Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer
gesehen, in American Psycho und Corellis Mandoline , und er sieht sehr gut aus. Er ist dunkelhaarig, glutäugig, hat einen breiten Kiefer und Wangenknochen, die so markant sind, dass man sich fast daran schneiden kann. Er ist jung und männlich. Andere Gemeinsamkeiten mit meinem Sohn kann ich momentan nicht entdecken.
Und ich bin mir nicht sicher, ob sein Aussehen reicht, dass ich ihn zum Namenspaten meines Sohnes mache.
»Wegen dieses Schauspielers soll ich ihn Christian nennen«, sage ich langsam.
Mummy reagiert eingeschnappt. Sie reißt mir die Zeitschrift aus den Händen.
»Sei nicht albern. Ich finde nur, dass er sehr nett aussieht, irgendwie … aristokratisch.«
Ich lächle geduldig. »Christopher wird ihm kein bisschen ähnlich sehen, Mummy. Martin und ich, wir sind beide blond, blauäugig und hellhäutig. Dieser Typ ist eher ein dunkler Südländer.«
Meine Mutter lächelt zurück, auch sie beweist Geduld. »Ich weiß, dass er anders aussehen wird, Liebling. Chris wird noch schöner sein.«
Wie ich sie liebe!
»Außerdem müssen wir dann nicht befürchten, Daddy zu verärgern.«
Meine Zuneigung beginnt sich zu verflüchtigen.
»Wie bitte«
»Nun, etwas gemein ist es schon, dass du deinen Sohn nach deinem Onkel benennst statt nach deinem Vater.«
Der jüngste Bruder meines Vaters heißt Christopher.
»Ich nenne ihn nicht nach Onkel Chris, ich nenne ihn Chris, weil uns der Name gefällt. Außerdem: Woher willst du wissen, dass wir ihn nicht nach Christopher Kolumbus nennen, dem Entdecker Amerikas«
Die Augen meiner Mutter sind nur noch zwei schmale Schlitze. Sie setzt zum Angriff an.
»Und, ist dem so«
»Nein.«
»Na also.« Meine Mutter lehnt sich triumphierend zurück. Ich bin verwirrt. Warum hält sie sich jetzt für die Siegerin
Ich bin verzweifelt. Wir wollen unser Kind doch bloß Christopher nennen. Wir wollen niemanden verletzen oder vorziehen. Es geht um Christopher, den Menschen, und nicht um die Geburtsurkunde.
»Wie dem auch sei, Daddy ist es bestimmt egal, wie wir ihn nennen«, sage ich, als mein Vater aus dem Arbeitszimmer ins Wohnzimmer kommt.
»Stimmt’s, Daddy«, frage ich.
»Was denn«
»Ist es dir wichtig, wie wir unseren Sohn nennen«
Daddy denkt kurz nach.
»Nein, nicht besonders.«
Ich lächle meine Mutter an, als wollte ich sagen: »Siehst du«
Daddy ergreift erneut das Wort.
»Du könntest ihn auch Adidas oder Castle Lager nennen.«
Meine Mutter und ich starren ihn mit offenem Mund an. Ist er betrunken Krank Verrückt
»Wie meinst du das, Liebling«, fragt meine Mutter mit erstickter Stimme.
Er sieht uns über den Rand seiner Brille hinweg an.
»Nun, wenn du ihm einen Markennamen gibst, könntest du dem entsprechenden Marketingchef schreiben, der dafür bestimmt gern für das Schulgeld, die Kleidung und andere Dinge aufkommen möchte. Das käme dich auf lange Sicht billiger.«
Nur über meine Leiche.
»Das geht doch nicht, Michael, sie und Martin haben bereits beschlossen, ihn Christopher zu nennen. Ein toller Name, wie ich finde.«
»Aber du hast doch gesagt …«, hebe ich an, aber sie unterbricht mich.
»Ja, ich sagte, ein wunderbarer Name, stimmt’s, Sam«
Ich fange den Blick meines Vaters auf. Er zwinkert mir zu.
»Ehrlich gesagt, bist du gerade in dem Moment hereingekommen, Dad, als ich Mummy sagen wollte, dass wir ihn Christopher Michael nennen.«
Meine Mutter kann sich kaum noch beherrschen.
»Das ist ja fantastisch, Sam!« Sie sieht meinen Vater an. »Ist das nicht wunderbar, Liebling«
Mein Vater greift nach der Zeitung. Seine Mundwinkel zucken.
»Wunderbar«, stimmt er zu.
Wunderbar, denke ich.
Als ich Martins Eltern die frohe Botschaft mitteilen will, bin ich deutlich nervöser. Vor allem seine Mutter hat ganz andere Vorstellungen, und jetzt, wo sie weiß, dass das Kind ein Junge und damit der erste Blignaut-Enkel wird, habe ich Angst, sie und ihr Mann Michael (ja, genau) könnten ein größeres Mitspracherecht bei der Namensgebung einfordern. Doch merkwürdigerweise nehmen meine Schwiegereltern die Nachricht gelassen auf. Das verstehe ich nicht. Christopher ist weder ein französischer noch ein Familienname. Und obwohl Martins Vater Michael heißt, dürfte er kaum hugenottische Wurzeln haben.
Ich verkünde die Entscheidung wie nebenbei bei einer Tasse Tee.
»Wir haben beschlossen, unseren Sohn Christopher Michael Blignaut zu nennen.« Ich sage die Wort stolz und glücklich. Hoffentlich werden sich Stolz und Glück auf den
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