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Alles, was er wollte: Roman (German Edition)

Alles, was er wollte: Roman (German Edition)

Titel: Alles, was er wollte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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verbitterten Rivalen und ließen sich leicht widerlegen. Aber als man ihm mitteilte, daß nicht ich, sondern Clara die Beschuldigungen erhoben habe, wurde er leichenblaß, und das überzeugte zumindest Goodspeed von seiner Schuld.
    Asher schrieb Etna unverzüglich einen Brief, in dem er erklärte, die Bezichtigungen beruhten nicht auf Wahrheit, Clara habe vielleicht eine ganz harmlose Geste mißverstanden, er könne sich allerdings nicht erinnern, ihr je so nahe gekommen zu sein. Niemals hätte er so etwas getan. Niemals. Ob er Etna besuchen dürfe? Mit ihr sprechen dürfe? Ich fing den Brief natürlich ab, wie das jeder fürsorgliche Ehemann getan hätte, gestattete aber Etna großzügig, ihn zu lesen. Sie legte ihn zur Seite. Wem sollte eine Mutter glauben: ihrem Kind oder ihrem Liebhaber in spe?
    (Denn ich zweifle nicht, daß Asher und Etna schon bald eine Liebesbeziehung begonnen hätten. Anders war der Blick reinen Glücks in Etnas Gesicht unter dem weißen Leuchter nicht zu deuten. Und wenn mich später die Bilder plagten, die manchmal einen Schuldigen bedrängen, schöpfte ich Trost daraus, daß ich wenigstens eine solche Affäre verhindert hatte.)
    Asher wurde dahin gehend belehrt, daß er auf einer schriftlichen Anzeige Claras bestehen könne. Er könne die Sache vor Gericht bringen, wenn er wolle. Aber ich hatte darauf gesetzt, daß Asher ein Ehrenmann war, der es einem Kind nicht zumuten würde, vor einem öffentlichen Gericht auszusagen, und der Frau, vor der er ungeheure Achtung hatte – und die er vielleicht liebte –, niemals eine solche Demütigung, die zweite von seiten seiner Familie, zufügen würde. Nachdem Asher immer wieder vergeblich versucht hatte, mit Etna per Telephon und per Post, ja, sogar persönlich (ich ließ ihn von Abigail wegschicken), Verbindung aufzunehmen, trat er noch vor Ablauf der Woche von seinem Amt am College zurück und räumte das Haus in der Gill Street. Es gab in Thrupp für den Mann aus Yale keine Zukunft mehr, da er die gegen ihn vorgebrachten Beschuldigungen ohne ein ordentliches Gerichtsverfahren niemals würde widerlegen können.
    Ende Juni waren zu meinem Erstaunen und zu meiner Freude alle Spuren von Ashers Anwesenheit in Thrupp auf wunderbare Weise so gründlich beseitigt – sein Name wurde öffentlich nirgends mehr genannt –, daß man hätte glauben können, er habe nie existiert. Schon der Hauch eines Skandals ist eine Katastrophe für ein College, das dringend auf Spenden seiner ehemaligen Studenten angewiesen ist.
    Von Scheidung war natürlich keine Rede mehr. (»Ich wünsche eine freundschaftliche und reibungslose Beendigung des Rechtsverfahrens«, verfügte ich.) Das Häuschen in Drury schrieb ich zum Verkauf aus, zu einem hohen Preis, um vielleicht als Entschädigung dafür, daß beinahe meine Familie zerbrochen wäre, einen kleinen Gewinn einzustreichen.
    Eine Woche nachdem Asher mit unbekanntem Ziel abgereist war, wurde ich ins College zitiert, nicht von Ferald, dessen Pferd disqualifiziert worden war, sondern von Frank Goodspeed, dem Präsidenten, demselben Mann, der Asher die fatale Nachricht überbracht hatte. Er fragte mich, ob ich bereit wäre, das Amt des Collegevorstands zu übernehmen. Unausgesprochen blieb die unbestreitbare Tatsache, daß ich nur zweite Wahl war und in Ermangelung eines Besseren auf den Posten berufen wurde. Klar war auch, daß niemand Lust hatte, eine neuerliche Suche einzuleiten.
    Ja, antwortete ich mit der Würde, die der Moment meiner Ansicht nach verlangte. Ja, ich wäre gern bereit, in die Bresche zu springen.
    »Ich danke Ihnen«, sagte Goodspeed mit offenkundiger Erleichterung. »Ich werde es in aller Stille bekanntgeben.«
    Keine Fanfarenstöße für Nicholas Van Tassel.
    »Wie geht es Ihrer Gattin?« erkundigte sich Goodspeed etwas verspätet.
    »Den Umständen entsprechend«, sagte ich.
    »Wir haben uns bemüht, die Sache zu vertuschen«, fügte Goodspeed hinzu, »aber für Sie alle war es gewiß sehr schwer.«
    »Ja«, bestätigte ich.
    »Und das junge Mädchen? Ihre Tochter?«
    »Sie versucht, es zu vergessen«, sagte ich.
    »Die Jugend ist ja so widerstandsfähig«, sagte Goodspeed.
    Aber Clara war nicht so widerstandsfähig, wie ich gehofft hatte. In den Tagen nach Etnas Heimkehr war meine Tochter entweder künstlich aufgedreht oder schlecht gelaunt, als hätte sie, nachdem sie nahe daran gewesen war herauszufinden, was für ein Mensch sie war, zu ihrer Bestürzung entdeckt, daß sie dieser Mensch doch

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