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Alles, was er wollte: Roman (German Edition)

Alles, was er wollte: Roman (German Edition)

Titel: Alles, was er wollte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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Etna, die, ich sah es, Mühe hatte zu begreifen. »Wann noch?«
    Clara, Spiegel dem Spiegel, schlug die Hände vor die Augen. Es war eine Sache, sich ein Stück mit passendem Dialog auszudenken; es war eine ganz andere, der mütterlichen Ungläubigkeit ins Gesicht zu sehen, die es hervorrief.
    Doch Etna, die strenge Mutter, zog Claras Hände von ihren Augen. »Sieh mich an!« befahl sie ihrer Tochter. »Sieh mich an. Wann noch?«
    »Einmal, als du später aus dem Baker-Haus kamst«, antwortete Clara mit zitternder Stimme, die letzte Zeile ihres Textes sprechend, »und einmal, als du draußen im Garten warst.«
    Wie so oft, wenn sie sich einer bestürzenden Tatsache gegenübersah, wurde Etna völlig reglos. Clara und ich, Zeugen dieser Verwandlung, konnten nur warten. Etna war hin und her gerissen, einerseits trieb es sie, zu dem Kind zu gehen, dem Schaden zugefügt worden war, andererseits mahnte sie die Vorsicht, sich nicht zu einem vorschnellen Urteil verleiten zu lassen – da ihr Mutterinstinkt einen unterschwelligen Ton entdeckt hatte (die Wahrheit nämlich).
    Sie drückte eine Hand auf ihren flachen Bauch und drehte sich um, so daß sie uns den Rücken kehrte. Clara begann zu weinen, der verzweifelte Trick einer ungeschulten Schauspielerin, die sich in Tränen flüchten muß, um ihr Publikum zu überzeugen. Etna, die den Ausbruch falsch auslegte (wie beabsichtigt), nahm ihre Tochter in die Arme. Sie legte eine Hand um Claras Hinterkopf und drückte ihn an ihre Brust. »Sch«, sagte sie. »Ist ja gut.«
    Ich beobachtete das alles mit einer Art wonnigen Grauens.
    »Clara, ich muß dich das fragen«, sagte Etna. »Bist du wirklich ganz sicher? Das ist ein sehr, sehr ernster Vorwurf.«
    Clara hob den Kopf von der Brust ihrer Mutter und nickte, und ich applaudierte im stillen meiner Tochter, die keinen Moment gezögert hatte.
    »Mein Gott«, sagte Etna.
    Sie schwankte ein wenig und schloß kurz die Augen. Ich fürchtete, sie würde ohnmächtig werden und das Kind mit sich zu Boden reißen. Ich trat einen Schritt vor.
    »Es war so schrecklich«, jammerte Clara. »Bitte laß uns wieder eine Familie sein«, stieß sie, an den Körper ihrer Mutter geklammert, schluchzend hervor.
    (Vorsicht, Clara, dachte ich.)
    Aber keine Mutter hätte diesem Flehen widerstehen können. »Ja«, sagte Etna tröstend zu ihrer Tochter. »Sch … Schon gut.«
    Meine Erleichterung war so überwältigend, daß ich fürchtete, man könnte sie mir ansehen.
    »Du darfst das keinem Menschen erzählen«, sagte Etna zu Clara.
    Ich räusperte mich und sprach meine einzige (und absolut vernichtende) Textzeile. »Das College und die Polizei sind bereits unterrichtet«, sagte ich.
    Etna sah mich an, als hätte sie einen Schlag empfangen. »Du hast es dem College mitgeteilt?« flüsterte sie, da ihr die Stimme versagte.
    »Selbstverständlich«, sagte ich. »Der Mann kann nicht in einer verantwortungsvollen Stellung bleiben. Gegen ihn muß ein Strafverfahren eingeleitet werden.«
    »Mein Gott«, sagte Etna.
    Ich wagte nicht, Clara, meine Komplizin, anzusehen. Ich fürchtete, Triumph in ihrem Gesicht zu sehen, der das ganze Unternehmen gefährdet hätte. Erschüttert, aber in Hochstimmung, wandte ich mich ab. Ich hatte alles erreicht. Meine Frau und meine Tochter würden nach Hause zurückkehren. Die Familie wäre wieder intakt. Phillip Asher würde seines Amtes enthoben, sein Ruf wäre zerstört.
    Nicky, der draußen gewartet hatte, riß sich von Abigail los und stürmte ins Wohnzimmer, wo er sich an seine Mutter drückte. Er begann zu betteln. »Geh nicht fort, geh nicht fort«, sang er, und ich sang insgeheim mit.
    Etna werde auf keinen Fall noch einmal in das Häuschen zurückkehren, sagte ich, das Kommando übernehmend. Abigail würde mit dem Taxi hinausfahren und alles holen, was Etna brauchte. Ich würde mich um den Verkauf des Hauses kümmern. Etna, die wie betäubt war, erhob keine Einwände. Ich vermutete, daß sie keinerlei Verlangen hatte, das Haus zu sehen oder sich in Thrupp zu zeigen. Ich sagte mir, daß die Scham mit der Zeit vergehen und wir wieder eine ganz normale Familie werden würden.
    Phillip Asher wurde am selben Nachmittag in seinem Büro von Polizeichef Gates und Präsident Goodspeed (einem ungleichen und recht seltsamen Paar) mit den gegen ihn erhobenen Vorwürfen konfrontiert. Man hat mir erzählt, Asher habe gelacht, als er von den Anschuldigungen hörte. Er glaubte wohl, sie wären reine Erfindung eines geschlagenen und

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