Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer
Selbsterkenntnis wird etwas, das man tun soll, um die Dehnbarkeit des Muttermunds zu erhöhen. Wenn ich einen Artikel lese, in dem steht, dass ich mein Perineum mit Olivenöl einschmieren soll, damit es für die bevorstehende Premiere elastischer wird – für alle Nichtschwangeren, die das vielleicht nicht wissen: Das Perineum ist der Bereich zwischen Vagina und Anus -, finde ich das schockierend. Dabei habe ich diesen Artikel nicht in einem Pornomagazin, sondern in einer BABY-Zeitschrift gelesen, die öffentlich ausliegt und nicht etwa irgendwo unter dem Ladentisch. Nicht der Artikel an sich schockiert mich, sondern die Schlussfolgerung, die ich daraus ziehe: »Hallo, Muttis! Nichts ist mehr heilig. Jene Körperteile, die nur ihr und eure Partner kennen, werden von jemand anderem übernommen!« Wie schafft man es, den eigenen Körper wieder sexuell attraktiv wirken zu lassen Wie kann man mit dem Mann, den man liebt, ins Bett gehen, wohl wissend, dass man nie mehr zu demselben Dirty Talk in der Lage sein wird wie vorher »Fick mich wie ein Stier!« klingt aufregend
und sexy, aber »Ich will deinen Schwanz in meinem Geburtskanal spüren« vergleichsweise abtörnend. Wer kommt zuerst dran Was ist wichtiger Dass ich mit den klassischen drei Mal die Woche etwas für meine Ehehygiene tue Oder dass ich mich nach dem Ins-Bett-Gehen sofort wegdrehe, um wenigstens etwas Schlaf zu bekommen, und die Hälfte meines einst beeindruckenden Dekolletés alle drei Stunden jemand anderem in den Hals stecke
Vielleicht gibt es ja einen Kompromiss. »Also, Martin, du bekommst den Parkplatz im Erdgeschoss und Chris das Penthouse. Mein Leben nach der Geburt wird folgendermaßen aussehen: Beckenbodentraining, damit mir mein Mann nicht davonläuft. Und kein Kaffee und keine Zwiebeln, damit die Muttermilch süß schmeckt. Ich fühle mich jetzt schon hundeelend.
Die Worte meiner Ärztin klingen mir in den Ohren: »Sie werden es vergessen. Sie werden alles vergessen und anderthalb Jahre später noch mal von vorn anfangen.« Als ich mich aus Sandras Sofa wuchte, beschließe ich, das nie mehr zu tun. Und Olivenöl einzukaufen.
KAPITEL 7
Let’s party!
»Du musst eine Babyparty veranstalten.« Katie ist sauer auf mich. Und ich bin sauer auf sie. Und Olivia, meine fantastische Patentochter, ist sauer, weil wir sauer sind.
»Hört auf zu schreien«, befiehlt sie.
Katie und ich senken unsere Stimmen.
»Du kannst unmöglich darauf verzichten«, zischt sie mir zu. »Alle machen eine Babyparty.«
Wir sitzen in Katies Wohnzimmer. Sie wollte sich mit mir in einem Gartenlokal am Ende der Straße treffen, aber ich habe mich geweigert. In letzter Zeit verlasse ich das Haus nur noch, um zur Arbeit zu gehen. Neunzig Prozent meiner Einkäufe erledige ich über das Internet. Ehrlich gesagt, würde ich auch hier nicht sitzen, wenn mir die über meinen Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben verärgerte Katie nicht angedroht hätte, mich zu Hause abzuholen. Also bin ich zu ihr rausgefahren, um ihr zu versichern, dass es mir gut geht und mein Rückzug nichts mit ihr zu tun hat, sondern nur etwas mit mir. Mir ist heiß, ich bin schlecht gelaunt und fett. Ich bekomme kaum noch Luft. Wir schreiben den zwanzigsten Juli, und mein Baby soll in vier Wochen kommen. Das sind vier Wochen zu viel. Christopher sitzt so weit oben, dass ich Angst habe, er könnte mir bei der
geringsten Bewegung das Brustbein ausrenken. Wenn ich mich abends im Spiegel betrachte, was immer seltener wird, je näher der Geburtstermin rückt, bin ich entsetzt, wie sehr meine Brüste hängen oder mir seitlich unter die Achseln gequetscht werden. Meine Brustwarzen sind dunkel und undicht, sie geben eine klebrige graue Substanz namens Kolostrum von sich. Ich muss etwa dreihundertmillionen Mal am Tag aufs Klo. Ich war noch nie so wenig begeistert, schwanger zu sein, wie jetzt. Ich wünschte, ich wäre eine Bärin. Dann würde man erwarten, dass ich wahnsinnig zunehme und schlechte Laune habe, und mich mindestens ein halbes Jahr in Ruhe lassen. Ich bin so was von frustriert, dass ich fast daran ersticke. Und jetzt wollen mich meine Freunde mit Gewalt ins Leben zurückholen – und zwar ins Rampenlicht einer Babyparty!
»Warum kann ich nicht darauf verzichten«, sage ich bockig. »Ich bin nicht ›alle‹.«
»Nein«, sagt Katie. »Du bist viel schwieriger.«
Olivia kommt wieder ins Zimmer.
»Mummy«, fragt sie. »Darf ich dein Hochsseitswideo ansehen«
Katie steht auf, geht ins
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