Alles über Elfen (German Edition)
Musik der Elfen sagen, dass auch sie in jeder einzelnen Note von dem Bestreben durchdrungen ist, einem konkreten Gefühl Ausdruck zu verleihen. Die Elfen verstehen sich derart ausgezeichnet darauf, dass es – eine gewisse Basistoleranz ihrem Schaffen gegenüber vorausgesetzt – kaum möglich ist, ihrer Musik zu lauschen, ohne in ihren Bann gezogen zu werden. [Plischke: Ich würde das ausnahmsweise einmal nicht so streng sehen. Ich vermute, mit Elfenmusik ist es ein bisschen wie mit Jazz: Entweder man kann etwas damit anfangen und ist sofort davon verzaubert. Oder man hört sie und quittiert sie mit einer Reaktion, die zwischen desinteressiertem Achselzucken, plötzlichem Harndrang oder dem Gefühl einer unbotmäßigen Geräuschbelästigung schwanken kann] Die emotionale Klaviatur, auf der die Elfen spielen, ist dabei unfassbar komplex. Ein trauriges Stück ist nicht einfach nur »traurig«; es beschwört »die Traurigkeit über eine vergebene Chance, die man aus mangelndem Selbstvertrauen vergeben hat« oder »die Traurigkeit nach dem Ende eines heißen Tages, an dem man auf Regen gehofft hat« herauf. Soll es Freude auslösen, dann ist es »die Freude über das Wiedersehen mit einem Freund, den man in der Dunkelheit verschollen wähnte« oder »die Freude über das muntere Spiel der Schwalben in den Lüften«.
Was die Instrumentierung anbelangt, sind die Elfen hingegen nicht ganz so breit aufgestellt. So verwenden sie offenbar nur in absoluten Ausnahmefällen Instrumente aus Metall, was beispielsweise die Zahl der zur Verwendung gebrachten Blasinstrumente erheblich reduziert: Posaunen, Trompeten, Fanfaren und Ähnliches fallen dadurch weg. [Christiansen: Was natürlich dazu führt, dass die Elfen ums Verrecken keinen zünftigen Marsch hinkriegen, wie ihn die Zwerge so sehr lieben] Holzblasinstrumente hingegen findet man bei ihnen sehr häufig, vor allem Flöten jedweder Art. In Bezug auf Saiteninstrumente ziehen die Elfen solche, die geschlagen oder gezupft werden, denen vor, die man streichen muss. Das bedeutet, dass sie Harfen und Lauten den Vorzug vor Geigen und Bratschen geben. Musikspezialisten unter den Elfologen vertreten gern die These, Elfen schätzten hauptsächlich solche Instrumente, bei denen die Distanz zwischen dem Musizierenden und dem Klang erzeugenden Teil des Instruments möglichst gering ist. Daher sind Streichinstrumente, die ja einen Bogen erfordern, weitaus weniger beliebt als beispielsweise die Zither, bei deren Bedienung Hautkontakt zwischen Saite und Fingern besteht. Und bei einer Flöte wiederum ist es ja der Atem des Musizierenden selbst, der für das Erzeugen der Töne unverzichtbar ist, und wie könnte man eine innigere Beziehung zu einem Instrument eingehen, als es sich an die Lippen zu führen. [Christiansen: Entschuldigung, aber das ist doch wohl Blödsinn. Wenn das mit dieser These stimmen würde, müssten alle Elfen die Maultrommel und die Achseltuba spielen] Die Rhythmussektion ist bei den Elfen nicht sonderlich stark besetzt: Bestenfalls wird einmal sanft ein Tamburin oder eine kleine Handtrommel geschlagen. Anders sieht es bei einigen der wilden Elfenstämme aus: Hier kommen sehr wohl Perkussionsinstrumente wie Klanghölzer und größere Trommeln zum Einsatz. Generell ist die Musik dieser Sippen in ihrer Gesamtanlage ungezügelter und aufrüttelnder, mit sprunghaften Tempowechseln und kehligen, aber dennoch absonderlich melodischen Rufen und Schreien.
Bevor wir uns nun der Sprache der Elfen zuwenden wollen, erlaube ich mir zuvor noch einen winzigen Schlenker, der an eine weiter oben bereits aufgeworfene Fragestellung erinnert: Ich bin der Ansicht, dass es für einen Außenstehenden eventuell sehr schwer sein kann, darüber zu entscheiden, ob er es bei einem bestimmten Objekt nun mit einem echten elfischen Kunstwerk oder vielleicht doch nur einem elfischen Alltagsgegenstand zu tun hat. Ein Volk, das von Natur aus so kunstfertig zu sein scheint, bringt mit Sicherheit unzählige Objekte hervor, die für uns Menschen von unvergleichlicher Schönheit, für sie selbst jedoch nicht einmal zwingend von besonders meisterlicher Qualität sind. Wer weiß, wie viele Elfologen schon wunderbar bauchige Zierschalen bestaunten, die in Wahrheit wenig mehr gewesen sind als schäbige Nachttöpfe? Und wo die Elfen selbst die Grenze zwischen Kunst und Kunsthandwerk ziehen – sofern sie dies denn überhaupt tun –, vermag wohl niemand mit absoluter Gewissheit zu sagen.
Wahrhaftigkeit in
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