Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer
rosa strich.«
Ich versuche nicht zu lachen. Sie merkt es und runzelt die Stirn.
»Das ist überhaupt nicht komisch.«
»Doch, ziemlich. Wie dem auch sei, findest du deine Reaktion nicht ziemlich altmodisch Wir leben in einem neuen Jahrtausend – Frauen stehen dieselben Berufe offen wie Männern. Deine Mädchen können Feuerwehrfrauen werden.«
»Du verstehst das nicht.«
Sie hat recht. Denn ich habe mir nie groß Gedanken über das Geschlecht meines Kindes gemacht. Ich kenne zu viele Horrorgeschichten von zu vielen Leuten, was alles noch schiefgehen kann. So gesehen, ist es mir wirklich egal, ob mein Kind XX oder XY ist, Hauptsache, es ist gesund. Die erste Schwangerschaft ist das reinste Hindernisrennen. Mit das Schlimmste sind jene wohlmeinenden Zeitgenossen, die werdende Mütter mit Horrorgeschichten erfreuen, was dem Ungeborenen alles zustoßen kann, wenn sie Rohmilchprodukte, rohes Fleisch oder rohen Fisch essen, oder gar Alkohol trinken oder rauchen. Ein gewisses Verantwortungsbewusstsein darf doch wohl bei Schwangeren vorausgesetzt werden. Aber zu präzise Vorstellungen
von all den möglichen furchtbaren Problemen will eine werdende Mutter vielleicht gar nicht. Nun, Empathie ist ein rares Gut.
Es gibt noch Tausende von schlimmen Geschichten, und ich kenne sie alle. So kommt’s mir vor. Jetzt wünsche ich mir nur noch ein gesundes Kind. Und bisher habe ich eines. All das prallt an Lee ab, weil ich einen Sohn bekomme. Ich versuche es mit einer anderen Strategie.
»Schon komisch, wie wir als Frauen unseren Weg machen wollten. Wir wollten eine von jenen erfolgreichen Karrierefrauen werden, für die die vielbeschworene Glasdecke, an der so viele Frauenkarrieren scheitern, nichts weiter ist als ein verbreiteter frauenfeindlicher Mythos, den wir besiegen wollten. Und jetzt werden wir Mutter. Alle diese Vorstellungen wurden durch die Biologie zunichtegemacht.«
Lee ringt sich ein Lächeln ab. Sie tut mir leid. Ich denke anders, kann aber verstehen, dass nicht alle so empfinden. Die schwarzen Frauen beim Sender sind ebenfalls vom Geschlecht meines Kindes beeindruckt. Bernadette, die Tea Lady, die uns im Büro mit Getränken versorgt, sagt mir: »Ihr Mann ist sicherlich unglaublich stolz auf Sie.«
»Warum« Ich bin verblüfft.
»Weil Sie ihm einen Sohn schenken. Er muss sehr glücklich sein, dass er Sie geheiratet hat.«
Ich nehme an, die vielen Backgammon-Abende, das gemeinsame Baden im Winter, der Hauskauf, der Urlaub in Rom und der fantastische Sex sind nichts gegen den in mir heranwachsenden Mini-Martin.
»Ja, bestimmt.«
Florence, eine andere Tea Lady, freut sich auch für mich.
»Jetzt haben Sie Ihren Job erledigt und sind eine gute Ehefrau«, schwärmt sie, als ich ihr Bescheid sage. Sie klatscht in die Hände.
Das soll eine gute Ehefrau sein Ein bereitwilliges Gefäß für ein Y-Chromosom Trotzdem, Florence ist begeistert. Ob Martin wohl auch findet, dass ich meinen Job erledigt habe Ich werde ihn später beim Abendessen danach fragen. Es gibt Fischauflauf. Nicht gerade sein Lieblingsessen.
»Wie war’s in der Arbeit« Er stochert auf seinem Teller herum.
»Hör auf damit, Fisch enthält wertvolle essenzielle Fettsäuren, die gut für das Baby sind. Florence sagt, ich sei eine gute Ehefrau, weil ich dir einen Sohn schenke. Und dass ich meinen Job damit erledigt hätte.«
Martin trennt den Fisch von den Kartoffeln.
»Eine gute Ehefrau setzt ihrem Mann kein Essen vor, das er bekanntlich verabscheut.« Grimmig fährt er fort: »Außerdem bist du nicht diejenige, die den Job erledigt hat, sondern ich.«
»Nun, Florence und Bernadette sind da anderer Ansicht.« Zunehmend gereizt beobachte ich, wie er den Auflauf auseinandernimmt.
»Martin, HÖR AUF damit! Das ist gesund.«
Er benutzt das Brokkoligemüse, um die Sauce aufzusaugen, und isst vorsichtig die Kartoffeln.
»Für das Kind vielleicht«, sagt er spitz, »ich persönlich empfinde das nicht als gesund – mir wird schlecht davon, und das kann nicht gesund sein.«
Er nimmt einen weiteren Bissen, kaut und verzieht das Gesicht.
»Ich esse das nur aus Liebe zu dir«, sagt er. »Außerdem bin ich dafür verantwortlich, dass wir einen Jungen bekommen, nicht du.«
Nun, die Logik von Tea Ladies scheint bei einem Datenexperten über dreißig nicht zu funktionieren. Aber bei Lee hat sie Spuren hinterlassen.
»Ich weiß, das klingt lächerlich, aber es ist so was von … ungerecht! Ich bekomme zwei Kinder, und beide haben dasselbe
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