Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer
auslöst. Ich fühle mich erfüllt und habe mittlerweile einen recht ansehnlichen Bauch. Wer mir begegnet, sieht, dass ich schwanger bin und nicht bloß fett. Meine Haut wird reiner, mein Haar glänzt, und zum ersten Mal seit beinahe zwanzig Jahren reichen meine Nägel über die Fingerspitzen hinaus. Das Bad wird renoviert, Helen, unsere Haushälterin, ist bei uns eingezogen und arbeitet von nun an ganztags für uns. Martin und ich sehen zu, wie mein Bauch wächst und wächst, wir sind begeistert und aufgeregt. Alles läuft genau nach Plan. Ich habe erneut die Kontrolle.
Doch damit ist es am Tag vor Karfreitag auf einen Schlag wieder vorbei. Ich fahre von der Gründonnerstagsmesse zurück. Martin und ich fahren mit getrennten Autos, weil er im Kirchenchor singt und schon früher zur Probe musste. Ich komme zu spät zur Messe. Das liegt daran, dass ich auf halber Strecke anhalte und helfe, zwei ausgebüxste Hunde einzufangen, die mitten auf der Straße stehen. Nachdem die Hunde wieder sicher hinter dem Gartenzaun verwahrt sind, fahre ich weiter. Obwohl ich zu spät zur Kirche komme, bin ich sehr stolz, meine Bürgerpflicht getan zu haben, und gratuliere mir den ganzen Gottesdienst über zu meiner Hilfsbereitschaft. Später fällt mir ein, dass Hochmut vor dem Fall kommt, aber dass er vor einem Totalschaden kommt, wäre mir nie im Leben eingefallen.
Auf der Heimfahrt bremse ich vor einer Kurve auf dem William-Nicol-Highway, weil auch die Wagen vor mir langsamer fahren. Der Fahrer hinter mir bremst nicht. Er fährt mir mit etwa achtzig Stundenkilometern hinten drauf, woraufhin mein Wagen in den roten BMW vor mir geschoben wird. Ich verliere das Bewusstsein.
Als ich wenige Sekunden später wieder zu mir komme, liege ich auf dem Rücken und schaue zum Wagendach hoch. Dort sehe ich einen großen braunen Fleck, neben dem Innenlämpchen. Ich frage mich, wie er dorthin kommt. Ich frage mich auch, warum ich ihn aus dieser Perspektive sehe. Dann kehrt die Erinnerung an den Autounfall zurück, und ich bekomme Panik. Was ist mit meinem Baby Was ist mit meinem Sohn
Ich versuche den Wagen zu verlassen. Die Tür geht nicht auf. Ich ziehe am Türknopf. Er ist schon oben. Mit wachsender
Angst wird mir klar, dass die Tür sich bei dem Unfall verzogen hat. Ich stemme meine Ferse dagegen und verpasse ihr einen kräftigen Tritt. Sie gibt ein wenig nach, und nach einem zweiten Tritt geht sie auf. Bevor ich aussteige, streiche ich hektisch über meine Jeans, über meinen Schritt. Blute ich
Mein Herz rast, ich habe keine Schmerzen. Nirgendwo ist Blut zu sehen, aber das muss nichts heißen. Ich steige aus dem Wagen und gehe auf den Fahrer des hinteren Autos zu.
Er wirkt nicht sehr sympathisch, sondern ist klein, dick und glatzköpfig. Er trägt ein schmutziges T-Shirt und noch schmutzigere Shorts. Ich erwarte, dass er sich entschuldigt. Mit dem, was jetzt folgt, habe ich nicht gerechnet.
»Du blöde Kuh!«
Gut, so kann man es auch sehen. Mir wurde beigebracht, dass man sich entschuldigt, wenn man im Unrecht ist. Anscheinend gehören wir unterschiedlichen Denkschulen an.
»Wie bitte«, sage ich mit schwacher Stimme und lehne mich gegen das, was von meinem Auto noch übrig ist. Von außen betrachtet, befindet es sich in einem erbarmungswürdigen Zustand. Das Fließheck ist bis zum Rücksitz eingedrückt. Die Kühlerhaube ist eingedellt, und einer der Scheinwerfer baumelt traurig hin und her wie ein aus seiner Höhle getretenes Auge. Die Frau in dem BMW steigt aus ihrem Wagen. Ich wünschte, Martin wäre da.
Martin ist da. Sein Wagen fährt an uns vorbei und hält auf dem Seitenstreifen. Er springt heraus und eilt herbei. Der schlechte Fahrer schreit mich immer noch an.
»Was ist nur in Sie gefahren, dass Sie mitten auf einer stark befahrenen Autobahn stehen bleiben! Das ist alles Ihre Schuld, Sie blöde Kuh!«
Ich fasse es nicht. Ich bin beinahe im fünften Monat. Schämt er sich denn nicht Macht er sich keine Sorgen um mein Kind, darum, ob wir verletzt sind Was ist nur in ihn gefahren
»Ich habe gebremst, weil die Wagen vor mir gebremst haben. Warum sind Sie nicht vom Gas gegangen«
Er geht rückwärts zu seinem Wagen. Er wird doch nicht einfach davonfahren und mich hier stehen lassen
»Ich bin im fünften Monat schwanger«, sage ich schluchzend. »Wie können Sie mich so anschreien«
Er wird unruhig.
»Quatsch, es geht Ihnen doch prima.« Er schimpft weiter vor sich hin, während er versucht, wieder in seinen Wagen zu
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