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Alles total groovy hier

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Titel: Alles total groovy hier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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meiner Runkel und bat Scuzzi, doch bitte >Gewalt erzeugt Gegengewalt< für mich zu übersetzen. Doch Scuzzi schmollte.
    Der Rothaarige krabbelte aus der Umklammerung meiner Beine, sprang auf, spie mir einen blutigen Zahn vor die Füße, knurrte ein, zwei kurze Sätze und hinkte davon.
    »Er wird an der Straße auf dich warten«, übersetzte Scuzzi jetzt doch, mit einem Unterton stillen Ergötzens.
    »Er ist überzeugt, dass du ihm die Verhaftung eingebrockt hast. Und die Prügel auch.«
    Meine Fähigkeit, selbst in feindseliger Umgebung die Leute für mich zu gewinnen, wird mir noch mal den Rang einer Legende eintragen.
    »Sagt mal«, fragte ich die Schweizer, »was bedeutet eigentlich >Schiggu-Schiggu    »Nun«,bemühte sich der eine, etwas verblüfft vom plötzlichen Themenwechsel, »Schiggu-Schiggu, das ist, wenn, äh ... « Er verstummte.
    Sein Kollege sprang ein, holte allerdings aus bis zu den Bienen und den Blumen, bis ich ihn unterbrach, mich bedankte und verabschiedete.
    »Kommst du nicht zur Strandparty?«, fragte Scuzzi. Ich schüttelte den Kopf und behauptete, ich sei zu etwas anderem eingeladen.
    »Zu was denn?«
    »Zu einer Runde tantrischem Schiggu-Schiggu.«
    Ich klopfte an der Tür, sie schwang auf, doch anstatt der dürren Alice schob der fette Leroy seinen Wanst durch den Perlenvorhang. Wortlos kam er die Stufen herunter, schloss die Tür hinter sich, drehte den Schlüssel zweimal herum, zog ihn ab und versteckte ihn irgendwo unter seinem Kaftan.
    »Sie schläft«, informierte er mich halblaut. »Und ich hatte dir gesagt, du sollst deine Besuche hier einstellen.«
    »Und du, Leroy, willst einfach nicht begreifen, dass du mir überhaupt nichts zu sagen hast.«
    »Alice ist sehr schwach, Kristof. Sie ist verwirrt. Wir versuchen alles, sie wieder aufzupäppeln, und wir werden nicht zulassen, dass unsere Bemühungen von dir und deinem impertinenten Herumgeschnüffel zunichte gemacht werden.«
    »Nun gut«, sagte ich und trollte mich.
    Das war jetzt nicht so schwer zu übersetzen, was Leroy da geäußert hatte. Alice wusste etwas, irgendetwas von Belang, von Interesse, und er und Alma glaubten allen Ernstes, mich von ihr und dieser Information fernhalten zu können. Sollten sie.
    Das Feuer loderte, die Trommeln dröhnten, das Muttertier stampfte den Sand und schüttelte sein Tamburin.
    Rolf entlockte einem langen bemalten Holzrohr Töne, wie die Natur sie eigentlich nicht vorgesehen hat. Scuzzi tanzte dazu einen Regentanz oder so was Ähnliches, vollkommen enthemmt. Furchtbar. Zusammen mit, wie es aussah, Vishna. Was es für mich kein bisschen besser machte.
    Ich schlug einen Bogen um die Feiernden und schlenderte die Bucht hinunter auf der Suche nach Zerstreuung und Gesellschaft bei meinen Strandkumpels.
    Doch als ich näher kam, waren die ersten schon aufgesprungen und zeigten ihre Zähne, während der ferne Feuerschein in ihren Augen flackerte. Noch ein Schritt weiter, und das ganze Rudel stand, und das gemeinsame Knurren ließ die Nacht erzittern.
    »Na, dann fickt euch«, sagte ich und machte vorsichtig kehrt. »Fickt euch doch alle.«
    Zurück im Hymer, durchwühlte ich sämtliche Schränke nach Essbarem. Zwieback und Scheibletten schienen tatsächlich alles zu sein, was mein Freund Pierfrancesco an Reiseproviant anzuschaffen für nötig befunden hatte. Und immer noch kein Bier. In einem Zustand momentan überflüssiger und dazu in diesem Umfang völlig unerwünschter geistiger Klarheit warf ich mich auf meine Matratze.

TAG 3
    Vielleicht waren das schon die ersten Auswirkungen von Scuzzis Regentanz, aber der Morgen begann trüb, wolkenverhangen, ungewöhnlich windstill. Das Meer büßte seine Schaumkronen ein, die Surfer ihre Brecher. Schon begannen die Ersten, ihren Krempel einzupacken. Überhaupt schien sich so was wie Aufbruchsstimmung breitzumachen. Alles wegen ein paar Wolken? Ich klopfte bei Alice an, doch es regte sich nichts in ihrem Mobil. Nicht ihre Zeit, wahrscheinlich. Über Nacht war ein dicker Ast von der großen Eiche abgebrochen und genau auf die Stelle gekracht, an der Leroy sonst jeden Morgen sein Müsli schlabberte. Bräsig vom Schlaf stand er da, sah hoch in den Baum, runter auf die Trümmer von Tisch und Stuhl, wieder hoch.
    »Eijeijei«,raunte ich. »Böses Omen.«
    Fand er überhaupt nicht lustig, das.
    Andere kamen, um den Schaden zu begutachten, Hand anzulegen, drängten sich, einer wie der andere, an mir vorbei, und ehe ich mich versah, war ich zehn Schritte weit weg

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