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Alles über Elfen (German Edition)

Alles über Elfen (German Edition)

Titel: Alles über Elfen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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konkrete Sachverhalte auf gar keinen Fall jemals in Vergessenheit geraten zu sehen. [Christiansen: Wo wir wieder bei der Oma wären, die nicht damit aufhören kann, immer wieder die gleichen Geschichten zu erzählen, und allen auf die Nerven fällt] Ein weiterer interessanter Aspekt der Bildhauerei der höfischen Elfen ist der folgende: Der Wunsch nach einer möglichst realistischen Abbildung der Wirklichkeit weist gewisse Grenzen auf. So sind ihre Statuen denen nicht unähnlich, die unter uns Menschen im antiken Griechenland und im Zuge der Rückbesinnung auf die unter den alten Togaträgern geltenden Vorstellungen von Ästhetik in der Renaissance von Künstlern wie Michelangelo geschaffen wurden. Anders gesagt: Sie sind bisweilen so lebensecht, dass einen Betrachter das Gefühl beschleicht, die steinernen Figuren könnten jeden Augenblick von ihren Sockeln heruntersteigen oder eine grimmig dreinblickende Büste würde ihn gleich mit einem geharnischten »Was glotzt du so blöd?« anblaffen. Allerdings verzichten die Elfen auf ein Mittel, das unsere Ahnen nutzten, um diese Wirkung von »atmendem Stein« noch zu vergrößern. Im Gegensatz zu den Griechen bemalen die Elfen ihre Statuen nicht, um sie dem lebenden Objekt, das sie abbilden, noch stärker anzugleichen. Über die Gründe für diese sonderbare Zurückhaltung lässt sich nur spekulieren: Manche Elfologen führen schlicht ein entsprechendes Tabu an, dessen nähere Bedingungen uns Menschen unbekannt sind (eine etwas bequeme Art der wissenschaftlichen Beweisführung, wenn ich das einmal so offen anmerken dürfte). Andere leiten die Erklärung aus den magischen Fähigkeiten der Elfen ab: Ihrer Auffassung nach muss ein Elf beim Erschaffen einer Statue Vorsicht walten lassen, dass er nicht mit zu viel ungezügelter Leidenschaft und einem zu großen Bestreben ans Werk geht, sie ihrer Vorlage anzugleichen. Sonst bestünde die Möglichkeit, dass er seine Schöpfung unabsichtlich mit so viel Zaubermacht erfüllt, dass sie tatsächlich zum Leben erwacht! [Plischke: Derartige Sagen und Legenden sind allerdings auch unter uns Menschen verbreitet, und ich vermute, dass solche Erzählungen unter den Elfen ähnlich wie bei uns nur selten ein gutes Ende finden – wahrscheinlich sind zum Schluss sowohl der »Bildhauer« als auch das durch sein Treiben »beseelte« Geschöpf tot oder zumindest todunglücklich. Christiansen: Meine persönliche Theorie ist da ein wenig simpler – da Elfen ja bekanntermaßen gerne einmal stundenlang faul in der Gegend herumsitzen, ohne sich zu rühren oder auch nur zu blinzeln (»sich ganz in ihre Gedanken versenken« oder »meditieren«), malt man Statuen nicht an, um peinlichen Situationen aus dem Weg zu gehen. Ich jedenfalls käme mir schön blöd vor, wenn ich einen meiner Freunde dringend aus so einer Versenkung holen müsste (weil der Wald brennt oder sich ein Häschen das Ohr geknickt hat oder so), nur um dann festzustellen, dass ich gerade versuche, einer Steinstatue irgendeine Art von Reaktion auf meine Anwesenheit abzuringen]
    Alle Spekulationen beiseite, sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die Elfen für ihre Skulpturen bisweilen auch ungewöhnlichere Materialien und Techniken verwenden. So weiß man zum Beispiel von den wilden Elfen, dass sie ihre magischen Kräfte – oder ihre besondere Verbundenheit zu allem, was lebt – dazu einsetzen, um Statuen aus Holz oder Hecken wachsen zu lassen. Bei diesem Vorgehen kommt dann keines der herkömmlichen Werkzeuge zur Anwendung, die man von der Bildhauerei kennt. Statt eines Meißels ist es der schiere Wille und die bloße Vorstellungskraft eines Elfen, die in solchen Fällen Kunst schafft. [Christiansen: Sag ich doch: Faulpelze!] Unter wilden Elfen erfüllen Standbilder und Ähnliches gelegentlich auch noch einen weiteren Zweck, als nur als »Gedächtnisstütze« oder Zierde herzuhalten: Einige Stämme stellen Abbilder ihrer wildesten Krieger (mit gefletschten Zähnen aus spitz zugefeilten Knochen) oder garstiger Ungeheuer an den Grenzen ihres Territoriums auf, um unwillkommene Gäste abzuschrecken. Unser eher überschaubares Wissen über viele wilde Elfenstämme belegt die unbestreitbare Effektivität dieser Abwehrmaßnahme. Im Übrigen zeigen viele der wilden Elfen keinerlei Scheu, ihre Schöpfungen – ganz gleich, aus welchem Material sie gefertigt sein mögen – farbenprächtig zu bemalen. Dies gilt sowohl für kleinere Fetische, die offensichtlich kultischen Zwecken zugedacht

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