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Alles total groovy hier

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Titel: Alles total groovy hier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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der es repariert oder es zumindest von hier wegbringt.« Er spuckte ins Wasser. »Nicht zu schaffen. Die Leute hassen uns, hier. Sie hassen einen, wenn man nichts tut, und sie hassen einen, wenn man arbeitet. Würd mich gar nicht wundern, wenn jemand im Auftrag der anderen Fischer die Bombe gelegt hätte. Sie neiden dir jeden Fang. Es ist alles sinnlos, in dieser Gegend.«
    »Ich werde herauskriegen, wer hinter diesem Anschlag steckt. Ich werd's zumindest versuchen.«
    »Wenn du's nicht selber warst.«
    »Das vorausgesetzt, natürlich.«
    Sie warteten. Und sie waren gründlich vorbereitet. Sie hatten ein Autowrack quer auf die Straße gestellt, um uns zum Bremsen zu zwingen, doch mit dem voll beladenen Hänger hinten und der altersschwachen Austin-Mühle vorn wären wir niemals wieder in Fahrt gekommen, deshalb wich ich aus, so gut es eben ging, und rumpelte mit Vollgas blindlings durch den Straßengraben. Trotzdem wäre es noch unangenehm genug geworden, wenn nicht die meisten ihre Trauer über Hidalgos Tod und ihre Wut über die polizeiliche Knüppelorgie mit Hochprozentigem bekämpft hätten, sodass für mich die eigentliche Schwierigkeit einfach nur darin bestand, durch den Ort zu steuern, ohne eine der torkelnden Gestalten über den Haufen zu fahren. Irgendwie schafften wir es dann ohne Verluste und größere Blessuren auf beiden Seiten.
    »Ils sont fou, les gitans.«
    »I hate those fucking gipsies.«
    »Was wollten sie eigentlich in Puerto von dir?«
    »Nichts«, antwortete ich, immer noch reichlich angefressen über die mangelnde Unterstützung meiner angeblichen Leibgarde.Andererseits müsste man als Sin Papeles bescheuert sein, sich unter den Augen der Guardia Civil in gewalttätige Auseinandersetzungen einzumischen.
    Trotzdem. Ich schmollte, und wir rollten schweigend weiter durch die karge Landschaft, noch bedrückender als sonst unter dem tiefen, trüben Himmel.
    Schwarz stand der Rauch über der Ein kurzer, heftiger Tritt auf die Bremse und ich riss am Lenkrad.
    »Eh, qu'est-ce que tu ... «
    »Hey,where're you going?«
    »Ey,was soll das?«
    Abrupt bog ich von der Straße auf den müllübersäten Schotterplatz ab, drehte nun das Lenkrad weiter und weiter, bis der fast zwei Tonnen schwere Hänger zu driften begann. Dann ging ich sanft vom Gas, und die ganze Fuhre kam in einer Staubwolke zum Stehen. Schwarzer Rauch und grauer Ozean füllten den Rückspiegel. Rückwärtsgang, Gas.
    »Eh, eh!«
    »Hey,you can't ... «
    »Ey,aber ohne mich!«
    Armand und Obutu sprangen von den Trittbrettern, Friedrich aus seinem Sitz.
    Allein gelassen, sah ich den Hänger rücklings über den Klippenrand verschwinden und trat mit beiden Füßen auf die Bremse. Es folgte ein kurzes Aufwallen erheblicher Zweifel an der Richtigkeit meines Tuns, als das schiere Gewicht der Wasserladung den Rover trotz blockierter Räder weiter Richtung Abgrund zog, dann stieg weißer Dampf in Mengen auf, der Wagen stand, und nachdem ich den Ersten reingeklopft und probeweise die Kupplung hatte kommen lassen, erschien der Hänger ganz brav wieder in Sicht und ließ sich auf die Ebene hochziehen. Selbst die Tonnen waren auf den ersten Blick noch vollzählig. Meine Leibgarde stand da und kratzte sich die Löckchen.
    »Alle Mann an Bord!«, rief ich fröhlich, und die drei stöhnten genervt auf, als ihnen klar wurde, dass es zurück nach Puerto ging, eine neue Ladung holen.
    »Was tust du denn da?«
    »Wonach sieht es denn aus?«
    »Als würdest du das Loch in meinem Schiff noch größer machen.«
    Hm. »Muss man«, sagte ich. »Anders kriegt man's nicht geflickt.«
    Ein rundes Loch in einem Holzrumpf ist unmöglich zu reparieren. Also muss erst mal alles Ab-und Angebrochene mittig auf dem nächsten Holm abgesägt werden, um Anschluss und Halt zu finden für eine spätere neue Beplankung. Damit war ich gerade beschäftigt. Armand, Obutu und Friedrich hatte ich zum Wasserholen und dann nach Hause geschickt.
    »Du willst mir erzählen, du bist Bootsbauer?«
    »Nein. Einschaler.« In dem einen Job darf kein Wasser rein, im andern kein Beton raus. Die Problemstellung ist demnach ähnlich. »Sieh mal zu, dass du die Bretter da vorne vorsichtig gelöst bekommst. Mit ein bisschen Glück kriegen wir sie passend gemacht.« Ich drückte Roman ein Nageleisen in die Hand und deutete auf den Blendladen, den ich unterwegs von der Fassade der Ranch gerupft und aufgeladen hatte, zusammen mit allem an Werkzeug, das ich finden konnte. »Anschließend brauchen wir

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