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Alles was ich sage ist wahr

Alles was ich sage ist wahr

Titel: Alles was ich sage ist wahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Bjaerbo
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dich keiner«, sagt Oma. »Aber ich habe deiner Mutter gesagt, dass du zum Abendessen kommst.«
    »Aber, hör mal, sch…«
    »Und das ist in ungefähr einer Viertelstunde. Am besten machst du dich gleich auf den Weg.«
    Ich überlege, ob ich mich verhört habe oder ob das alles tatsächlich gerade passiert. Offenbar hat sich die Erwachsenenwelt plötzlich zu einem Pakt gegen mich verschworen. Aber nachdem ich sehe, wie nervös Oma mich anlächelt, als ich ihr den bösen Blick sende, gehe ich davon aus, dass es wahr ist.
    »Nicht böse sein«, bittet sie mich. »Ich will dich nicht ärgern. Ich meinte nur …« Sie breitet die Arme aus. »Alicia, geh doch einfach hin und iss Abendbrot mit ihnen, dann hast du es hinter dir. Tu es für dich! Für euch alle!«
    Ich funkele sie so wütend an, wie ich nur kann, und versuche, klar zu denken. Weigern oder nicht? Das ist hier die Frage. Das Rückgrat sagt weigern. Der Kopf eher nicht. Ich kann ja wohl kaum darauf hoffen, dass Mama zu nörgeln aufhört, wenn ich nicht komme.
    »Okay«, nuschele ich schließlich und ziehe meine Schuhe wieder an. »Aber ich kann dir nicht garantieren, dass ich mich benehme!«
    Oma schlägt die Hände auf die Knie.
    »Das kann ich verstehen«, sagt sie. »Und das verlang ich auch gar nicht von dir. Ich hab nur versprochen, die Einladung weiterzugeben, den Rest entscheidest du selbst.«
    Ich schnaufe und gehe zur Tür.
    »Na, danke schön«, sage ich sauer. »Selbst entscheiden! Das wäre zur Abwechslung ja auch mal ganz nett.«
    * * *
    Mama und Papa stehen im Eingangsflur, als ich komme. Lächeln, offene Arme, begeisterte Ausrufe.
    »Schön, dich zu sehen!«
    »Ja, wirklich!«
    »Es ist so leer hier ohne dich!«
    Hilfe, sie machen mir Angst. Ich schüttele die Schuhe von den Füßen und lasse sie kreuz und quer vor Mamas Füßen liegen, um sie wieder auf den Boden zurückzuholen. Dann dränge ich mich an ihnen vorbei in die Küche.
    »Wo ist Olle?«
    Irgendwo ertönt ein Jubelschrei, gefolgt von schnellen Trommelschritten auf der Treppe.
    »Hier!«, ruft er glücklich und umklammert meine Beine. »Hier ist Olle!«
    Ich bohre meine Nase in sein wuscheliges Haar und hebe den ganzen Fünfjährigen vom Boden hoch. Er wird allmählich schwer.
    »Hallo«, sage ich und drücke ihm einen Kuss auf die Wange. »Schön, dass du kommen konntest.«
    Er kichert und wischt meinen Kuss weg.
    »Aber du bist doch gekommen«, sagt er. »Ich wohne hier.«
    »Echt?« Ich reiße die Augen auf. »Warum hast du mir das nicht eher gesagt? Hätte ich das gewusst, wäre ich doch längst schon mal vorbeigekommen!«
    Olle lacht und zappelt, damit ich ihn wieder auf den Boden stelle. »Komm«, sagt er. »Wir gehen in mein Zimmer. Ich muss dir was zeigen.«
    Papa sieht uns gut gelaunt an.
    »Aber nicht zu lange«, sagt er. »Wir essen in fünf Minuten.«
    Olle greift nach meiner Hand und verdreht die Augen, als wären wir Verbündete.
    »Schon gut, Papa!«, sagt er, als wäre er mindestens dreizehn. »Das wissen wir.«
    Ha!, denke ich. Ich war aber eine gute Lehrerin.
    »Ist es schön bei Oma?«, fragt Mama beim zweiten Bissen.
    Sie haben sich wirklich Mühe gegeben mit dem Essen. Lachs, Salzkartoffeln, weiße Soße, die ich mehr als mein Leben liebe. Servietten. Das ist 1. ziemlich cool und 2. ziemlich bizarr. Seit wann bin ich Ehrengast in meinem eigenen Zuhause? Ich hab gar nichts dagegen, das ist es nicht. Aber etwas merkwürdig ist es schon.
    »Mh«, sage ich mit dem Mund voller Kartoffel. »Sehr.«
    Und das ist es wirklich.
    Solange Oma sich zurückhält und keine Pläne hinter meinem Rücken schmiedet, geht es uns gut zusammen in ihrer Wohnung. Ich helfe ihr beim Kreuzworträtsel, sie hilft mir mit meinen Lebenskrisen. Ein guter Deal. Ich finde es nicht mal schlimm, ihr beim Abwasch zu helfen und meine Schuhe ordentlich wegzustellen, wenn ich bei ihr bin. Völlig unerklärlich, aber so ist es. In Gegenwart dieser alten Dame kehrt man, ohne überhaupt darüber nachzudenken, seine beste Seite hervor. Magisch.
    »Und was macht die Arbeit?«
    Papa streckt sich nach dem Salz aus.
    »Auch gut«, antworte ich und mache einen Gedankensprung aus Omas Wohnung direkt zu Isak. Nicht, weil Isak Teil meiner Arbeit wäre, sondern weil er von ganz allein in meinen Gedanken auftaucht. Auch magisch, irgendwie. Man fängt ganz unschuldig beim Reinigen der Kaffeemaschine an oder dem Zusammenstellen der Salate aus den großen Kühlschränken oder dem Kucheneinsortieren im Tresen und,

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