Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer
jammern.«
Nun, das stimmt. Aber das liegt nicht daran, dass ich mich nicht auf mein Kind freue. So bin ich eben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser kleine Mensch tatsächlich Teil meines Lebens sein wird. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass das Ungeborene, das ich auf dem Bildschirm beim Gynäkologen sehe, mein Kind ist. Mein Kind. Mein Sohn. Ich weiß noch, wie ich CNN schaute, als die Twin Towers angegriffen wurden. Ich sah mir die Aufnahmen des in einen Turm rasenden Flugzeugs immer wieder an. Ich sah, wie die Anzahl der Toten zunahm, ohne wirklich zu begreifen, was ich da soeben gesehen hatte. Es überstieg einfach meine Vorstellungskraft. Ich musste mir immer wieder neu klarmachen, dass das echt war und keine Szene aus irgendeinem Actionfilm. Bruce Willis würde nicht aus einem vorbeifahrenden Zug springen und die Stadt retten. Das war real. Dasselbe Problem habe ich mit Christopher. Ich sehe ihn auf dem Bildschirm und kann nicht glauben, dass er in mir heranwächst. Ganz so, als betrachtete ich das Video vom Ultraschall einer anderen. Ich fühle mich nicht wie eine Mutter. Keine Ahnung, wie sich eine Mutter fühlt. Ich habe es noch nicht erlebt, also weiß ich es auch nicht. Wenn ich Babysachen wie den Kinderwagen und das Bettchen kaufe, komme ich mir vor wie eine Betrügerin. Es fühlt sich komisch und irgendwie falsch an, für jemanden einzukaufen, der noch gar nicht auf der Welt
ist. Wenn ich in einem Laden stehe, Wickelauflage und Schühchen in der Hand, ertappe ich mich dabei, dass ich am liebsten sagen würde: »Das geht schon in Ordnung. Ich bin schwanger. Ich darf diese Sachen kaufen, ich gehöre zu eurem Verein.« Aber bis ich mein Kind in den Armen halte, muss ich mich damit abfinden, dass ich rein emotional reagiere wie ferngesteuert.
Ich versuche, das Martin zu erklären. Ich weine viel dabei, nicht weil ich traurig bin, sondern weil ich das Gefühl habe, ihn zu enttäuschen. Ich liebe ihn so sehr, und die Vorstellung, ihn zu enttäuschen, ist für mich das Schlimmste. Er ist der Einzige, der mich so nimmt, wie ich bin. Das war von Anfang an so. Was, wenn das jetzt nicht mehr reicht Ich verspreche ihm, mich zu bemühen, mehr wie eine Mutter zu denken. Ich biete an, mir eine Rüschenschürze zu kaufen. Und weine erneut. Anschließend nimmt er mich fest in die Arme. Und sagt, dass ich ihm immer genügen werde. Dass ich bestimmt eine fantastische Mutter sein werde. Er sagt, dass er genügend Vertrauen für uns beide hat. So sitzen wir noch lange da, bis der Parkplatzwächter kommt und an unser Autofenster klopft, weil jemand unseren Parkplatz will. Dann fahren wir nach Hause.
Meine Mutter und ich erledigen einen Großteil der restlichen Einkäufe. Sie geht gern einkaufen, und bei ihr habe ich kein schlechtes Gewissen, wenn ich albern herumkichere. Und ich komme mir auch nicht blöd vor wegen der Liste, weil es die Hälfte darauf noch gar nicht gab, als sie ihr erstes Kind bekam, nämlich mich. Sie verhält sich wie ein Kind im Süßwarenladen.
»Was ist denn das«, fragt sie und geht die Liste durch. »Keile«
»Ja, genau.«
»Was sind Keile Das klingt grob.«
»Die sind nicht grob, Mutter«, sage ich leichthin, »das sind keilförmige Schaumkissen, die verhindern sollen, dass das Kind auf den Bauch rollt und erstickt.«
»Oh.« Meine Mutter wirkt beeindruckt. Dann runzelt sie die Stirn. »Wie meinst du das Dürfen Babys nicht auf dem Bauch schlafen«
»Natürlich nicht«, sage ich herablassend. »Wissenschaftler sehen darin eine Hauptursache für den plötzlichen Kindstod.«
Sie zieht die Brauen hoch.
»Ihr habt alle auf dem Bauch geschlafen. Und überlebt.«
»Glück gehabt.«
Sie zuckt die Achseln. »Ständig erzählen sie einem etwas Neues. Zu meiner Zeit schliefen Babys auf dem Bauch, und man gab ihnen Säuglingsnahrung, da die Muttermilch angeblich nicht nahrhaft genug sei. Jetzt ist wieder alles anders.«
Sie sieht traurig aus. Ich umarme sie.
»Wenn Christopher Kinder hat, dürfen sie bestimmt wieder auf dem Bauch schlafen.«
Wir kaufen die Keile.
Als Nächstes ist das Babyphon an der Reihe. Aber das kann ich nicht mit meiner Mutter kaufen. Ich finde es unverzichtbar, meine Mutter hält es für überflüssigen Luxus.
»Das brauchen wir nicht, verdammt noch mal«, sagt sie genervt. Wir trinken Kaffee, während gerade über die Tour de
France berichtet wird. Meine ganze Familie liebt die Tour. Sie gehört zu den wenigen Dingen, für die wir uns alle
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