Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer
Kinderzimmer und legt es ein.
»Werd erwachsen, Sam«, sagt sie über ihre Schulter hinweg. »Du wirst in einem Monat Mutter. Also benimm dich auch entsprechend.«
Aber ich fühle mich nun mal nicht so, Katie. Ich fühle mich überhaupt nicht wie eine Mutter. Sondern einfach nur sterbenskrank. Ich habe Angst. Ich bin gereizt. Ich fühle mich einsam. Als Mutter sollte man sich doch eigentlich anders fühlen, oder
Katie kommt zurück und wirft ihr langes blondes Haar nach
hinten. Sie setzt sich neben mich und wendet mir ihr perfekt geschminktes Gesicht zu. Meines ist das krasse Gegenteil. Es ist fleckig und tränenüberströmt. Sie legt eine Hand auf mein Knie.
»Kopf hoch«, befiehlt sie. »Es könnte schlimmer sein. Du bist gesund, das Baby ist gesund. Du hast einen tollen Mann, eine Haushälterin und ein tolles Haus. Und du hast das Glück, eine Freundin zu haben, die deine Babyparty organisieren wird.«
Schon wieder.
»Ich möchte niemanden zu mir nach Hause einladen, um mit Geschenken überhäuft zu werden. Das ist barbarisch.«
Das ist keine Ausrede, sondern meine feste Überzeugung. Aus demselben Grund wollte ich auch schon keine Hochzeitsliste. »Hallo, bitte kommt zu meiner Hochzeit und kauft mir eine blaue Teekanne mit goldenem Deckel, die ich eigens für mich ausgesucht habe.« Ich finde es hoffnungslos altmodisch, dass andere einem Geschenke kaufen sollen, die man sich selbst ausgesucht hat. Geschenke sollten das Zeichen einer persönlichen Wertschätzung sein, nicht die Eintrittskarte zu einer Party. Ich versuche das Katie zu erklären. Sie reagiert äußerst verständnisvoll.
»Quatsch«, sagt sie brüsk. »Alles nur Quatsch. Du machst eine Party und damit basta.«
»Ich will niemanden bei mir zu Hause sehen«, jammere ich. »Das Kinderzimmer ist noch nicht fertig, und alles ist total unaufgeräumt.«
Katie hebt eine ihrer perfekt gezupften Brauen.
»Na gut. Dann feiern wir eben hier.«
Jetzt sitze ich in der Falle.
»Gib mir eine Liste deiner Freundinnen«, sagt sie, »ich werde alle einladen.«
Die perfekte Ausrede.
»Ich habe keine Freunde.«
»Du lügst!«
»Ehrlich nicht!«
»Oh doch, ich kenne sie.«
»Wen denn«, frage ich aufgebracht. Seit beinahe neun Monaten bin ich nirgendwo hingegangen, habe nichts getan, niemanden gesehen. Woher will sie wissen, ob ich Freunde habe?
»Ich habe Cindy und Alex kennengelernt«, verteidigt sie sich, »und ich weiß, dass du das Mädchen magst, mit dem du am Vormittag zusammenarbeitest. Wie heißt sie noch gleich?«
»Deryn Ashman.«
»Und wen möchtest du noch einladen?«
»Das reicht.«
Sie rauft sich die Haare. Wäre sie nicht so schön, sähe sie aus wie eine durchgeknallte Wissenschaftlerin.
»Das reicht KEIN BISSCHEN. Du kannst unmöglich nur drei Leute zu deiner Babyparty einladen! Was ist mit deiner Freundin Lee?«
»Die kann nicht.« Das ist die Wahrheit, sie muss liegen. Das war ein großer Schock für uns beide. Vor allem natürlich für sie. Ich rufe Lee an, um zu hören, wie es ihr geht.
»Oh, gut, so wie es einem eben geht, wenn man seit zwei Wochen nicht aufgestanden ist.«
»Warum liegst du im Bett?«
»Ich habe Wehen«, sagt sie sachlich, aber ich höre, dass sie Angst hat. Ich habe Angst um sie. Bei ihr dauert es noch fast
zwei Monate bis zum Geburtstermin, mindestens fünf Wochen, bis die Kinder richtig lebensfähig sind. Kein idealer Zeitpunkt für die Zwillinge, zur Welt zu kommen.
»Was unternimmst du dagegen?«
»Medikamente, Medikamente und noch mehr Medikamente. Beten. Und Nougatschokolade.«
»Nougatschokolade verhindert Wehen?«
»Nein, aber sie tröstet mich. Diese Zwillinge wollen raus, das spüre ich.«
»Woher weißt du das?«
»Ich fühle es.«
Ich bin überwältigt.
»Du kannst es fühlen? WIE?«
Sie wird langsam ungeduldig.
»Ich lege meine Hand da unten hin und betaste mein Perineum. Das machst du doch bestimmt auch?«
»Na ja. Ein einziges Mal. In der Badewanne. Und dann kam Martin herein. Er hat mir meine Erklärung nicht abgenommen.«
»Nun, bei mir hat die Untersuchung der Stelle ergeben, dass ich bis zum Schluss liegen muss.«
Ich schicke ihr Bücher, Zeitschriften, Videos. Und E-Mails. Sie ist der Grund dafür, dass ich nicht völlig durchdrehe. Aber sie kann nicht zu meiner Babyparty kommen.
Katie gibt sich immer noch nicht zufrieden.
»Jetzt haben wir nach wie vor nur drei Gäste.«
»Fünf, dich und mich mit eingerechnet. Sechs mit meiner Mutter. Sieben mit meiner
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