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Alles was ich sage ist wahr

Alles was ich sage ist wahr

Titel: Alles was ich sage ist wahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Bjaerbo
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ich ihn.
    »Ja, eigentlich schon. Deshalb bin ich ja hier.«
    Genau. Aber du bist nicht hergekommen, weil du Lust auf Kaffee hast, Isak, du bist gekommen, weil du Lust auf mich hast. Das ist so offensichtlich, dass es schon fast lächerlich ist.
    »Nur darum?«, frage ich und lächele.
    »Kaffee«, antwortet er, aber ich sehe immer noch den Funkentanz in seinen Augen. »Mit Milch.
    Bemerkenswert, was für ein Vollblutprofi ich im Flirten bin. Ich meine, viel Training hatte ich in meinem bisherigen Leben nicht. Verglichen mit Fanny zumindest. Fanny hatte bis jetzt vier (4), Zitat, »richtige Beziehungen« und drei (3) Mal, wieder Zitat, »ich weiß nicht … Nahkampf?« Plus die Tatsache, dass sie sich in der Disco und so an den Hintern fassen lässt. Sie hat: rumgeknutscht. Rumgemacht. Und richtig ernst gemacht. Mehrmals schon.
    Ich hatte bislang null (0) richtige Beziehungen und null (0) Mal Nahkampf. Einmal in der Achten habe ich auf einer Fete so heftig mit einem Jungen rumgemacht, dass ihm die Brille runtergeflogen ist, aber das war nur, um zu sehen, wie so was geht. Um für zukünftige Unternehmungen gerüstet zu sein. Eine ziemlich vergeudete Viertelstunde meines Lebens, wenn ich ehrlich sein soll. Im Grunde genommen ist das gar nicht so kompliziert, wie man denkt. Man muss es einfach nur tun. Das sitzt im Rückenmark oder nicht.
    Fanny findet es sehr bedenklich, dass ich noch nie mit jemandem zusammen war. Sie spricht das nicht direkt aus, aber man merkt es. Außerdem liegt sie mir in regelmäßigen Abständen in den Ohren, dass ich mich gefälligst ein bisschen anstrengen soll. Ich: »Warum? Siehst du weit und breit jemanden, der mich verdient hätte?« Fanny findet mich zu anspruchsvoll. »Was ist mit Johan?«, sagt sie. »Der ist doch süß?« (Ja, er ist süß. Nein, danke.) »Und Anton? Ich bin ziemlich sicher, dass Anton in dich verknallt ist, ihr würdet super zusammen passen!« (Nein, würden wir nicht.) »Aber Marku…« (ROOOAAARRR, Urzeitschrei!) Spätestens da hält Fanny meist die Klappe, aber ich sehe genau, wie sie den Kopf schüttelt. Sie hat Schwierigkeiten, das nachzuvollziehen, nehme ich an. In ihrem kleinen, kleinen Gehirn mahlt es: Aber warum nur? Alicia ist nicht hässlich. Nicht schüchtern. Nicht asozial. Und nicht unnormal. Und trotzdem – kein Freund! ICH VERSTEH DAS NICHT!
    Jetzt sollte Fanny mich mal sehen, so vollkommen in meinem Flirtelement: Hello Isak, how you doin‘? Als hätte ich nie was anderes gemacht. Da wäre sie aber bestimmt stolz auf mich! Ich muss ihr unbedingt eine SMS schicken. Ich nehme mein Handy und schreibe: Isak liebt mich. Er hat es noch nicht gesagt, aber ich weiß es. Bin ein Flirtnaturtalent. Du solltest mich sehen. XXX!
    Sie antwortet unmittelbar. Bin sehr stolz auf dich. Aber du hast hoffentlich nicht vergessen, dass er vergeben ist?
    Ähm, doch, habe ich.
    Ich stecke das Handy in die Schürzentasche und gehe zu dem Tisch, an den Isak sich gesetzt hat.
    »Hallo«, sage ich.
    »Hallo«, sagt er.
    »Was liest du?«
    Er zeigt mir das Cover des Buches in seiner Hand. Extrem laut und unglaublich nah.
    »Liest du das jetzt erst?«, frage ich. »Ist das nicht schon uralt?«
    Er grinst.
    »Ich lese es wieder«, sagt er. »Ein gutes Buch.«
    »Ach«, sage ich. »Das sagst du doch nur. Gib zu, dass du es nur mitgenommen hast, weil du denkst, dass es dein Image aufpoliert! Bestimmt hast du vor dem Bücherregal gestanden und gedacht: Hm, mal sehen. Welches Buch nehme ich am besten mit ins Café, um das hübsche Mädchen an der Kasse zu beeindrucken? Dostojewski? Die Biografie von Broder Daniel? Vielleicht mag sie die Band ja. Oder einen Krimi? Nein, zu langweilig. Und dann hast du das hier entdeckt und gedacht: sweet ! Das ist es. Genau das richtige Niveau.«
    Isak lacht und schüttelt den Kopf.
    »Du bist echt nicht auf den Mund gefallen.«
    Da hast du recht, denke ich.
    Leider kommt in diesem Moment Sofia aus der Küche und macht alles kaputt, indem sie ruft, sie bräuchte Hilfe mit irgendwelchen Salaten oder was weiß ich, ich höre nicht so genau hin. Und damit muss ich mich leider von Isak losreißen, obwohl ich gar keine Lust dazu habe.
    »Du wärst auch mit der Broder-Daniel -Biografie durchgekommen«, sage ich, als ich neben seinem Tisch stehe. »Nur als Information fürs nächste Mal.«
    * * *
    Abends rechne ich noch die Kasse ab und räume das Café auf, ehe ich abschließe und mich auf den Heimweg mache. Man merkt, dass es Oktober ist. Es ist stockdunkel

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