Alles total groovy hier
vom Geschehen.
Das kaputte Tischelement wurde entfernt, die Lücke durch Verschieben geschlossen, ein neuer Stuhl für Leroy besorgt, und alles ließ sich nieder in freundlich murmelndem, morgendlichem Umgang miteinander. Niemand hatte auch nur einen Blick für mich übrig. Kristof, der Unberührbare.
Fickt euch, dachte ich.
Bei Tageslicht waren die Hunde wieder etwas geselliger. Eigentlich war ich zum Schwimmen gekommen, doch ohne Brandung fehlte das Element der Herausforderung. Also schlenderte ich nur den Strand entlang, und ein paar der verwilderten Bande schlenderten mit. Ich fragte sie nach Schisser, doch so richtig mit der Sprache raus wollten auch sie nicht.
Draußen, am äußersten Ende der Mole, hockte ich mich hin und starrte auf das Meer, das grau aussah heute, flach, langweilig. Zum Kotzen langweilig.
Ein ganzer Haufen Kids kam angetrabt, uneins, ob sie schwimmen gehen sollten oder lieber nicht.
»Letzte Gelegenheit«, sagte einer, und damit war die Entscheidung gefallen. T-Shirts wurden abgestreift, FlipFlops von den Füßen geschleudert.
»Wieso letzte Gelegenheit?«, fragte ich.
Alle, wirklich alle drehten die Köpfe von mir weg. Nur eine Kleine mit Sommersprossen und einer Schweinchennase nicht.
»Wir dürfen nicht mit dir reden«, sagte sie.
»Wieso letzte Gelegenheit?«, wiederholte ich und sah ihr direkt in die Nasenlöcher.
»Weil, unser Flieger geht heute Nachmittag?« Provokant angehobene Stimme zum Satzende, angehobene Nase, angehobene Braue. Es gibt Kinder, die betteln geradezu darum, dass man ihnen eine scheuert.
»Ihr fliegt nach Hause? Wieso das denn?«
Sie verdrehte die Augen, nahm die Nase noch ein wenig höher. Irgendjemand sollte ihr davon mal abraten, schoss es mir durch den Kopf.
»Die Sommerferien sind vielleicht zu Ende?«, meinte sie, als ob man einen Schaden haben müsse, das nicht zu wissen.
»Und warum dürft ihr nicht mit mir reden?«
Hat man sie einmal am Quatschen, macht dies das Verbot sozusagen rückwirkend hinfällig. Stimmt mich immer heiter, so was. »Meine Mutter hat gesagt, du wärst von der DEA«,antwortete ein hübscher Knabe mit ach so blauen Augen, umso auffälliger gemacht von seinem dunklen Teint und dem Mopp krauser Haare, unter denen sie hervorlugten. DEA, dachte ich, Jessas. Drug Enforcement Agency, die US-Drogenbekämpfungsbehörde.
Und ich. »Kristof Krys-
zinski, Special Agent DEA. Bleiben Sie stehen, oder ich mache von der Schusswaffe Gebrauch.« Weia.
»Du kannst deiner Mutter eines von mir ausrichten: Sie hat 'nen Furz im Kopp.«
»Mach ich.«
Sie lachten.
»Also, Kids: 'nen Fünfer für jeden, der mir etwas über meinen Freund Schisser erzählen kann.«
Nee, das ging jetzt doch zu weit.
»Kommt, lasst uns reingehen«, meinte der Knabe und meinte das Wasser.
»Also gut: 'nen Zehner.«
»Nee«, zierte sich Sommersprosse. »Alma hat gesagt, du würdest uns Geld bieten. Wir sollen sagen, wir zeigen dich an. Wegen Belästigung.«
»Zwanzig. Mein letztes Wort.«
»Erst mal zeigen«, forderte Blauauge.
Na also, dachte ich und fummelte meine Barschaft aus der Jeanstasche.
Entfaltete das Bündel Scheine. Das in meiner Erinnerung um einiges dicker gewesen war. Bunter auch, weniger grau und weniger, tja, einstellig. Hm.
»Also, Kids, um noch mal auf mein ursprüngliches Angebot zurückzukommen ... «
»Vergiss es. Wir müssen jetzt eh los. Kommt.«
»Na, dann noch viel Spaß in der Schule«, rief ich ihnen hinterher.
Mehrere kleine, gereckte Mittelfinger antworteten.
»Mach aus«, sagte ich zu Scuzzi, der gerade die Flamme an einen fetten Dreiblatt halten wollte. Er blickte mich muffelig an, gehorchte aber.
»Hab dich schon gesucht«, meinte er, platzierte Joint und Feuerzeug sorgfältig neben sich auf dem Eingangstreppchen des Hymers. »Es gibt da ein paar Neuigkeiten.«
»Ah«, sagte ich, lehnte mich gegen die Flanke des Wagens und betrachtete meinen abgeschürften Ellenbogen.
Schon zu, die Wunde. Gutes Heilfleisch, wie man bei uns sagt. Immer schon gehabt.
»Ja. Schisser war also tatsächlich nicht hier, aber -lass mich ausreden, hörst du?«
Ich grunzte. »Aber?«
»AberRolfhat von der Guardia Civil aufgeschnappt, dass vor zwei Wochen oder so ein Biker aus Deutschland öfter in der Zigeunersiedlung da oben gesehen worden ist.«
»Rolf«, sagte ich.
»Ja, Rolf. Du weißt selbst, was Barkeeper so alles mitkriegen.«
»Barkeeper? Hast du Barkeeper gesagt? Der mit dem Buttermilch-und Kräutertee-Ausschank da
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