Alles, was ist: Roman (German Edition)
um Ihre Einwilligung zu bitten, Sir«, sagte Bowman.
Das ›Sir‹ klang etwas altmodisch, aber er dachte, es gehörte dazu. Amussen rührte immer noch in seinem Kaffee.
»Vivian ist ein nettes Mädchen«, sagte Amussen schließlich. »Sie ist auf dem Land groß geworden. Ich weiß nicht, wie es ihr in der Stadt gefallen wird. Sie ist anders als die Leute dort.«
Dann sah er auf.
»Wie wollen Sie für Sie beide sorgen?«, sagte er.
»Nun, wie Sie wissen, habe ich eine gute Anstellung. Ich mag meine Arbeit. Ich habe gute Berufsaussichten. Ich verdiene zurzeit genügend, um für uns aufzukommen, und was ich verdiene, gehört ihr. Ich werde dafür sorgen, dass es ihr an nichts fehlt.«
»Sie ist kein Stadtmädchen«, sagte Amussen wieder. »Wissen Sie, seit sie ein kleines Mädchen war, hatte sie ihr eigenes Pferd.«
»Wir haben darüber nicht gesprochen, aber ich denke, Platz für ein Pferd werden wir schon noch schaffen«, sagte Bowman leichtherzig.
Amussen schien ihn nicht zu hören.
»Wir lieben einander«, sagte Bowman. »Ich tue alles in meiner Macht, um sie glücklich zu machen.«
Amussen nickte leicht.
»Ich verspreche es Ihnen. Wir hoffen auf Ihre Einwilligung. Ihren Segen, Sir.«
Es folgte eine Pause.
»Ich glaube nicht, dass ich Ihnen den geben kann«, sagte Amussen. »Nicht, wenn ich ehrlich bin.«
»Ich verstehe.«
»Ich glaube nicht, dass es gutgehen wird. Ich glaube, es ist ein Fehler.«
»Ich verstehe.«
»Aber ich werde Vivian nicht im Weg stehen«, sagte ihr Vater.
Bowman ging mit einem Gefühl von Enttäuschung und Trotz. Es wäre also eine Art morganatische Ehe, die höflich toleriert wurde. Er wusste nicht, wie er dazu stehen sollte, aber als er Vivian erzählte, was ihr Vater gesagt hatte, schien sie nicht weiter beunruhigt.
»So ist Daddy halt«, sagte sie.
Der Pfarrer war ein großer Mann, Mitte siebzig, mit silbrigem Haar, er konnte nicht mehr so gut hören, seit er einmal vom Pferd gefallen war. Das Alter hatte seiner Stimme die Kraft genommen, die weich klang, aber sehr dünn. Bei dem Vorgespräch zur Trauung sagte er, er würde ihnen drei Fragen stellen, die er jedem Paar stellte. Er wollte wissen, ob sie sich liebten. Dann, ob sie in der Kirche heiraten wollten. Und schließlich, würde die Ehe halten?
»Die ersten beiden Fragen können wir auf jeden Fall mit Ja beantworten«, sagte Bowman.
»Ah«, sagte der Pfarrer. »Ja.« Er schien irgendwie in Gedanken und hatte die Reihenfolge der Fragen vergessen. »Ich denke, es ist nicht so wichtig, verliebt zu sein«, gestand er.
Er war unrasiert, wie Bowman auffiel, weiße Stoppeln bedeckten seine Wangen, aber bei der Hochzeit sah er recht präsentabel aus. Vivians Familie war da, ihre Mutter, ihre Schwester, der Schwager und ein paar andere Leute, die Bowman nicht kannte, und natürlich Freunde. Aufseiten des Bräutigams waren es weniger Gäste, aber sein Zimmergenosse aus Harvard, Malcolm, und seine Frau Anthea waren gekommen und Eddins mit einer weißen Nelke im Knopfloch. Es war ein strahlender, kühler Morgen, dann wurde es Nachmittag, die Zeit verging in Aufregung, und es war schwer, sich an alles zu erinnern. Bowman hatte die Zeit davor mit seiner Mutter verbracht und konnte sie während der Trauung sehen. Er beobachtete mit einem leichten Gefühl von Triumph, wie Amussen Vivian zum Altar führte. Er schob alle Bedenken beiseite, es war wie in einem Theaterstück. Während der Trauung sah er nur die Braut, ihr klares, leuchtendes Gesicht, dahinter Louise, die ebenfalls lächelte, während er sich sagen hörte: Mit diesem Ring nehme ich dich zur Frau.
Eddins schien allgemein beliebt, zumindest hinterließ er auf dem Empfang, der in Vivians Haus abgehalten wurde, einen bleibenden Eindruck. Ihr Vater war eigentlich für den Red Fox gewesen, das alte Gasthaus in Middleburg, ließ sich dann aber überreden.
Die Bar stand auf einem Tisch mit weißem Tischtuch, an dem zwei Kellner bedienten, zurückhaltend, aber höflich, durch die Ungleichheit wie gestählt. Bowmans neuer Schwager Bryan, mit Fliege und dem runden Gesicht eines guten Kerls, kam zu ihm herüber.
»Willkommen in der Familie«, sagte er.
Er hatte kleine, ebenmäßige Zähne, durch die er freundlich wirkte, und arbeitete für die Regierung.
»Wirklich schöne Hochzeit«, sagte er. »Wir selber hatten keine. Der alte Herr hat uns dreitausend Dollar geboten – das heißt, er bot sie Beverly –, wenn wir einfach losziehen und heiraten würden. Er hat
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