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Alles total groovy hier

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Titel: Alles total groovy hier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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Bootshaus bei hochgezogenem Tor. Roxanne saß im Turm und beobachtete den Radarschirm. Alle anderen wuselten in nervösem Aktionismus herum. Leroy war mit dem Landrover unterwegs, einen Lkw besorgen. Die Rastamänner blieben in der Alten Käserei, um die Baustelle vor diebischen Nachbarn zu schützen. Vishna hielt in der Rezeption wie auch immer Kontakt zu wem auch immer.
    Die Pädagoginnen beschäftigten sich mit der Zusammenstellung von, tja, Carepaketen, schmierten Sandwiches, packten sie zusammen mit Obst und Wasserflaschen in Plastiktüten. Dutzende davon.
    Armand und Obutu sollten mit rausfahren, Rolf und Friedrich am Strand bleiben, um das zurückkommende Schlauchboot in Empfang zu nehmen.
    Alma mimte die Oberaufsicht, wollte überall sein und war überall im Weg.
    Und Scuzzi und ich? Unsere Aufgabe war, das Strandfeuer in Gang zu bringen und am Brennen zu halten. Bisschen ein Idiotenjob, vor allem nach dem ganzen salbungsvollen Einweihungsritual, doch enorm wichtig, wurde uns eingeschärft. Der Himmel war mondlos und wolkenverhangen, und in der aufziehenden Finsternis würde es ohne Feuer für die Schlauchbootcrew sehr schwierig werden, zurück zur Bucht zu finden. Vor allem in der gebotenen Eile. Denn auch die Küstenwache wusste natürlich um dunkle Nächte bei ruhiger See. Also latschte ich ohne zu murren die Flutlinie ab und kramte Treibholz zusammen, während Scuzzi schon mal die Äste der gemordeten Eiche aufschichtete. Es wurde dunkel. Richtig dunkel. Auf dem Gelände sorgten die üblichen Funzeln für Orientierung, doch raus auf See hätte man genauso gut gegen eine schwarz gestrichene Wand blicken können.
    Warten setzte ein, die gespannte Sorte.
    Alma kam vorbei und schnauzte herum, weil das Feuer nicht richtig brennen wollte, und ich schnauzte zurück, mit frischem Holz ginge es eben nicht besser. Kurz drauf erschien Friedrich mit einem Spritkanister, was überhaupt nichts nützt - der Sprit fackelt ab, und anschließend kokelt alles wie gehabt vor sich hin -, weshalb ich ihn gleich wieder wegschickte, Öl holen. Damit ging es dann, halbwegs, wenn auch unter erheblicher Qualmbildung. Das Feuer an, paffte Scuzzi sich in seinen gewöhnlichen Zustand retardierter Umnachtung.
    Um irgendwie mit ihm Schritt zu halten, holte ich mir die Rumpulle und die Zigarren aus dem Hymer.
    Gemeinsam starrten wir in die Flammen und warteten. Rauchten, starrten, warteten.
    Lauschten der musikalischen Zwangsbeglückung. Typically Tropical machte sich auf nach Barbados, und zwar mit Coconut Airlines. Mutig, das. Mich würde man nicht mal mit vorgehaltener Waffe an Bord einer Fluglinie kriegen, die sich ausgerechnet nach einer willkürlich vom Himmel fallenden Baumfrucht benannt hat. Danach kam wieder einmal Scott McKenzies dringende Ermahnung, uns Blumen ins Haar zu stecken, und ich sprang auf und rupfte die Drähte aus der nächsten Box. Schob ein paar Äste ins Feuer. Nahm einen Schluck aus der Pulle. Ich war nervös, und nicht nur wegen der anstehenden Aktion. »Ich hab die Buell gefunden«, sagte ich zu Scuzzi und ließ mich wieder in den Sand fallen. »Und das Geld. Beides vollständig verbrannt.«
    »Das ... Geld auch?«
    Ich langte rüber, nahm ihm den Joint ab und warf ihn ins Feuer.
    »Wo denn?«, fragte Scuzzi nach einem Weilchen.
    »Müllkippe, drüben.«
    »Aber ... Schisser war nicht dabei, oder?«
    »Nein. Nicht, soweit ich feststellen konnte.«
    Ich glaubte auch nicht daran, ihn dort zu finden. Ich glaubte, widersinnig, wie es war, an den Humbug mit dem Spiegel.
    Das brachte den Gedanken an Alice zurück, deren Autoschlüssel ich bei mir trug und an den ich den ganzen Tag lang noch keinen Gedanken verschwendet hatte. So wenig wie an seine Besitzerin.
    Ihr Wohnmobil war leer, genauso leer wie bei meinem letzten Besuch. Oder, nein. Es war leerer. Selbst ihre Klamotten waren aus den Schränken entfernt worden, das Bett abgezogen, Zahnbürste und was-nicht-noch aus der Nasszelle verschwunden.
    Als ob sie ausgezogen wäre, für länger, für immer.
    Wieder draußen, ging ich Alma suchen, was nicht allzu schwer war. Man musste eigentlich nur ihrem Gekeife durch das Dunkel folgen.
    »Wer hat die ganzen Drähte aus den Boxen gerissen?«, schnauzte sie einen ratlos dreinblickenden Rolf an. »Wir brauchen hier Normalität, kapiert?«
    »Was willst du denn hier?«, wandte sie sich im gleichen Tonfall an mich, das Haar wirr, der Blick leicht manisch.
    »Wieso bist du nicht auf deinem Platz?«
    »Ich suche Alice«,

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