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Alles total groovy hier

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Titel: Alles total groovy hier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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mein ganzes Gerüst bisheriger Vermutungen und Verdächtigungen ins Wanken und mich komplett um meine Prämisse brachte -, wer immer Schisser umgebracht hatte, er oder sie waren nicht auf das Geld aus gewesen. Sie hatten davon schlicht und einfach nichts gewusst.
    »Es könnte euch - und ich denke, da sind wir uns alle einig - zu vollwertigen Mitgliedern der Gemeinschaft machen.«
    Was? Hatte ich richtig gehört? Ich sah mich um, blickte in lauter erwartungsfrohe Mienen. Was war denn aus Kristof, dem niederträchtigen DEA-Agenten geworden?
    Wenn die Vereinnahmung in diesem Tempo weiterging, würde ich tatsächlich noch hier stranden, mit Scuzzi im Hymer, wo ich Touristinnen rammelte, wenn er sie nicht gerade in die höheren Riten des Drogenmissbrauchs einweihte.
    »Also, Pierfrancesco, was ist mit dir? Bist du dabei?«
    Scuzzi sah mich fragend an, doch ich reagierte nicht.
    »Ich mache mit«, sagte Scuzzi, und Vibes der Liebe schwebten durch den Bus, hoben ihn fast von den Füßen.
    »Nun, Kristof, nach dem Empfang, den wir dir hier bereitet haben, wage ich es kaum, dich zu fragen.«
    Dann lass es einfach, dachte ich und sah aus dem Fenster. Und wenn die Zigeuner Schisser umgebracht hätten, einfach nur, um Hidalgo zu schützen oder die Anzahlung behalten zu können, dann hätte Hidalgo sich nicht noch zwei Wochen länger verstecken müssen, in der winzigen Kabine auf Romans Boot.
    Wo ist dann das Motiv?!, schrie mich mein eigenes Unterbewusstes an, dass mir der Schweiß über die Stirn perlte.
    »Ich versuche es trotzdem: Wirst du uns heute Abend bei unserer Aktion unterstützen?«
    Aber nie im Leben, dachte ich.
    Es blieb dabei: Ich musste Schissers Leiche finden. Sie allein konnte mich zu seinen Mördern führen. Bis dahin musste ich hierbleiben. Und deshalb, allein schon deshalb war es vielleicht gar nicht blöd, mich so lange mit dem Hippie-Gesocks gut zu stellen.
    »Aber klar doch«, antwortete ich.
    Roxanne strahlte mich an.
    Und deshalb auch.
    Oben auf dem alten Leuchtturm drehte sich ein schmales, balkenförmiges Radargerät, das mir vorher noch nie aufgefallen war. Vielleicht, weil es sich bisher noch nie bewegt hatte.
    Die Tür zum 'furm stand offen, auch ein Novum.
    »Ihr erwartet also ein Flüchtlingsboot?«, fragte ich und trat ein. Roxanne sah ruckartig von dem Radarschirm auf, ihr Blick reiner, stumpfer Frost. Dann senkte sie einmal die Lider, hob sie wieder und ihr Blick war warm und schimmernd. Magisch.
    »Seit wann weißt du das?«, fragte sie und widmete sich wieder ihrem Bildschirm.
    »Wofür braucht ihr so ein großes Schlauchboot, habe ich mich gefragt.«
    »Wirveranstalten Whale-Watching-Touren damit.«
    Ich legte den aufwendig reparierten Flip-Flop vor sie auf die Ablage.
    »Voneinem Whale-Watcher?«
    Sie lächelte, ohne aufzusehen. »Detektiv Kristof«, seufzte sie, »du verdächtigst uns doch hoffentlich nicht, im Schleuser-Business zu sein, oder?«
    »Sondern?«
    »Nichts«, sagte sie und meinte den Monitor. »Aber ... «, sie sah auf ihre Uhr, »... es ist auch noch früh.«
    »Sondern«, nahm sie meine Frage auf und mich voll in den Radarstrahl ihrer dunkelgrünen Augen, »wir retten illegale Immigranten vor der Küstenwache und den verdammten Fischern, deinen Freund Roman ausdrücklich mit eingeschlossen. Wir riskieren unseren Hals und unsere Freiheit, und wir verdienen nicht einen Cent daran. Eine Bande Spinner, das sind wir. Aber dafür hast du uns ja von Anfang an gehalten, oder?«
    Es war vielleicht besser, darauf jetzt nicht näher einzugehen.
    »Soweit hoch im Norden?«, wunderte ich mich stattdessen. »Ich meine, wir sind doch nur einen Steinwurf entfernt von der portugiesischen Grenze.«
    »DieSüdküste ist mittlerweile eine Festung, Kristof. Oder was meinst du, wohin die Marineeinheit umgezogen ist, die hier stationiert war? Aber bei der derzeitigen Wetterlage kann man auch eine längere Seereise wagen. Wir müssen nur unglaublich aufpassen, dass wir das Boot rechtzeitig abfangen. Denn die Portugiesen versenken alles.«
    Das war nur schwer zu glauben, doch die Kopfprämie ausschließlich für Leichen war auch so etwas, das mit dem Verstand nicht recht zu fassen war.
    Roxanne sprang auf, schloss die Tür mit einem Tritt und schlang ihre Arme um meinen Hals, sah mir direkt in die Augen. »Ich bin so froh, dass du mitmachst«, raunte sie.
    »Diese verdammten Drogenköpfe sind alle so strubbelig.«
    Und wir lachten.
    Zögernd brach die Nacht herein. Das Schlauchboot wartete im

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