Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer
Fernsehsignal mit den meisten Babyphonen kollidiert.« Sie sagt das ganz sachlich, aber ich bin schwer beeindruckt, wie gut sie sich mit den Produkten auskennt.
»Wenn wir also Satellitenfernsehen haben, müssen wir dieses Gerät hier kaufen« Martin wirkt wenig begeistert, als er die fragliche Schachtel aus dem Regal nimmt.
Sie nickt. »Ja, die anderen können Sie vergessen.«
Martins Reaktion erstaunt mich. Er liebt technische Spielereien, er begann regelrecht zu strahlen, als sie den Videobildschirm erwähnt hat. Doch jetzt wirkt er entschieden verärgert.
»Das ist also das einzige, das man mit Satellitenfernsehen benutzen kann. Alle anderen«, er zeigt auf die sonstigen Geräte, »werden bei uns zu Hause nicht funktionieren. Alle ihre Funktionen verabschieden sich, wenn PayTV läuft.«
Sie nickt.
»Danke«, sagt er mit einem falschen Lächeln, und sie verschwindet.
»Was ist los« Ich mache mir langsam Sorgen.
»Das ist los.« Er hält mir die Schachtel hin. »Was siehst du hier«
Ich betrachte die Schachtel. Sie trägt den typischen italienischen Markennamen und zeigt das Foto eines weißblauen Displays, das wichtig im Aufladegerät steckt. Daneben ist eine lange Liste mit technischen Daten abgedruckt. Auf mich wirkt das alles sehr seriös. Ich verstehe die Reaktion meines Mannes nicht.
»Was ist los«, frage ich erneut und scherze dann, »wolltest du ein rotes«
Er hält mir die Schachtel noch näher unter die Nase. Ich verstehe immer noch nicht.
»Nach was soll ich Ausschau halten«
»Nach dem Preisschild.«
»Oh.« Es kostet über tausend Rand. Ein stolzer Preis. Dafür bekommt man schon anderthalb Paar italienische Schuhe. Oder zwei Nächte im Hilton. Ein bisschen viel Geld, nur um sein Baby im Nebenzimmer weinen zu hören. Martin regt sich auf, wie ungerecht das alles ist.
»Hätten wir staatliches Fernsehen«, knurrt er, »müssten wir für dieses Ding nur dreihundert Rand bezahlen.«
»Ja, aber wenn wir nur staatliches Fernsehen hätten, könntest du Star Trek bloß auf Video sehen statt drei Mal die Woche.«
»Stimmt«, sagt er mürrisch. »Trotzdem wirkt das Ganze auf mich eher wie ein kriminelles Kartell.«
Recht hat er. Ein Kind bekommen ist in etwa so, als finge man ein neues Hobby an, sagen wir mal Zelten. Geht man als Kind zelten und hat kein Geld, kann man von Glück sagen, wenn man eine Plastikplane mit Luftschlitzen sein Eigen nennt. Man kann sich darin zu dritt in billige, quietschende Schlafsäcke legen, Saft aus einer Wasserflasche trinken und die Sandwiches essen, die einem Mama mitgegeben hat. Allein dieses Erlebnis macht glücklich, nicht die dazugehörigen Accessoires. Wenn man älter wird und das Zelten zum Hobby macht, ändern sich die Bedürfnisse. Sobald man einen Campingprospekt und die Hochglanzwerbung darin studiert, wird einem weisgemacht, dass das Erlebnis, im Freien zu übernachten, das man schon als Kind mit so wenig Zubehör genoss, durch den Kauf aller Gegenstände, die gerade noch auf die eigene Kreditkarte passen, noch gesteigert wird. Früher fand man es toll, in einem von Heringen gehaltenen Dreimannzelt zu übernachten. Wie viel Spaß muss es dann erst in einem aufblasbaren Dreizimmerzelt mit Trennwänden und einer eingebauten Pumpe machen Das Safttrinken mit den Freunden war himmlisch Nun, richtig paradiesisch wird es erst mit einem vierzig Kilo schweren Kühlschrank für das Bier, den man ans Auto anschließen kann! Schon bald ist das alles kein Luxus mehr, sondern reine Notwendigkeit. Die Unschuld kindlicher Vergnügungen ist dahin und wurde durch das viele Zubehör ersetzt, das wir uns angeschafft haben, um das Erlebnis zu intensivieren. Das Zubehör ist jetzt das Erlebnis.
Bis man merkt, dass es ohne gar keinen Spaß mehr macht. Spätestens dann ist ein Abenteuer ohne Accessoires undenkbar.
Dasselbe gilt für die Geburt eines Kindes. Als meine Mutter die Liste sieht, lacht sie. Meine Liste mit »notwendigen Anschaffungen«, die ich mithilfe von drei Schwangerenratgebern, einem Geburtsvorbereitungskurs und freundschaftlichem Rat erstellt habe, füllt vier DIN-A-4-Seiten. Ihre passt auf eine Seite ihres Taschenkalenders.
Wir vergleichen unsere Notizen bei einem Glas Wein. Na ja, sie trinkt ein Glas Wein und ich eine Tasse Pfefferminztee.
»Gut, du hast also einen Kinderwagen, einen Autositz und Windeln. Und du hast das Bettchen.«
Ja, Gott sei Dank haben wir das Bettchen. Eine Woche nach meiner letzten telefonischen Nachfrage kam es in den
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