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Alles total groovy hier

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Titel: Alles total groovy hier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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eine Menge kochendes Wasser. Hast du einen Ofen an Bord? Gut. Dein größter Topf.«
    Er machte sich an die Arbeit, stemmte Bretter hoch, zog Nägel, ruhig und geschickt. Ließ mich dabei aber nicht aus den Augen.
    »Du bist kein Typ für ein Schuldeingeständnis«, folgerte er schließlich.
    »Wiewahr«, sagte ich.
    »Alsomachst du das, weil du etwas von mir willst.«
    »Richtig.«
    »Und was?«
    »Erklär ich dir später.«
    Roxanne lief mir freudestrahlend entgegen, in ihrem Schlepptau Leroy,Alma und ein Haufen anderes haariges Getier aus der Gemeinschaft. Alle Welt schien sich einen Knopp an die Backe zu freuen, mich zu sehen. Rolf kam angeschlurft und drückte mir ein Bier in die Hand. Ein Bier. Von Rolf. Pisswarm, natürlich, aber immerhin. Unter normalen Umständen hätte das ganze Getue den Sarkasten in mir geweckt, doch ich stand noch unter dem Eindruck meiner jüngsten Entdeckung und war mit den Gedanken weit, weit weg.
    Ohne rechtes Zutun geriet ich in den Sog dieses Schwarms freundlicher Menschen, der zielstrebig der Busbar zueilte. Kaum drin, wurde die Tür verrammelt, und Scuzzi und ich fanden uns im Zentrum der allgemeinen Beachtung wieder.
    »Wowarst du so lange?«, raunte er mir zu.
    »Müllkippe.«
    »Wieso bist du so dreckig?«
    »Müllkippe.«
    »Duhättest mal hören sollen, wie sie die Bimbos zur Sau gemacht haben, als die endlich mit dem Wasser gekommen sind.«
    »Ja,ja.«
    Schisser war tot. Was ich gesehen, was ich entdeckt hatte, erstickte auch den letzten Zweifel, das letzte bisschen noch so absurder Hoffnung. Schisser ließ sich nicht von einem Zigeuner abziehen und drehte dann zwei Wochen lang Däumchen. Doch davon abgesehen, war Schisser unmöglich von seiner Buell und dem ihm anvertrauten Geld zu trennen. Nicht lebend. Einen Augenblick lang war mir zum Heulen zumute.
    »Hier«, sagte Rolf und stellte eine weitere Dose vor mich hin. »Geht aufs Haus.« Irgendwie hatten sie plötzlich alle ringsum Biere auf der Faust und prosteten mir zu. Ich wollte meine Ruhe, ich wollte nicht an der Bar sitzen und mir lauwarmes Bier aufzwängen lassen und von Leuten angestrahlt werden, die mich gestern noch wie einen Aussätzigen behandelt hatten. Ich musste raus hier, nachdenken.
    »Pierfrancesco, Kristof, es wird Zeit, dass wir euch in bestimmte Dinge einweihen.« Leroy, salbungsvoll wie ein kirchlicher Würdenträger beim vertraulichen Gespräch mit zwei besonders wohlgestalteten Messdienern.
    Bleib mir bloß vom Arsch, dachte ich.
    Ich hatte es endlich gefunden, das Geld. Schissers Geld, oder besser, das der Stormfuckers. Noch versteckt in dem voluminösen, auch als Öltank gebrauchten Rahmen der Buell.
    »Pierfrancesco, Kristof, wir wünschen uns eine rasche Entscheidung von euch. Denn wir brauchen eure Hilfe.
    Wie wir eben erfahren haben, steht noch heute Abend eine Aktion an. Eine, ich sage es gleich, riskante, eine illegale Aktion.«
    Aber ohne Kristof, dachte ich und wollte zur Tür.
    »Es gibt daran nichts zu verdienen, keinen Gewinn zu machen außer der Erkenntnis, das Richtige getan zu haben.«
    Also schon wieder ein Job für Nüsse. Ganz das, was ich brauchte.
    Roman hatte mich mit der Seilwinde des Peugeots die immer noch dampfende, stinkende, mehr schlecht als recht gelöschte Kluft hinabgelassen.
    Unten, ganz unten, praktisch am Strand der verbotenen Bucht fand ich sie dann, die Buell, halb begraben von jeder Menge angekokeltern Müll. Ich hakte das Seil am Rahmenheck ein, pfiff ein Signal, und die Winde zog uns hoch. Oben bedankte ich mich bei Roman, wartete, bis er weggefahren war, schraubte den Deckel vom Rahmen und fand zu meiner Verblüffung das Geld. Hundertsiebzigtausend. Zehn Prozent davon standen mir zu. Leider nur war der Rahmen geknackt, das Öl ausgelaufen, das Geld in den Resten seines - Easy Rider ließ grüßen - Plastikschlauchs bis auf winzige, silbrige Streifen komplett verschmurgelt.
    »Um die Aktion nicht zu gefährden, kann und will ich euch jetzt noch nicht mit Details versorgen. Ich weiß, es ist viel verlangt, euch trotzdem um eure Zustimmung zu bitten.«
    Mich kannst du lange bitten, dachte ich.
    »Bevorihr eine Entscheidung trefft, möchte ich euch nur versichern, dass wir so etwas nicht das erste Mal erfolgreich durchführen, dass wir eure Hilfe wirklich brauchen und dass eure Teilnahme einen komplett neuen Grad des Vertrauens zwischen uns schaffen wird.«
    Das bezweifelte ich.
    Wer immer Schisser umgebracht hatte - das war es, was mich schwindelig machte, was

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