Alles, was ich will, bist du
folgte sie ihm.
Rocco drückte den Knopf an der Mikrowelle. Was mache ich hier überhaupt? fragte er sich. Wieso servierte er dem Feind ein Abendessen? Nur weil Gracie für einen Augenblick ausgesehen hatte, als würde sie vor seinen Füßen zusammenbrechen?
Auch wenn er es nicht gern zugab, hatte er ihre Angst fast körperlich gespürt. Aber er durfte seinen Gefühlen nicht trauen. Er hatte schon früh gelernt, wie mühelos Frauen manipulieren konnten. So war seine Mutter durchs ganze Leben gekommen.
Rocco schloss die Augen und schob die Erinnerungen zur Seite. Hinter sich hörte er, wie Gracie in die Küche kam. Wieso zum Teufel dachte er ausgerechnet jetzt daran zurück?
Er setzte eine unbeteiligte Miene auf und drehte sich um. Gracies Wangen waren schon rosiger geworden. Sofort ärgerte er sich über seine Erleichterung. Sie sah sich neugierig um. Bestimmt schätzt sie alles hier auf seinen Wert ein, dachte er zynisch.
In diesem Moment klingelte die Mikrowelle. Er nahm das Essen heraus, dann stellte er Teller und Besteck unsanft vor Gracie auf den riesigen Edelstahltisch. „Sie sind meine einzige Verbindung zu Murray. Also essen Sie! Ich will nicht, dass Sie zusammenbrechen.“
Sie presste ihre Lippen zusammen, als wollte sie ablehnen. Rocco ballte die Fäuste, um das heftige Verlangen nach ihr zu unterdrücken. Er hasste sie für seine unkontrollierbare Reaktion. „Los, essen Sie!“
3. KAPITEL
Gracie hob ihr Kinn und versuchte, den köstlichen Duft des Essens zu ignorieren. Sie fühlte sich ganz schwach vor Hunger, aber gleichzeitig ärgerte sie sich über Roccos überhebliche Art.
„Haben Sie vor, den Teller vor mir stehen zu lassen, bis ich aufgegessen habe? Wie ein tyrannischer Vater?“
Er beugte sich vor. Gracie zwang sich, nicht zurückzuweichen.
„Ich bin weder ein Vater noch ein Tyrann. Essen Sie!“
Sie senkte die Augen, um seinem dunklen Blick zu entkommen, dabei sah sie auf cremiges Kartoffelpüree und köstlich duftendes Gulasch. Dies war kein typisches Fertiggericht, sondern stammte garantiert aus einem schicken Feinkostgeschäft.
Ihr Magen knurrte laut. „Ich hätte auch Vegetarierin sein können“, sagte sie trotzig, während sie schon nach ihrer Gabel griff.
Rocco gab einen erstickten Laut von sich, aber sie sah nicht auf. Sie hasste, dass er sie beobachtete, aber sie war zu hungrig, um sich noch länger zu sträuben.
„Bitte entschuldigen Sie, dass ich nicht vorher gefragt habe“, erklärte er übertrieben höflich.
Gracie warf ihm einen Seitenblick zu. Er lachte sie aus! Rasch wandte sie sich wieder ihrem Essen zu. Als hätte sie seit Wochen nicht mehr gegessen, verschlang sie alles bis auf den letzten Bissen.
Rocco schob ein Glas Wasser und eine Serviette über den Tisch. Erst als sie sich den Mund abgewischt und einen großen Schluck getrunken hatte, sah sie ihn wieder an. Er starrte sie völlig fasziniert an.
Unsicher tupfte sie noch einmal ihre Lippen ab. „Was ist? Habe ich noch irgendwo etwas im Gesicht?“
Er schüttelte den Kopf. „Wann haben Sie zum letzten Mal gegessen?“ Seine Stimme klang rau.
Gracie dachte einen Moment nach. „Gestern … Mittag.“ Aber in Wahrheit hatte sie seit Tagen nicht mehr vernünftig gegessen.
„Wo leben Sie?“
Als Gracie aufschaute, traf sie auf seinen kalten Blick. Das Verhör ging weiter! Sie hatte schon fast vergessen, warum sie überhaupt hier war.
Plötzlich fühlte sie sich wie eine völlige Versagerin. „Bis heute Morgen in Bethnal Green. Aber vor zwei Tagen habe ich meinen Job verloren, und mein Chef weigert sich, mir mein ausstehendes Gehalt zu geben. Heute wollte mein Vermieter sein Geld haben, und als ich nicht zahlen konnte, hat er mir vorgeschlagen, mich anderweitig erkenntlich zu zeigen.“ Bei der Erinnerung an sein schweißnasses Gesicht und seine grabschenden Hände schüttelte sie sich unwillkürlich.
Bevor sie wusste, was er vorhatte, sprang Rocco auf, griff nach ihrer rechten Hand und musterte die geröteten Knöchel. Bei seiner Berührung stöhnte sie leise auf.
Er sah sie durchdringend an. „Sie haben ihn geschlagen?“
Gracie zuckte mit den Schultern. „Er hatte mich in eine Ecke gedrängt.“
Noch immer hielt er ihre Hand. „Vermutlich sollte ich dankbar sein, dass Sie mich verschont haben.“
Sie betrachtete seinen Kiefer. Wahrscheinlich hätte sie sich bei dem Versuch die Hand gebrochen. Immer noch stand er dicht neben ihr und hielt ihre Hand. Gracies Herz raste.
Nervös zog sie
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