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Alles was ich sage ist wahr

Alles was ich sage ist wahr

Titel: Alles was ich sage ist wahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Bjaerbo
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ehrlich gesagt gerade überhaupt nichts. Warum erzählt er ausgerechnet mir das? Was erwartet er von mir? Dass ich Mitleid mit ihm habe? Ein schlechtes Gewissen kriege? Oder will er mich nur auf den neusten Stand bringen, damit ich mich freuen kann, dass er plötzlich frei ist? Ich fühle mich für nichts von alledem bereit.
    »Oh«, sage ich schließlich noch einmal.
    »Hm«, sagt er.
    Dann sagen wir beide nichts mehr.
    Für den Bruchteil einer Sekunde denke ich daran, dass ich nackt in der Wanne liege. Das ist komisch, wenn man telefoniert. Natürlich kann Isak mich nicht sehen. Trotzdem. Ich bin nackt. Ich versuche, still zu liegen wie ein toter Fisch, damit das Wasser nicht plätschert und mich verrät.
    »Was machst du grade?«, fragt er nach einer Weile.
    »Nichts Besonderes.«
    »Aha.«
    Isak verstummt wieder.
    »Und wie geht es dir?«, fragt er dann. »Du kamst mir ein bisschen … ich weiß nicht? Bei unserer letzten Begegnung kamst du mir ein bisschen … strange vor.«
    »Hm«, sage ich. »War ich wohl auch.«
    Mein Gott, was muss er eigentlich für ein Bild von mir haben?
    »Und bin es wohl immer noch, fürchte ich.«
    Isak lacht.
    Verlegen? Vielleicht, ein kleines bisschen.
    »Du«, sagt er. »Ich weiß nicht so genau, wieso ich dich angerufen und dir das mit Anna erzählt habe. Das ist schließlich nicht dein Problem. Ich wollte eigentlich nur wissen …«
    Er zögert, ehe er fortfährt.
    »Ich würde gern wissen, ob wir uns treffen können. Richtig. Nicht bei der Arbeit.«
    Ich schlucke und suche verkrampft nach einer passenden Antwort. Das dauert viel zu lange, mein Schweigen wird langsam peinlich, aber das bringt mich auch nicht weiter. Will ich ihn treffen? Richtig?
    Vor einer Woche hätte ich SIR, YES, SIR! geschrien, wenn er mich das gefragt hätte, aber jetzt ist nicht vor einer Woche. Jetzt ist diese Woche und ich weiß gerade gar nichts mehr. Ich erinnere mich nicht mehr genau, wie ich vorher getickt habe. Warum sollte ich mich mit Isak treffen wollen? Bin ich in ihn verliebt? Oder finde ich ihn einfach nur nett?
    Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.
    Dafür weiß ich aber, dass er toll aussieht mit seinen Locken und den Linien neben den Mundwinkeln und überhaupt, aber danach ist Stopp. Ich kenne Isak nicht. Weiß nicht, ob ich das auf die Reihe kriege oder was richtig treffen eigentlich heißen soll. Ist das so was wie ein Date? Der Gedanke macht mir Angst. Ein Date ist ja wohl, wenn ich das richtig verstanden habe, die Vorstufe zu »Zusammenkommen«, oder? Aber im Moment möchte ich mit niemandem zusammenkommen. Nicht mal mit Isak.
    »Also, ich meine das nicht als Date oder so«, sagt er.
    Kann er meine Gedanken lesen?
    »Aber vielleicht könnten wir uns ja treffen und ein bisschen reden? Oder?«
    Auch darüber muss ich eine Weile nachdenken. »Ein bisschen reden.« Das hört sich ziemlich ungefährlich an.
    »Okay«, sage ich schließlich.
    »Okay?«
    Er klingt enttäuscht. Wahrscheinlich fände er es angebrachter, wenn ich mich irgendwie heftiger äußern würde: Oh ja! – aber dazu bin ich gerade nicht in der Lage. Er muss sich mit dem Okay zufriedengeben.
    »Hast du morgen Zeit?«
    Als wir auflegen, haben wir uns in weniger als vierundzwanzig Stunden vorm Bahnhof verabredet. Ich tauche komplett ins Badewasser und denke nichts anderes, als dass man unter Wasser seinen eigenen Herzschlag im Kopf hört.
    * * *
    In dieser Nacht träume ich von Oma. Sie sitzt in ihrem Sessel in einer Ecke meines Zimmers mit einem Kreuzworträtsel auf dem Schoß, als ob nichts gewesen wäre. Ihr Haar ist auf Lockenwickler gedreht, wie immer, wenn sie etwas Besonderes vorhatte.
    »Du hier?«, frage ich überrascht aus meinem Bett. »Ich dachte, du wärst tot?«
    Oma schüttelt den Kopf. »Sehe ich tot aus?«, fragt sie.
    »Nein«, sage ich und lache leise. Kaum zu glauben, aber das tut sie wirklich nicht. »Du siehst aus wie immer.«
    Als ich die Augen aufmache, sind meine beiden Kissen auf den Boden gerutscht und die Decke liegt verwurschtelt unter meinen Füßen. Ich blinzele aufgeregt in den Raum, als würde ich erwarten, sie dort zu sehen.
    Dann werde ich richtig wach und komme in der Realität an.
    Mein Zimmer kam mir noch nie so leer vor.
    * * *
    Isak ist schon da, als ich angeradelt komme. Er wartet an dem gelben Briefkasten, wie verabredet, und spielt an dem Reißverschluss seiner Jacke. Aus der Distanz könnte ich fast schwören, dass er nervös ist. Süß.
    »Hallo«, sage ich und stoppe das Rad

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