Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer
regelmäßiger Kaffeeklatsch soll noch zur reinsten Oase der Vernunft inmitten des Schwangerschaftschaos werden. Solange ich mit jemandem, der im selben Boot sitzt, jammern und stöhnen kann, schaffe ich es auch, die gruselige Erfahrung, Mutter zu werden, irgendwie durchzustehen.
Es wird von Tag zu Tag gruseliger. Ich nehme alarmierend rasch zu. Gegen Ende des ersten Schwangerschaftsdrittels sind es acht Kilo. Dasselbe gilt für Lee, aber sie muss für drei essen – eine Ausrede, die ich nicht habe. Meine Kollegen beäugen mich staunend. Jeremy fragt, ob ich keine Angst hätte, die vielen Kilos nie mehr zu verlieren. Ich sage ihm, dass sie nach der Geburt automatisch wieder weg sind. Aber daran glauben kann ich selbst nicht. An jenem Tag heule ich die ganze Heimfahrt über.
Außerdem habe ich Rückenschmerzen. Furchtbare Rückenschmerzen. Eines Tages tut mir der Rücken dermaßen weh, dass ich nicht aus dem Bett komme.
»Martin«, rufe ich kläglich.
Er kommt gerade aus der Dusche und sieht mich misstrauisch an.
»Ja«
»Ich habe Rückenschmerzen.«
»Oh.« Er wirkt unbeeindruckt und fängt an, sich die Haare zu trocknen.
»Martin!«
»Was ist denn«
»Schlimme Rückenschmerzen. Keine Bitte-bemitleide-mich-Rückenschmerzen, sondern »Ich-glaube-ich-muss-zum-Arzt-Rückenschmerzen.«
Er runzelt die Stirn und kommt zum Bett.
»Wahrscheinlich hast du einfach schlecht geschlafen. Hier, nimm meine Hand.«
Mein Schrei lässt Helen, unsere Haushälterin, herbeieilen. Helen ist ziemlich dick. Ich habe sie noch nie eilen sehen. Sie wirkt äußerst besorgt.
»Was machen Sie mit ihr«, fragt sie Martin, der immer noch meinen Arm hält.
»Nichts«, erwidert er. Aber jetzt macht er sich doch Sorgen. »Kannst du dich aufsetzen«, fragt er. Ich strenge mich an, manövriere mich in eine halb sitzende Position, schaffe es aber nicht, mein linkes Bein auszustrecken und das rechte anzuwinkeln. Martin nimmt die Sache in die Hand.
»Gut, wir fahren zum Arzt.«
Bei meiner Hausärztin gebe ich eine merkwürdige Figur ab, als ich mich mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Empfangstresen
lehne. Das ist die einzige Haltung, die einigermaßen erträglich ist. Sowohl Martin als auch ich sind erleichtert, als mein Name aufgerufen wird. Ich stütze mich schwer auf meinen Mann und humple den Flur entlang bis zum Sprechzimmer.
»Ach du meine Güte«, sagt die Ärztin, als sie mich sieht. »Was haben Sie denn angestellt«
Ich versuche, einen Witz zu machen.
»Ich habe Martin gesagt, dass die Am-Kronleuchter-schaukeln-Zeiten vorbei sind, aber er wollte ja nicht auf mich hören.«
Die Ärztin und ich lachen, Martin sieht aus dem Fenster.
Sie steht auf und untersucht mich.
»Tut es hier weh«
»Ja.«
»Und hier«
»Ja.«
»Und hier auch«
»JA!«
Sie setzt sich hinter ihren Schreibtisch.
»Sie haben sich den Ischiasnerv eingeklemmt.«
Ich starre sie mit offenem Mund an. »Ist das gefährlich für das Baby«
Sie lacht und schüttelt den Kopf.
»Nein, dem Baby geht es gut, um Sie mache ich mir Sorgen. Haben Sie starke Schmerzen«
»Nur, wenn ich mich bewege oder atme.«
Sie empfiehlt mir eine sanfte Krankengymnastik und verschreibt mir ein für das Baby harmloses Schmerzmittel. Martin bricht auf, um es in der Apotheke nebenan zu besorgen. Sie mustert mich von ihrem Schreibtisch aus.
»Wie geht es Ihnen, Samantha«
»Oh, ganz gut«, sage ich munter. »Ich komm schon klar, gebe mein Bestes und hasse jede Sekunde.«
Schon wieder breche ich in Tränen aus.
»Ich habe es auch gehasst«, sagt sie lächelnd. »Aber am Ende sind sie es wert.«
»Wirklich«, scherze ich, dabei meine ich es ernst.
»Ja, wirklich. Kinder geben einem eine ganz neue Perspektive. Sie halten jung. Und schenken einem einen spielerischen Blick auf die Welt, den man verliert, wenn man erwachsen wird.«
Ich verstehe nicht, was sie meint.
»Na ja«, sagt sie, »Kinder geben einem die Zahnfee, den Weihnachtsmann und die Freude am Geschenkeverstecken zurück. Sie erinnern einen daran, wie schön es ist, im Sand zu spielen, und wie aufregend es ist, wenn man zum ersten Mal das Meer sieht.«
Trotz allem muntert mich das ein wenig auf. Das klingt wirklich nett.
»Ist es wirklich ungefährlich, die Antidepressiva weiterzu- nehmen«, frage ich. Das Thema bedrückt mich. Ich nehme die Medikamente mehr oder weniger, seit ich erwachsen bin. Wahrscheinlich sind sie der Grund, dass ich es überhaupt so weit geschafft habe. Mit 17, 18 und auch
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