu konstruieren, aber das galt auch für den Haufen Staub und Asche. Man mußte nur wissen, worauf es dabei ankam.
    Ned Simnel nickte, zufrieden mit seiner ganz persönlichen Logik. Bill Tür hatte nicht um einen Beweis dafür gebeten, daß seine Sense, äh, tot war.
    Der Schmied zielte sorgfältig, schwang die Klinge und schnitt ein Stück vom Amboß. Unheimlich.
    Völlige Schärfe.
    Er gab auf. Es war einfach unfair. Jemanden wie ihn durfte man nicht bitten, so etwas zu zerstören. Die Sense stellte ein Kunstwerk dar.
    Mehr noch: ein Artefakt der Handwerkskunst.
    Er durchquerte den Raum, trat zu einem Holzhaufen und warf die Klinge dahinter. Irgendwo in der Dunkelheit quiekte es kurz.
    Simnel beugte einem schlechten Gewissen vor, indem er sich vornahm, Bill Tür morgen den halben Cent zurückzugeben.
     
    Der Rattentod erschien hinter dem Holzhaufen in der Schmiede und trat zu dem kleinen pelzigen Etwas, das unglücklicherweise versucht hatte, den gleichen Platz einzunehmen wie eine gewisse Sense.
    Der Geist des pelzigen Etwas stand daneben und wirkte verunsichert. Offenbar freute er sich nicht sehr über diesen Besuch.
    »Quiek? Quiek?«
    QUIEK, erklärte der Rattentod.
    »Quiek?«
    QUIEK, bestätigte der Rattentod.
    »(Schnurrhaare putzen) (Nase rümpfen)?«
    Der Rattentod schüttelte den Kopf.
    QUIEK.
    Die Ratte war sehr enttäuscht, und der Besucher klopfte ihr tröstend auf die Schulter.
    QUIEK.
    Die Ratte nickte traurig. In der Schmiede hatte sie ein gutes Leben geführt. Ned Simnel nahm es mit der Ordnung nicht sehr ernst, und er neigte dazu, halb verspeiste Brote irgendwo zu vergessen – in dieser Hinsicht konnte es kaum jemand mit ihm aufnehmen. Die Ratte zuckte mit den Schultern und folgte der in einen dunklen Umhang gehüllten Gestalt. Ihr blieb keine andere Wahl.
     
    Leute eilten durch die Straßen, und viele von ihnen verfolgten Karren, die sie zuvor selbst mit Dingen gefüllt hatten. Dutzende von Drahtgebilden enthielten Feuerholz, Kinder, Obst und so weiter.
    Die Drahtdinger wichen jetzt niemandem mehr aus, sondern rollten blindlings drauflos, und zwar alle in die gleiche Richtung.
    Man konnte einen Karren aufhalten, indem man ihn kippte, so daß sich die Räder in der Luft drehten. Die Zauberer beobachteten, wie einige enthusiastische Individuen versuchten, mehrere Einkaufswagen zu zerschmettern, aber sie waren praktisch unzerstörbar: Ihr Metall zerbrach nicht, wurde nur krumm. Und wenn ihnen auch nur ein einziges Rad blieb, so versuchten sie auch weiterhin, ein geheimnisvolles Ziel zu erreichen.
    »Seht euch den an!« rief der Erzkanzler. »Meine Wäsche liegt darin! Meine Wäsche! Potzblitz und Donnerwetter!«
    Er bahnte sich den Weg durch die Menge und rammte seinen Zauberstab zwischen die Räder – der Karren stürzte zur Seite.
    »Es sind zu viele Zivilisten in der Nähe«, klagte der Dekan. »Man kann überhaupt nicht richtig zielen.«
    »Es müssen Hunderte von Karren sein!« staunte der Dozent für neue Runen. »Es ist wie mit Geziefer! 16 Verschwinde, du… du Korb !«
    Er hob den Stab und schlug nach einem hartnäckigen Einkaufswagen.
    Die Flutwelle aus Karren wogte zum Stadtrand. Zahlreiche Verfolger gaben auf, und andere gerieten unter die sich unermüdlich

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