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Alles was du wuenschst - Erzaehlungen

Titel: Alles was du wuenschst - Erzaehlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Enright
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Oper, und für sie fällt nur die Leihgebühr für den Anzug an. Dabei leihen sie sich gar keinen Anzug, sondern ziehen den von ihrem Opa an. Und so weiter. Jimmy wollte, dass ich meine Kreditkarte zerschneide, das sei kein Plastikgeld, das seien Plastikschulden, und ich habe ihm gesagt, er höre sich an wie ein Sozialist, was nun wirklich das Letzte ist, was man von ihm behaupten kann, das Allerletzte. Als Kennedy seine Kuba-Rede hielt, hatte sein Vater das Radio angebrüllt und es in den Hinterhof geworfen. Aber Schulden habe ich nie gemacht.
    Ich wollte nie besonders viel.
    Jimmy allerdings wollte ich und bekam ihn auch. Voilà! Ich dachte, er könnte den Fluch des Ganzen irgendwie aufheben. Ich dachte, mein Kind könnte sich Dinge wünschen und sie bekommen, alle auf einmal. Ich dachte, er könnte jemanden lieben und alles würde richtig laufen für ihn. Und es läuft ja auch alles richtig für ihn. Obwohl ich streng genommen gar nicht weiß, wen er liebt. Ich weiß nicht, ob Jimmy überhaupt schon mal jemanden geliebt hat.
    Außer natürlich seine liebe alte Mama.
    Dann, am Abend vor seiner Hochzeit, hat er sich umgedreht und gesagt, als wäre alles meine Schuld: »Ich habe nie einen Vater gehabt.« Er hat es herausgeschrien: »Ich habe nie einen Vater gehabt.« »Umso besser«, sagte ich – und beide wussten wir, dass ich recht hatte. Aber trotzdem.

    Also gut. Es ist ein Engel, es ist der Teufel, es ist, was immer man will. Es sind drei Wünsche. Und man muss aufpassen, denn es gibt einen Haken.
    Wünschen Sie sich etwas Kleines. Sie wollen, dass das Knacken in den Knien und in der rechten Hüfte aufhört. Sie sagen: »Ich wünschte, mein Körper wäre zwanzig Jahre jünger.« Moment mal. Vorsicht. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. »Ich wünschte, mein Körper wäre zwanzig Jahre jünger – nicht aber mein Hirn, das muss so alt bleiben, wie es jetzt ist, damit es sich an sämtliche Erfahrungen erinnern kann.« Oder. Moment mal. »Nicht aber mein Hirn, das muss so alt bleiben, wie es jetzt ist, allerdings ohne Alzheimer, ohne den Alzheimer, der mich daran hindert, mich an den Geburtsnamen meiner eigenen Mutter zu erinnern.« Ist das jetzt ein Wunsch, oder sind es drei? Es klingt, als wären es sechs.
    »Ah, gib nur acht, was du dir wünschst«, hatte meine Mutter gesagt. Deren Geburtsname Mary Kearney war, na bitte, es geht doch.
    Das hier hätte ihr gefallen: die Oper. Der Prunk hätte ihr gefallen.
    Also gut, ich sage Ihnen, was ich mir wünsche. »Ich wünsche mir einen kleinen Lotteriegewinn, einen kleinen nur, nur ein paar Tausend, damit ich ein einziges Mal das Gefühl haben kann, Glück gehabt zu haben. Ich wünsche mir, dass mein Sohn mich auf dem Handy anruft, das er mir geschenkt hat und das nie, aber auch nie klingelt. Außerdem wünsche ich mir, dass er Sex mit den richtigen Personen hat, ich meine, mit weiblichen Personen, besonders mit der weiblichen Person, die seine Frau ist.
Ich wünsche mir Enkelkinder. Mehr als alles andere wünsche ich mir Enkelkinder. Denn Enkelkinder sind einfach. Man wünscht sie sich, und man bekommt sie. Und es ist mir einerlei, ob sie sich meiner schämen. Ich wünsche mir, dass mein Sohn, der alles hat, endlich einmal etwas hat. Etwas Echtes. Ein Herz, das nicht verkümmert in seiner Brust. Jenes kurze Lächeln, wenn er mich ansieht.
    »Hallo, Mama.«
    Und wenn der Mann im Smoking auf der Treppe zu den Rängen stehen bleibt, möchte ich zu ihm aufschauen. Ich möchte ihn der ganzen Länge nach genau unter die Lupe nehmen, ihm Auge in Auge gegenüberstehen. Dem alten Voland, meinem Freund. Ich möchte, dass er mich kennt und große Angst vor mir hat. Und ich möchte den Mund öffnen und singen.

Auf die Liebe
    Ich bin neununddreißig. Meine Freunde erzählen mir, dass ihre Frauen nicht glücklich sind. Das heißt, meine männlichen Freunde – alte Exfreunde, zumindest einige davon. Ich treffe mich mit ihnen, wenn ich nach Hause fahre, oder sie besuchen mich, wenn sie durch Paris kommen. Es ist jenes Stadium in unserem Leben: Am Telefon sagen sie »Hallo, Fremde«, und wir treffen uns auf einen Kaffee, bringen uns auf den neuesten Stand, reden über neue Babys und Jobs und später im Gespräch oder am nächsten Abend, wenn wir uns auf einen schnellen Drink treffen, erzählen sie mir, dass ihre Frauen nicht glücklich sind.
    Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.
    Ich frage, wie es ihnen geht, und sie antworten, es gehe ihnen gut, und vielleicht sagen

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