Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer
Mummy« alle Ehre machen?
»Weil du damals noch nicht auf der Welt warst, Liebling«, sagt Katie und drückt Olivia. Olivia reißt sich los.
»Ja, aber warum denn nicht?«
»Weil du noch nicht geboren warst, Liebes.« Katie lacht, und ich stimme mit ein. Plötzlich bin ich vom selben Aspekt des Mutterseins hingerissen wie vor acht Monaten: von kindlicher Unschuld und Naivität.
Olivia legt ihre Stirn in Falten.
»Aber warum habt ihr nicht einfach auf mich gewartet?«
Dieser Wortwechsel ist dermaßen rührend und erfrischend,
dass sich meine Laune sofort bessert. Ich sehe Katie an und danke ihr.
Sie zuckt die Achseln und wirft ihr Haar nach hinten.
»Das ist doch selbstverständlich.«
»Das sehe ich anders. Danke. Danke, dass du mich immer noch magst, obwohl ich mich nicht ausstehen kann.« Sie hat nicht vor, mich in meinem Selbstmitleid zu bestätigen.
»Komm schon, lass dich nicht hängen. Wir sehen uns nächsten Dienstag.«
An besagtem Dienstag aber bekommt sie mich nicht zu Gesicht. Am Sonntag bekomme ich eine Bronchitis. Ich konnte vorher schon kaum noch tief durchatmen, aber jetzt kriege ich kaum noch Luft. Meine Nase ist zu, meine Augen tränen, und ich habe 39 Grad Fieber. Ich gehe zu meiner Hausärztin und weine. Sie fragt mich, ob ich ins Krankenhaus will.
»Bekomme ich dort hammermäßige Schmerzmittel?«, frage ich kläglich.
Martin ist mit im Sprechzimmer. Er verdreht die Augen und seufzt laut. Meine Hausärztin versucht vergebens, ein Grinsen zu unterdrücken.
»Nein. Aber es gibt Fernsehen auf dem Zimmer.«
Ich lehne das Angebot ab, ins Krankenhaus zu gehen. Ich habe selbst einen Fernseher in meinem Zimmer.
Meine Hausärztin gibt mir einen Inhalator für zu Hause mit, damit ich wieder etwas freier atmen kann. Meiner Meinung nach wird man high davon. Oder besser gesagt: Ich werde high davon. Nach seiner Benutzung fühle ich mich völlig entspannt und glücklich. Ein willkommenes Gefühl. Zum ersten Mal in
diesem Schwangerschaftsdrittel bekomme ich Luft und kann auf der Seite schlafen, ohne Schmerzen zu haben. Ich bin sehr krank, aber bester Laune. Die Hausärztin schlägt einen Kaiserschnitt vor, aber ich bin dermaßen entspannt, dass mir das alles egal ist.
»Ist das Baby in Gefahr?«, frage ich.
»Oh nein«, sagt sie. »In Ihrem Schwangerschaftsstadium ist es vollkommen lebensfähig.«
»Toll«, sage ich. »Dann gehe ich nach Hause, fernsehen.«
Und das tue ich auch.
Martin ruft Katie an, um sie über meine Bronchitis zu informieren und ihr zu erklären, dass ich nicht zu meiner Babyparty kommen kann. Katie bleibt davon völlig unbeeindruckt.
»Kein Problem«, sagt sie, »dann feiern wir eben eine Woche später.«
Eine Woche später, am zwölften August, habe ich Geburtstag, mein dreißigster. Ich sitze im Auto meiner Mutter, und wir fahren zu Katie auf meine Babyparty. Ich darf nicht mehr Auto fahren. Martin und meine Eltern haben mir die Autoschlüssel weggenommen. Falls ich beim Fahren Wehen bekomme, behaupten sie, aber ich glaube, es liegt eher an meinen Wutausbrüchen, die ich in der Woche, bevor ich krank wurde, beim Autofahren an den Tag legte.
Hormone können sich merkwürdig auf den weiblichen Verstand auswirken. Ich konnte der Theorie, dass eine Frau, die auf ihren Mann losgeht, an prämenstruellen Stimmungsschwankungen leidet, noch nie etwas abgewinnen. Und ich bin auch nicht der Meinung, dass eine Frau, die ihren Liebhaber mit dem
Wagen überfährt, Hitzewallungen dafür verantwortlich machen kann. Man muss sich beherrschen können, finde ich. Nun, ich habe mich getäuscht. Denn in den letzten vier Wochen vor der Geburt leide ich an extremen, hormonell bedingten Stimmungsschwankungen. Ich bin sogar selbst entsetzt über mein Verhalten. Ich rufe Lee an, um ihr davon zu berichten.
»Ich fass es nicht, dass du immer noch Auto fährst!«, sagt sie. »In ungefähr drei Wochen kommt dein Baby!«
»Genau, das macht noch weitere einundzwanzig Tage hinterm Steuer.«
»Hast du keine Angst, in so einem Moment Wehen zu bekommen?«
»Nein. Ich kann es kaum erwarten.«
Lee darf das Haus immer noch nicht verlassen und ist seit der dreißigsten Schwangerschaftswoche ans Bett gefesselt.
»Wie dem auch sei, du kennst die Kreuzung unweit meines Hauses?«
»Die an der Zwölften, neben dem großen Restaurant?«
»Ja, Zwölfte und Wessels-Street. Nun, jeden Tag fährt jemand drüber, wenn ich gerade Vorfahrt habe.«
»Aber doch nicht immer dieselbe Person?«
»Nein,
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