Alles über Elfen (German Edition)
Hobbits, die gezwungenermaßen davon kosten dürfen, bewerten Lembas geschmacklich als gar nicht mal so schlecht. Aus dem Munde von Angehörigen einer Kultur, in der kulinarische Genüsse auf der Prioritätenliste ganz weit oben stehen, ist das bereits ein bemerkenswertes Lob. Wenn schon Lembas, das unter Elfen nun bestimmt kein Produkt der Spitzenküche ist, derart lecker schmeckt, dass es Hobbits loben, sind die Höchstleistungen der elfischen Kochkunst aller Voraussicht nach wahre Gaumenfreuden. Und dies spricht wiederum dafür, dass auch der Geschmackssinn der Elfen sehr fein ist. Diese Annahme stützt sich außerdem auf die Berichte jener seltenen Glückspilze, die einmal an einem elfischen Festmahl teilgenommen haben. Egal, ob sie im Zuge einer Wanderung durch Elfenterritorium zufällig in eine dieser Veranstaltungen hineingestolpert sind (der Regelfall) oder eine formelle Einladung erhielten: Die Gäste zeigten sich stets schwer beeindruckt von der Fülle an Kostbarkeiten, die bei solchen Feiern aufgetischt wurde. Kritiker bemängeln nun, diese Aussagen seien nicht verlässlich, da auf solchen Festen auch reichlich Alkoholisches ausgeschenkt würde. Ein verständlicher Einwand, der uns aber zu einem weiteren möglichen Hinweis führt, wie es um den Geschmackssinn der Elfen steht: Auf diesen Festen wird anstelle von Bier oft Wein ausgeschenkt. Glaubt man den Angaben menschlicher Weinkenner, bedarf es eines gut ausgebildeten Geschmackssinns, um einen vorzüglichen Wein in all seinen Nuancen zu würdigen. Wenn die Elfen nun tatsächlich Wein den Vorzug vor Bier geben, ist dies ein neuerliches Indiz dafür, dass ihr Geschmackssinn ihren anderen Sinnen in Sachen Schärfe in nichts nachsteht. [Christiansen: Das ist doch wieder mal der reinste Snobismus. Aha, Elfen mögen also Wein, und deshalb haben sie automatisch einen in allen Belangen besseren Geschmack. Vermutlich trinken sie auch lieber Kaffee als Tee, spielen Golf anstelle von Fußball und hören ausschließlich klassische Musik oder Jazz]
Einen letzten Sinn gilt es noch zu erwähnen, dessen Existenz wir uns selten bewusster machen als nach Alkoholkonsum in größeren Mengen: den Gleichgewichtssinn . Dass dieser bei den Elfen hervorragend funktioniert, ist leichter zu belegen als für ihren Geschmacks- oder Geruchssinn: Wie sonst wären sie in der Lage, in die Wipfel selbst der höchsten Bäume hinaufzuklettern oder jene akrobatischen Kunststücke à la Legolas zu vollführen, ohne mit ausgerenkten Gliedern und schweren Knochenbrüchen zu enden?
Zum Abschluss unserer Ausführungen über die Sinnenschärfe der Elfen möchte ich eine meiner persönlichen Theorien vorstellen: Dass immer wieder Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Elfen und Nicht-Elfen auftreten, ist hinlänglich bekannt. Was, wenn diese Missverständnisse deshalb auftreten, weil buchstäblich die Welt sicht der Elfen eine vollkommen eigene und einzigartige ist, die auf den besonderen Umständen ihrer Sinneswahrnehmungen beruht? Anders gesagt: Es liegt im Bereich des Möglichen, dass die Sinne der Elfen derart scharf sind, dass sie die Reize aus ihrer Umwelt grundsätzlich anders verarbeiten, als wir es tun. Die Elfen könnten sehr wohl Synästhetiker sein. Bei der Synästhesie sind Reize, die eigentlich zwei unterschiedliche Wahrnehmungsorgane ansprechen, im Denken und Fühlen einer Person aneinandergekoppelt. Unter Menschen ist dieses Phänomen vergleichsweise selten und für Außenstehende schwer nachzuempfinden. Wüchse man nun – wie eventuell die Elfen – in einem Umfeld auf, in dem diese Sinnesverknüpfungen nicht die Ausnahme, sondern die Regel darstellen, wäre man dann hingegen derjenige, der bei der Kommunikation außen vor ist, wenn man solche Verknüpfungen eben nicht erführe. Für die Elfen ist es womöglich selbstverständlich, von roten Klängen, harter Schärfe im Geschmack oder lauten Düften zu sprechen. Für uns Menschen entsteht dann hingegen der Eindruck, der Elf drücke sich verwirrend aus – und böse Geister unterstellen ihm unter Umständen sogar Absicht.
Welch hehrer Klang – Die Stimmen der Elfen
Die ab und an problembelastete Kommunikation mit Elfen hat allerdings auch ihre positiven Seiten. Eine von ihnen ist der Umstand, dass Elfen nicht schon seit Tolkien dafür berühmt sind, die schönsten Stimmen der Welt zu haben. »Schön« bedeutet in diesem Zusammenhang, dass elfische Stimmen für Menschen so unfassbar melodisch klingen, als würde man einem Lied
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