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Alles was ich sage ist wahr

Alles was ich sage ist wahr

Titel: Alles was ich sage ist wahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Bjaerbo
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Pling!, nach zwei Sekunden landet man schon wieder bei Isak. Es ist unmöglich, an die Arbeit zu denken, ohne am Ende mit den Gedanken bei ihm zu landen. Und ehrlich gesagt finde ich das auch überhaupt nicht schlimm.
    Als wir mit dem Essen fertig sind, muss ich zugeben, dass Mama und Papa sich eigentlich ganz gesittet benehmen. Sie stellen zwar unerträglich viele Fragen, halten sich mit Genörgel und Ermahnungen aber ziemlich zurück. Vielleicht vermissen sie mich ja wirklich? Der Gedanke kommt mir plötzlich gar nicht mehr so abwegig vor. Ich würde mich auch vermissen, wenn ich sie wäre.
    »Kommst du bald wieder?«, fragt Mama, als ich mir im Flur die Schuhe anziehe. »Es freut mich wirklich, dass es dir bei Oma gefällt, aber es schadet doch nichts, wenn wir dich hier auch ab und zu mal zu sehen bekommen. Und sei es nur für Olle. Er vermisst dich ganz doll.«
    Ich gönne es mir, ihr einen Kuss auf die Wange zu drücken, als ich mich verabschiede.
    »Okay«, sage ich.
    Und so fühlt es sich auch an.
    * * *
    »Siehst du«, sagt Oma. »Du hast es überlebt.«
    Ich brummele irgendwas Unverständliches und werfe mich aufs Sofa. Ich habe mir vorgenommen, mich bedeckt zu halten und nicht zu viel von dem Besuch zu Hause und dem angenehmen Bauchgefühl zu verraten, damit die alte Dame gar nicht auf dumme Gedanken kommt. Sie soll ruhig noch eine Weile an ihrem schlechten Gewissen knabbern, dass sie mich zu dem Besuch gezwungen hat.
    Ich nehme das lose Kreuzworträtsel, das sie aus irgendeiner Zeitung ausgeschnitten hat. Es ist fast fertig, bis auf ein paar Lücken in der einen Ecke. Oma mustert mich.
    »Da fehlt noch was, wobei du mir vielleicht helfen kannst.«
    Ich gucke genauer hin.
    »Musikstil aus den USA, drei Buchstaben?«
    »Genau.«
    Ich sehe mir die umliegenden Wörter an.
    »Da muss wohl RAP hin«, sage ich schließlich.
    »Wie heißt das?«
    »RAP.«
    »Aha? Da kenn ich mich nicht mit aus. Aber zum Glück hab ich ja dich.«
    »Ja«, sage ich. »Da hast du wirklich Glück.«
    Wir sitzen vielleicht drei Minuten schweigend nebeneinander, bis es mir zu langweilig wird, mich bedeckt zu halten, wo ich so viele wichtige Dinge zu bereden habe. Und so erzähle ich. Von Isak, dem Handschlag, seinem Abschiedsgruß und dem Triumph an sich, genau, wie ich es schon nachmittags vorhatte.
    »Ich versteh nicht ganz, wie du rausgekriegt hast, was er gerne für Musik hört«, sagt Oma, als ich fertig bin. »Aber ansonsten klingt das doch, als würdest du Fortschritte machen.«
    »Ja, oder?«
    Oma nickt beeindruckt.
    »Bald hast du ihn am Haken!«
    Ich lache.
    »Das glaube ich auch.«
    * * *
    Dieses Mal dauert es nur drei Tage, bis er wieder ins Kaffee & Träume kommt. Und diesmal ist er allein. Ich bemerke ihn anfangs gar nicht, weil ich mit dem Rücken zur Tür stehe und meine Fingernägel quietschtürkis lackiere, als er das Café betritt. Seit circa einer halben Stunde war kein einziger Kunde mehr an der Kasse, weil die Mittagspause vorbei ist und die Kaffeezeit noch nicht richtig begonnen hat. Ich langweile mich. Oder – habe mich gelangweilt. Bevor Isak kam.
    »Hallo.«
    Seine Stimme lässt mich so zusammenzucken, dass ich den Lack, der für den linken Mittelfingernagel bestimmt war, über die halbe linke Hand schmiere.
    »Scheiße!«
    Er sieht mich amüsiert an.
    »Begrüßt du so alle neuen Gäste?«
    »Nein«, sage ich und drehe mich um. »Nur die, die herkommen und Chaos anrichten.« Ich halte ihm die Hand mit dem verschmierten Nagellack vors Gesicht.
    »Guck mal, was du getan hast«, sage ich vorwurfsvoll.
    »Oje.«
    Isak nimmt meine Hand und dreht sie hin und her, um den Farbklecks zu begutachten.
    »Das sieht nicht wirklich gut aus«, sagt er ganz ernst. Dann legt er die Stirn in Falten und guckt mich besorgt an.
    »Sollen wir das Drama amputieren?«
    Es blitzt in seinen Augen, als er sieht, dass ich loslache.
    »Ich dachte eigentlich eher an Aceton«, sage ich.
    Isak wirft mir einen skeptischen Blick zu.
    »Aceton?«, sagt er wenig überzeugt und nimmt die Hand noch mal in Augenschein. »Na gut, probieren kannst du’s ja. Aber richte dich schon mal seelisch drauf ein, dass du am Ende doch zur Knochensäge greifen musst.«
    »Alright«, sage ich mit einem Seufzer. »Man muss im Leben auch Niederlagen einstecken können, nehme ich an.«
    Damit lässt Isak meine Hand los und wirft stattdessen pflichtschuldig einen Blick auf die Kuchen im Tresen. Sehr bedauerlich.
    Meine Hand vermisst ihn.
    »Willst du was?«, frage

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