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Alles über Elfen (German Edition)

Alles über Elfen (German Edition)

Titel: Alles über Elfen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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weniger strengen Regeln als Tolkiens Elfen, für die Sex etwas darstellt, das sich im angestrebten Idealfall nur zwischen Ehepartnern abspielt. Ich möchte an dieser Stelle gar nicht den voyeuristischen Scheinwerfer auf jene Praktiken richten, die bei den Albae – ähnlich wie bei den Drow – in der Regel das meiste neugierige Interesse bei Betrachtern von außen wecken. Der Erkenntnisgewinn wäre auch zugegebenermaßen vernachlässigbar, da Spielarten der Sexualität aus dem breiten Spektrum namens BDSM heutzutage auch unter uns Menschen kein Tabu mehr darstellen – zumindest nicht insofern, als dass die breite Öffentlichkeit nichts von ihrer Existenz wüsste (wenn im Spätprogramm diverser TV-Sender Reportagen mit Titeln wie »Bondage, Lack und Leder!« oder »Herren und Diener« laufen, kann von einem echten Tabu kaum mehr die Rede sein). Ergiebiger finde ich, auf einen ganz konkreten Aspekt der Kultur der Albae einzugehen, der unter uns Menschen weitverbreitete Annahmen über mit bestimmten sexuellen Orientierungen verbundene Eigenschaften und Verhaltensmuster infrage stellt: Männliche Homosexualität wird oft mit Weichheit und Schwäche verbunden. [Plischke: Wehren Sie sich nicht dagegen – Sie wissen, wovon Kollege Wolf spricht. Der typische Schwule ist von schmalbrüstigem, zierlichem Wuchs, tätigt all seine Äußerungen in einem hohen, näselnden Singsang und interessiert sich prinzipiell intensiv für Mode und Stars.] Bei den Albae liegt der Fall gänzlich anders: Zu ihren gefürchtetsten Elitekriegern zählt eine Einheit, die sich vollständig aus männlichen Liebespaaren rekrutiert. Die dahinterstehende Idee ist offenbar, dass diese Soldaten im Einsatz besonders hingebungsvoll kämpfen, weil ja nicht nur jeweils ihr eigenes Leben, sondern auch das ihres Geliebten auf dem Spiel steht. [Plischke: Und bevor jetzt jemand an Sparta denkt: Die Vorstellung, die komplette spartanische Armee könnte nach demselben Prinzip aufgebaut gewesen sein, ist in der Geschichtswissenschaft höchst umstritten – um es einmal sehr, sehr freundlich auszudrücken.] Ob dem tatsächlich so ist, sei einmal dahingestellt. Was diese »Spezialeinheit« aber ohne Zweifel vor Augen führt, ist die Tatsache, dass Geschlechterrollen auch bei den Albae in mancherlei Hinsicht wesentlich loser gefasst sind als bei uns Menschen.
    3.Sollten sich die Albae im Nachgang einer großen internen gesellschaftlichen Umwälzung jemals fragen, woher ihr negatives Image denn nun genau rührte, brauchen sie sich eigentlich nur ihre Reittiere anzuschauen: schwarze Rösser mit spitzen Zähnen. Wenn man nicht weiß, wie diese Nachtmahre erschaffen werden, besitzen sie durchaus eine gewisse düstere Anziehungskraft. [Plischke: Ich nenne so etwas gerne Metal-Coolness, weil es sich auf den Covern entsprechender Bands ganz gut machen würde.] Da sich aber das Einhorn in der menschlichen Kultur entgegen seiner ursprünglichen Ambiguität zu einem durch und durch positiv belegten Geschöpf gewandelt hat, würde man sich selbst als von Grund auf reformierter Alb keine Freunde machen, sobald man erklärt, wie man zu seinen Nachtmahren gekommen ist: Dazu wird laut Heitz nämlich einem gewöhnlichen Einhorn das Horn abgesägt, um anschließend Albaeblut in den Stumpf zu geben. Der Lebenssaft der Albae ist zaubermächtig und führt die oben genannten Veränderungen in der Erscheinung des so be- oder eher misshandelten Einhorns herbei – und macht es zudem noch sehr aggressiv. Wer Einhörner verstümmelt, ist vermutlich zu allem fähig.
    Ob wir nun über Drow, Albae oder Dunkelelfen sprechen, so hat sich eines gezeigt: Im Umgang mit ihnen ist noch wesentlich mehr Vorsicht geboten als mit ihren lichten Vettern. Dabei sind sie keine völlig unberechenbaren Geschöpfe, aber solange wir noch keine Gelegenheit hatten, sie umfassender zu studieren – die Datenlage ist hier ja vergleichsweise dürftig –, ist jeder Kontakt mit ihnen ein Tanz auf Messers Schneide.
    Um die Elfen insgesamt zu verstehen, ist es dennoch wichtig, auch die exotischeren Vertreter des Schönen Volkes in die Betrachtung mit einzubeziehen. Und sei es nur, um in Zukunft unschuldige Menschen davor zu bewahren, sich auf allzu naive Begegnungen mit gefährlichen Gruppen wie etwa den Dunkelelfen einzulassen, weil sie dem trügerischen Motto »Alle Elfen sind doch im Herzen eigentlich edel, hilfreich und gut« anhängen. [Christiansen: Wer so naiv ist, hat es auch nicht anders verdient, als von

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