Alles über Elfen (German Edition)
Stern, die andere eine Art Tintenklecks. Dann nannte er seinen Probanden zwei Worte – maluma und takete – und fragte sie, welches Wort besser zu welcher Form passte. Die verblüffende Antwort: Die erhobenen Daten belegten eine starke Tendenz, maluma dem abgerundeten (weichen) Klecks und takete dem spitzen (harten) Stern zuzuweisen. [Plischke: Das Experiment wurde zwischenzeitlich oft an verschiedensten Orten auf der ganzen Welt wiederholt – stets mit dem gleichen Ergebnis]
Elfen zeigen sich oft überrascht, dass es Menschen bisweilen schwerfällt, ihre Sprache zu lernen. Dringt man dann ein wenig in sie, sagen sie gerne, ihre Worte seien doch »natürlich« und man könne gar keine anderen Laute formen, um die Welt zu beschreiben. Dies ist für mich ein Hinweis darauf, dass die Elfen eine Art Urinstinkt besitzen, Dinge genau so zu bezeichnen, wie sie optimal zu bezeichnen sind – und dass uns Menschen diese Instinkte irgendwann abhanden kamen und nur noch als rudimentäre Reste (wie eben in den Kategorien hart und weich) erkannt werden können. Dadurch entsteht jener paradoxe Effekt, dass uns die Worte der Elfen als rätselhaft und beliebig erscheinen, wo sie doch in Wahrheit eventuell auf einer beinahe metaphysischen Ebene wesentlich präziser sind. Anders formuliert: Die Elfen sind offenbar dazu in der Lage, Welt (oder ihre Wahrnehmung von Welt) nahezu eins zu eins in Form von sprachlichen Lauten abzubilden. Die Kluft zwischen dem, was bezeichnet wird, und der Art, wie es bezeichnet wird, ist bei ihnen allem Anschein nach nur ein schmaler Graben.
Bevor Ihnen das hier nicht mehr geerdet genug vorkommt: Zugegebenermaßen finden sich in den Sprachen des Schönen Volks immer wieder Eigenheiten, die jeden, der sie sich anzueignen versucht, vor gewisse Herausforderungen stellen. [Christiansen: Eine nette Umschreibung für »unüberwindbare Barrieren« …] Interessanterweise handelt es sich dabei jedoch um Phänomene, die auch in bestimmten Sprachen von uns Menschen in Erscheinung treten. Zu ihnen zählen – aus der Perspektive einer Person mit Deutsch als Muttersprache – unter anderem:
Ungewöhnliche Phoneme
Ein th – stimmlos oder stimmhaft – wie man es aus dem Englischen kennt, ist vielleicht noch rasch zu meistern. Anders sieht es schon mit den Klick- und Schnalzlauten aus, die bei einigen wilden Stämmen verbreitet sind. Fehler in der Aussprache bergen zudem ein gewisses Risiko für Leib und Leben, wenn zwischen »Ich komme in Frieden« und »Ich will dir die Haut abziehen« am Ende nur ein einziger Laut liegt, der irgendwo zwischen einem Pfeifen und einem lauten Aufeinanderschlagen der Zähne angesiedelt ist (und den man als ungeübter Laie entsprechend unsauber produziert).
Sprachmelodie als bedeutungstragendes Element
Im Deutschen macht zwar auch oft der Ton(-fall) die Musik, aber in der Regel betonen wir entweder nur bestimmte Elemente eines längeren Satzes oder wir sprechen ihn als Ganzes auf eine gewisse Art aus, die eine zusätzliche Information enthält (ein gejauchztes »Wie schön!« vermittelt zum Beispiel etwas ganz anderes als ein geknurrtes »Wie schön …«). Einem Elfen jedoch kann ein und dieselbe Silbe in Sachen Tonhöhe auf die unterschiedlichsten Weisen über die Lippen kommen: aufsteigend, absteigend, mit einem Ausreißer nach oben oder unten in der Mitte. Das Verwirrende für uns dabei ist, dass sich dadurch der Sinn dieser Silbe komplett ändern kann. Ein simples »lo« könnte zum Beispiel mit aufsteigender Tonhöhe ausgesprochen ein freundliches Kosewort sein. Hält man die Stimme dabei flach, ist es aber unter Umständen eine üble Verwünschung. [Christiansen: Und da wundere sich bitte noch wer, warum Begegnungen mit diesen spitzohrigen Chorknaben bestenfalls in heillosem Chaos und schlimmstenfalls mit einem Pfeil im Rücken enden. Wenn die sich nicht mal festlegen können, wie sie eine Silbe ordentlich aussprechen, kann man wohl auch nicht erwarten, dass sie auch ansonsten mit so einem Konzept wie »zu seinem Wort stehen« etwas anfangen können]
Fehlende Geschlechter
Viele elfische Sprachen kennen generell keine Geschlechter, was leicht für einige Verwirrung sorgen kann. Ein Beispiel: Ein Mensch kommt zum ersten Mal zu einem Elfenstamm. Er trifft am Rand des Dorfes als Erstes auf einen Krieger und fragt diesen, wo er den Häuptling findet. Der Krieger weist ihm den Weg in die Dorfmitte zum Großen Baum, wo eine Elfe und ein Elf in prächtigen Gewändern
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