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Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer

Titel: Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Cowen Christiane Burkhardt
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Fleisch zu essen, aber das schaffe ich nicht. Ich kaufe dutzendweise Wiener Würstchen und kann trotz Übelkeit zwei, drei auf einmal essen. Ich fürchte die Auswirkungen auf das Ungeborene und hoffe, dass es nicht mit einem Kopf geboren wird, der im Dunkeln leuchtet. Oder mit einem Bauch, der Satellitenwellen empfängt wie bei den Teletubbies . Aber so groß, dass ich darauf verzichten würde, sind meine Sorgen auch nicht. Ich stehe auch ziemlich auf Weißbrot mit Rahmkäse. Die Schweizer Käseindustrie verdient im ersten Schwangerschaftsdrittel ein Vermögen an mir. Ich esse riesige Scheiben frisches Weißbrot (das ich auch nicht mehr gegessen habe, seit ich von zu Hause ausgezogen bin) mit Rahmkäse. Salat, der bis dahin ein fester Bestandteil meiner Ernährung war, verschmähe ich. Er sieht so anders aus, irgendwie schleimig und ungesund. Obst geht in Ordnung, vorausgesetzt, es ist eiskalt und sauer – wie Granny-Smith-Äpfel zum Beispiel. Ich lege Orangensaft ins Gefrierfach und esse ihn wie Wassereis. Das sind meine einzigen gesunden Nahrungsmittel. Ansonsten gibt es hauptsächlich Ingwer- und Vollkornkekse, eine Packung nach der anderen. Gegen Ende dieses Schwangerschaftsdrittels bin ich acht Kilo schwerer, nicht zwei, was sich als ziemlich
problematisch herausstellen wird. Aber noch weiß ich das nicht, und ich glaube, im Moment wäre es mir auch egal. Ich esse einfach weiter, um der Übelkeit Einhalt zu gebieten.
     
    Ich gehe in die Buchhandlung, dort ist Sommerschlussverkauf. Jetzt, wo sich alle meine Freunde so optimistisch über die Freizeit äußern, die ich nach der Geburt meines Kindes haben werde, beschließe ich, die verbleibenden sechs Monate vermeintlicher Ruhe zu nutzen und mich mit billigen Büchern einzudecken. In einer Papiertüte habe ich ein französisches Baguette dabei. Das ist kein Mode-Accessoire – Brot ist mir zum kulinarischen Trostpflaster geworden, es gibt mir das Gefühl von Sicherheit. Keine Ahnung, ob es die Übelkeit wirklich in Schach hält, aber ich fühle mich damit ein wenig wie Dumbo mit seiner Feder: Solange er sie festhielt, konnte er fliegen. Obwohl ich ganz bestimmt nicht abheben werde, während ich Gluten kaue, glaube ich, mich nicht übergeben zu müssen, solange ich ein Brot in der Hand halte.
    In der Buchhandlung ist es sehr heiß. Ganz einfach, weil es dort sehr voll ist. Ich hätte mir eigentlich denken können, dass der Sommerschlussverkauf viele Leute anlockt. Übelkeit wallt in mir auf. Ich darf mich nicht übergeben. Ich darf mich nicht übergeben. Alle Sonderangebote liegen auf Tischen vor der Buchhandlung. Zum ersten Mal fällt mir auf, wie viele Kochbücher herabgesetzt werden. Ich kann den Anblick von Speisen nicht ertragen, mir wird schlecht davon. Ich fummle nervös an meinem Baguette herum und bemühe mich, die Hochglanzfotos von Nudeln, Eiskrem und Schokolade zu übersehen, während ich mich weiter in die Buchhandlung vorkämpfe, um den
Menschenmassen zu entgehen. Ich zwänge mich an einer stark parfümierten Frau vorbei. Mein Magen hebt sich. Ich versuche mich zu beruhigen. In Gedanken überschlage ich, wie weit die Toiletten in diesem Einkaufszentrum wohl weg sind. Mindestens zehn Meter, das ist VIEL ZU WEIT. Keine Chance, ich kann mich nicht mehr kontrollieren. Ich schleiche in die Krimiabteilung, reiße mit einer schnellen Bewegung mein Baguette aus der Tüte, lasse es zu Boden fallen und kotze in die Tüte. Ich gehe in die Hocke, damit mich niemand sieht, und alles um mich herum wird schwarz. Ich lehne mich gegen ein Regal, spüre das kühle Holz an der Stirn und warte, bis das Zittern nachlässt. Gott sei Dank hat mich niemand gesehen.
    »Geht es Ihnen gut, Madam«
    Oh nein, es hat jemand zugesehen.
    Ich sehe in ein besorgtes schwarzes Gesicht. Es gehört James, dem Wachmann. Dass er James heißt, weiß ich, weil er ein Namensschild trägt. Er saß die ganze Zeit über auf einem Stuhl und hatte mich fest im Blick. Besser gesagt, er hatte die herabgesetzten Bücher im Blick, damit sie niemand klaut. Und jetzt hat er mich im Blick. Ich würde am liebsten im Erdboden versinken.
    »Danke, es geht mir gut.«
    Was für eine schamlose Lüge. Noch während ich sie ausspreche, staune ich, wie dämlich das klingt. Es geht mir gut, beachten Sie nicht weiter, dass ich mich neben Richard North Patterson und Ruth Rendell übergebe. Das mache ich immer so, wenn ich in Buchhandlungen bin.
    Er glaubt mir nicht. Er wirkt besorgt.
    »Soll ich Ihnen einen Arzt

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