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Alles über Sally

Alles über Sally

Titel: Alles über Sally Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Geiger
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schuldig.
    Sally beugte sich über Erik und fuhr ihm mit drei Fingern in den Mund, er berührte ihre länglichen Brüste, die Brüstezogen sich ein wenig zusammen und bekamen Grübchen. Abwechselnd war Sally oben, dann er, und wieder andersherum, sie erkundeten einander mit der Ungeniertheit und hemmungslosen Neugier von Menschen, die diese Dinge nicht zum ersten Mal taten. Und plötzlich wurde Sally gefickt, wie verblüffend! Es gefiel ihr besser, als sie es sich vorgestellt hatte. Erik war geduldig, abwartend und im richtigen Moment hart, mit guten Sensoren in den Händen, Qualitäten, die Sally im Bett schätzte und die nicht zuverlässig sichtbar waren, wenn man jemanden nur aus dem normalen Umgang kannte. Außerdem hatte sie seit bestimmt zehn Jahren mit keinem Mann mehr geschlafen, an dessen Beckenknochen sie sich reiben konnte. Das gefiel ihr, das war richtig geil. Auch dass Erik am Ende sehr laut wurde, gefiel ihr. Richtig geil. Eindeutig gehobene Kategorie.
    Als sie mit klopfenden Herzen nebeneinander lagen, mit seinem linken Arm unter ihrem Nacken, sagte Sally:
    »Ich denke, das war jetzt unvermeidlich.«
    In ihrem Ton lag etwas Gleichgültiges, aber auch etwas Friedliches und Entspanntes.
    Erik blinzelte nachdenklich.
    »Das war es vermutlich«, sagte er erschöpft. Seiner Stimme war anzuhören, dass er auf dem Rücken lag. »Ich bin froh, dass es so gekommen ist.«
    »Ich auch«, sagte sie. »Ich möchte es um keinen Preis anders haben.«
    Eine Weile schwiegen sie. Jeder für sich. Sally drängte sich fester an ihn. Da fragte er:
    »Dann hast du auch von Anfang an mit mir schlafen wollen?«
    »Hhm«, gab sie leise zurück.
    »Gib’s zu«, sagte er.
    »Ja, stimmt«, sagte sie grübelnd. »Aber es ist nichts so Besonderes, weißt du, wenn ich mit einem Mann, der mir gefällt, ins Bett will. Etwas Besonderes ist es nur, wenn ich’s mache.«
    »Denkst du bei vielen Männern, dass du mit ihnen ins Bett willst?«
    Sie hob den Kopf und schaute unwillig zu ihm hin. Das Thema langweilte sie ein wenig.
    »Man stellt sich so viele Dinge vor, wie könnte man es verhindern? Am besten, du suchst dir selber aus, was dir lieber ist: dass Männer sehr verschieden sind oder dass im Grunde einer wie der andere ist. Ein bisschen von beidem. Fass es also bitte nicht böse auf.«
    »Ich fasse es nicht böse auf.«
    »Dann ist es gut.«
    »Und warum ich?«
    »Gehört es sich, diese Frage in einem solchen Moment zu stellen?« fragte sie erstaunt.
    »Hhm, weiß nicht, es interessiert mich«, sagte er.
    »Es gibt immer so viele Vorgeschichten. Wo soll ich anfangen?«
    »Fang irgendwo an.«
    »Einerseits wollte ich es, andererseits weil ich dir vertraue, und dann, weil ich jetzt, nachdem wir es getan haben, nicht länger in der Angst leben muss, dass es passieren könnte. Sind diese Motive ehrenwert genug?«
    Es gab eine seltsam aufgeladene Nachdenkpause, bis Erik zu einem Entschluss kam und sich wieder über Sallyschob. Sie tat einen langen und genussvollen Atemzug der Erleichterung, dann pulste erneut dieser leichte, beschwingte Wahnsinn durch ihren Körper, und gemeinsam vögelten sie ein weiteres Stück dieses Nachmittags weg, sorglos, glückselig. Erik, als er zum Orgasmus kam, brach in regelrechten Jubel aus, alle Achtung, auch die zweite Runde war so ein Sonnenfleck, in dem sich zwei Menschen selbst genügen, in dem auch die Augenblicke sich selbst genügen. Vorbei.
    Es war halb fünf, als sie sich aufrappelten. Sally war gut ausgestattet erschienen in der Hoffnung, einen ganzen Drogeriemarkt zu brauchen, um sich hinterher wieder instand zu setzen. Sie ging mit ihrer Tasche ins Bad und verspürte einen Anflug von Zufriedenheit, weil sie das ganze Arsenal benötigte. Als sie zurück ins Zimmer trat, trug Erik seinen Anzug. Nach vollbrachter Tat sah der Anzug wie eine Tarnung aus. Am Fenster stehend, band er sich die Krawatte, er schaute hinunter auf die Donau, sie lag weiterhin träge in ihrer Rinne, wirkte jetzt aber biegsamer und formbarer als vor drei Stunden, sehr sinnlich, wie etwas, das man in die Hand nehmen und über dem Kopf schwingen kann. Sally war ebenfalls zum Fenster getreten. Ein Motorboot fuhr flussaufwärts. Das Leben, das friedlich stagniert hatte, während sie im Bett gewesen waren, kam wieder in Bewegung. Sally schaute dem Boot hinterher. Das aufgeworfene Wasser glitzerte. Der Gedanke, jetzt schwimmen zu gehen, war verlockend.
    »Heute ist das Leben besser als sein Ruf«, sagte Erik.
    Sie hörte, wie

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