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Alles total groovy hier

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Titel: Alles total groovy hier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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verschwanden wieder in seinen Taschen, »ein paar Fragen. Eine Frage, eine Tüte.«
    Er hielt einen Dreiblatt hoch, und die Meute blickte mürrisch.
    »Wir suchen einen Freund von uns, namens Schisser.«
    Ein etwas perplexes Schweigen folgte, bis jemand »Schisser« wiederholte, gefolgt von: »Eeh.«Der Sprecher blickte zu einem Kollegen mit einem Kopfverband, der zu einem mit dem Arm in der Schlinge, der zu einem mit Gipsfuß und Krücken. Scuzzi warf ihnen den Joint zu und nach einigem Zögern erzählten sie ein bisschen.
    Schisser war vor ungefähr drei Wochen das erste Mal hier aufgetaucht. Klar hatten sie ihn mit Steinen beworfen, doch anstatt den Kopf einzuziehen und zu flüchten, hatte Schisser gestoppt und war unterm Hagel der Geschosse auf die Größeren losgegangen, hatte sich einen nach dem anderen gekrallt. Niemand, der sich in der Folgezeit auch nur nach einem Kiesel gebückt hätte, wenn Schisser durch die Siedlung fuhr.
    »Dann frag sie auch nach Schissers angeblicher Romanze mit einer ihrer Frauen.«
    Scuzzi fragte, warf eine weitere Tüte rüber. Unsinn. Da waren sich alle einig. Das Einzige, was Schisser interessiert hatte, war die Pferderanch.
    »Und?«
    Die ersten pafften schon, was die Auskunftsfreude derjenigen, die bis dahin leer ausgegangen waren, sichtlich beflügelte.
    »Es scheint tatsächlich jemand versucht zu haben, Schisser die Ranch zu verkaufen«, dolmetschte Scuzzi, schnickte einen Stick in die Menge. »Ein Typ namens Hidalgo.«
    »Woist Hidalgo jetzt?«
    Einer aus der Horde mimte mit zwei Fingern rennende Beine, und die Bande feixte dazu.
    »Frag sie, ob sie irgendetwas über eine Bucht wissen, die zu verkaufen ist.«
    Hä? Eine Bucht? Nein, nichts.
    »Frag sie, warum sie uns und alle anderen Durchfahrenden mit Steinen beschmeißen.«
    Darum. Hehehe.
    »Frag sie, warum sie den Hund in Flammen gesetzt haben.«
    Der Hund war tollwütig.
    »Das ist doch noch lange kein Grund ... «
    Der Hund hatte zwei kleine Kinder gebissen.
    »Das ist doch noch lange kein Grund ... «
    Eines der beiden Kinder war inzwischen tot.
    »Das ... « Ich biss mir auf die Zunge.
    An einer der Hütten ging eine Tür auf, an einer weiteren, an noch einer, und die Frauen von Roman, Roman und Roman kamen heraus. Eine unrasierter und hackfressiger als die nächste, nicht alle unbedingt nüchtern, mit scharfen oder aber stumpfen Gegenständen in Händen, vor allem aber bewaffnet mit Stimmen, die sich einem augenblicklich wie Ätznatron in die Gehörgänge fraßen. Gleichzeitig bückte sich die verdammte Horde schon wieder nach Steinen, und ich trat energisch die Pedale, Scuzzi schob, der Motor plärrte los, Scuzzi sprang auf, und wir waren unterwegs.
    Einen halben Kilometer später traf es mich. Ich zog beide Bremsen, wir kamen in einer Staubwolke zum Stehen, und ich schlug mir die Faust vor die Stirn, dass es gongte.
    »Was ist?«, wollte Scuzzi wissen, stand auf und rieb sich ächzend den Hintern. Das Pegaso hatte keinerlei Federung und bot als Sitz für den Beifahrer nur einen Gepäckträger aus relativ unnachgiebigem Stahlblech. Wie ein Pferd zurück in seinen Stall war ich instinktiv wieder in die Richtung geflüchtet, aus der wir gekommen waren. Anstatt vorwärts, nach Puerto Real.
    »Was willst du denn da?«
    »Bier holen.«
    »Mit dem Ding? Da bist duja ewig unterwegs.«
    »Du hast nicht noch zufällig ein paar Joints?«, fragte ich, ohne wirkliche Hoffnung.
    Scuzzi schüttelte den Kopf. »Und du glaubst doch wohl nicht, dass ich noch einmal mitkomme, da hoch, oder? Weißt du, was diese Megären uns hinterhergeschrien haben?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Geht nach Thailand!«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Sie halten uns für schwule Sextouristen.«
    Na wundervoll, dachte ich.
    »Hey,hola, Pierfrancesco!«
    >Pierfrancesco kommt zurück zur Lodge, zu Fuß und - vermutlich - in Begleitung des Unsichtbaren Mannes.< Scuzzi bog direkt ab zum Wachhäuschen, schnurrte mit Vishna herum. Wölkchen stiegen über den beiden auf, als sie sich einen Stick teilten.
    Der Unsichtbare ging wortlos weiter.
    Vor der Tür zu Alices Wohnmobil hockte der dickste der drei Trommler und sah hoch in den Baum, wo seine beiden Kollegen mit Macheten zugange waren. Im ersten Augenblick dachte ich, sie würden abgestorbene Äste herausschlagen, doch dann sah ich das ganze Grün am Boden und mir ging auf, dass sie dabei waren, den kompletten Baum zu zerhacken. Eh ich mich versah, stand ich unter dem Baum und befahl den beiden,

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