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Alles total groovy hier

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Titel: Alles total groovy hier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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müssen Ihr Hörgerät einschalten!«
    »Hallo?«
    »Oder den Lautstärkeknopf auf Ihrer Tastatur drücken!«
    »Hallo? Ich versteh Sie ganz schlecht.«
    »Frau Mohr, ich bin's! Kristof Kryszinski! Holen Sie mir doch mal meinen Hund ans Rohr!«
    Mit Struppi kann man, anders als mit Möhrchen, wie sie auch zärtlich genannt wird, tatsächlich telefonieren.
    »Falls Sie wieder wegen Herrn Kryszinski anrufen, da kann ich Ihnen absolut nicht sagen, wo der hin ist. Der ist ja dauernd unterwegs. Und ich muss mich dann wieder um seine Tiere kümmern.«
    »Frau Mohr! Es war Ihre Idee, den Hund zu Hause zu lassen! Weil's ihm ja angeblich zu warm würde in Spanien!
    Dabei gibt's hier mehr Köter als in Herne und Wanne zusammen! Und wer ruft da bei Ihnen an und fragt nach mir?!«
    »Am besten warten Sie, bis er wieder zurück ist. Wann, kann ich Ihnen nicht sagen. Ich muss jetzt auflegen. Die Katze möchte ihr Fresschen.«
    »Die Katze will immer was zu fressen! Wer ruft bei Ihnen an und fragt nach mir? Und ich hab meinen Hund noch nicht gesprochen!«
    Klack, tuuut.
    »Du gottverdammte, taube Nuss!«
    Zwei Radtouristen, behelmt, bebrillt, behandschuht, in identischen Trikots in Schweizer Farben, ihre Drahtesel kaum auszumachen unter Gebirgen von Gepäck, hatten auf der anderen Straßenseite angehalten und betrachteten mich nun, als wären sie nicht unbedingt von meiner Harmlosigkeit überzeugt.
    »Man muss nur rufen: >Woist die Katze?(<<, erläuterte ich, >>Und er bellt dreimal. Zirkusreif.«
    Die beiden nickten, und dann fragten sie mich nach dem Weg zu dem Campingplatz, vor dessen Einfahrt sie standen. Mit einer langen, komplizierten, gestenreichen Wegbeschreibung schickte ich sie freundlich weiter, in die Nacht.
    Ein Feuer loderte in der Mitte des Strandes, umsprungen von zumeist haarigen Gestalten. Gitarrensaiten wurden gestrichen und Bongofelle geklopft und dazu aufbauende Lieder gesungen über die beiden großen verbleibenden Themen, namentlich die Befreiung der Völker von der Knechtschaft und die Legalisierung des Konsums von THC.
    Alma, das Muttertier, performte einen Ausdruckstanz, der den Strand erbeben ließ, und schüttelte dazu das Tamburin, dass man Mitleid mit den Schellen bekam. Hippies, Surfer, Holländer. Surfer, Holländer, und Hippies. Es war unbegreiflich. Mit all diesen Gestalten hier hätte Schisser, der Biker, der Punk, der Streetfighter, so viel anfangen können wie ... ich, ungefähr. Doch er war hier gewesen. Und musste, wie jeder, irgendwo pennen, duschen, kacken. Der Mangel an Bier wäre ihm egal, doch ... Schisser raucht. Gras. Unaufhörlich. Es gibt so gut wie kein Foto von ihm ohne einen seiner geliebten, in gelbes Maispapier gewickelten Sticks. Er hat sich sogar extra eine Cockpitverkleidung an seine Buell geschraubt, um auch während der Fahrt rasch mal einen durchziehen zu können. Einziger wirklicher, erkennbarer Punkt von Interesse für ihn war damit Leroys Headshop.
    Zu, der Shop. Sorgfältig abgeschlossen für die Nacht. Ich ging zurück zum Hymer, hockte mich in die offene Türe, knabberte Zwieback mit Scheib letten, nuckelte an meinem mittels Beigabe von Cola entgällten Blauroten und sehnte das Sinken des Vorhanges herbei.

TAG 2
    Der ganze Platz lag noch im Dämmer, Scuzzi schnarchte in seiner Koje,nur die Surfer und die Möwen waren schon munter und lärmten auf dem Meer herum, als ich vor den Hymer trat, einen Kopfschmerz wie einen Schusskanal zwischen den Ohren. Ich machte mir eine geistige Notiz, sämtliche Vorräte vom selbst gekelterten Chäteau Migraine aufzukaufen und zu Weihnachten großzügig an alle meine Lieblingsfeinde zu verschenken. Gelangweilt streunte ich den Strand entlang. Eine Meute gelangweilter Hunde schloss sich mir an und streunte gelangweilt hinter mir her. Magere, räudige, verflohte Gestalten aller Größen und Rassen, die hauptsächlich von Müll zu leben schienen und einem mit einer Mischung aus Dreistigkeit und Scheu begegneten. Unmöglich, sie nicht zu mögen. Ich hätte ihnen was zu Fressen gegeben, hatte aber selbst noch nicht gefrühstückt. Also stromerten wir mit knurrenden Mägen weiter. Schwarz wie ein Trauerflor stand der Qualm der Müllkippe über den Klippen im Norden. Die Surfer paddelten hinaus, warteten, warteten, warteten, ritten eine Welle ab, paddelten wieder hinaus und warteten erneut.
    Diesen Zeitvertreib umgibt ein Mythos, der sich mir noch nicht bis zum Letzten erschlossen hat.
    Ich suchte mir eine Stelle der Bucht, wo die

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