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Alles - worum es geht (German Edition)

Alles - worum es geht (German Edition)

Titel: Alles - worum es geht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Teller
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Lust hast. Dänemark ist ein gutes Land, eine Demokratie, mit gleichen Rechten für alle. Europa steht dir offen, im Grunde die ganze Welt. Du hast grenzenlose Möglichkeiten …«
    »Genau das sage ich ja.«
    »… und auf einmal schließt du dich diesen Typen an und gehst hin und springst einem Mann auf den Kopf.«
    »Welchen Typen?«
    »Schlechter Gesellschaft. Wieso lässt du dich mit solchen Leuten ein?«
    »Ich war alleine.«
    »Vor mir musst du keine Angst haben.«
    »Ha, ha, ha!«
    »Ich bin kein Richter. Ich plauder nichts aus.«
    »Ich war alleine.«
    »Tritte und Schläge, Verletzungen praktisch am ganzen Körper, Nieren- und Leberriss, dreiundzwanzig Knochenbrüche, dazu noch ein offener Schädelbruch …«
    »Ach ja …?«
    »Hast du je Inzest erlebt?«
    »Ha, ha, ha!«
    »Sonstige körperliche Gewaltanwendung?«
    »Ha, ha, ha!«
    »Mobbing?«
    »Ist jetzt bald mal gut?«
    »Denk doch mal an deine Eltern …«
    »Lass meine Eltern da raus. Die haben damit nichts zu tun.«
    »Wer dann? Die Gesellschaft?«
    »Aller guten Dinge sind drei. Hurra! Dann sagen wir’s doch einfach so. Hast du denn überhaupt nichts kapiert von dem, was ich gesagt hab?«
    »Du hast gesagt, alles sei möglich.«
    »Ja.«
    »Warum hast du dann gerade das gemacht?«
    »Das kapierst du sowieso nie.«
    »Versuch’s doch …«
    »Alles ist möglich.«
    »Du hast es gemacht – weil alles möglich ist?«
    »Ist doch egal, oder?«
    »Wenn es egal ist, warum hast du’s dann gemacht?«
    »Um zu sehen, was solche wie du dann sagen.«
    »Aber es muss doch eine Grenze geben.«
    »Genau.«
    »Genau?«
    »Genau das wollte ich rausfinden.«
    »Jetzt versteh ich … Und wo ist die …?«
    »Es gibt keine.«
    »Keine was?«
    »Grenze zu dem, was ihr gerne verstehen wollt.«
    »Jetzt versteh ich gerade gar nichts.«
    »Nur ist es das Falsche, was du nicht verstehst.«
    »Es hatte irgendwas mit Grenzen zu tun …?«
    »Mit dem Fehlen!«
    »Ach so … Dir haben Grenzen gefehlt, stimmt’s …?«
    »Nein, mir fehlt gar nichts! Dir. Euch.«
    »Ich weiß sehr gut, dass man keinem auf den Kopf springen darf.«
    »Ach ja?«
    »Ja.«
    »Wieso zum Teufel bin ich dann auf die Idee gekommen? Was glaubst du?«
    »Das ist es ja, was ich … Du hast nie gelernt, wo die Grenze verläuft.«
    »Also bin ich nicht schuld?«
    »… Nein, eigentlich nicht …«
    »Aber schließlich bin ich doch der, der gesprungen ist, oder?«
    »Schon, aber …«
    »Man kann verstehen, dass ich das gemacht habe?«
    »… Alles in allem … Ja.«
    »Du an meiner Stelle hättest dasselbe getan?«
    »Äh … das weiß ich nicht …«
    »Du bist natürlich nie in meiner Situation gewesen. Aber mal angenommen …?«
    »Mal angenommen … Vielleicht ja …«
    »Du verstehst es also?«
    »…«
    »Auf jeden Fall findest du es nicht merkwürdig, dass jemand in meiner Situation so was gemacht hat?«
    »Nee … nein.«
    »Wenn man an die fehlenden Grenzen denkt, das Licht der Straßenlaternen, den Rost an der Eisenstange, dann ist es durchaus verständlich, dass ich das getan hab?«
    »… Ja-a …«
    »Vor allem wegen der Straßenlaternen?«
    »Ja … deswegen.«
    »Da siehst du’s.«
    »Was soll ich sehen?«
    »Was ich gemeint habe.«
    »Schreibst du das? Dass so was die Leute dazu bringen kann, sonst was zu machen.«
    »Ja …«
    »Dass man eigentlich nicht begreift, wieso so was nicht öfter passiert, wenn man bedenkt, dass die Gesellschaft keine Grenzen kennt?«
    »… Äh … ja.«
    »Verstehst du jetzt, was ich meine?«
    »Ja-a …«
    »Es ist nicht fair, Jugendliche solchen Situationen auszusetzen. Oder?«
    »Nein.«
    »Im Grunde ist es also merkwürdig, dass ich es nicht schon früher gemacht habe?«
    »Warum … nicht?«

Sich so in den Hüften wiegend
und die Augen zu Boden gerichtet
    Ein Gesetz hier, ein Gesetz da. Die Leute können doch ihre Meinung äußern, wie sie wollen. Tun sie ja auch. Egal, ob sie was zu sagen haben oder nicht. Fast wünscht man, sie würden es lassen. Als ob sie den Mund auch nur einen Moment lang halten könnten! Nein! Irgendwer findet immer, er hätte etwas zu sagen. Auch wenn es Mist ist. Sie sagen es, als wüssten sie es nicht besser. Wenn man nichts Anständiges zu sagen hat, soll man den Mund halten. Aber: Manchmal muss man auch mal was sagen, was nicht so anständig ist. Die sind es doch, die sich nicht gerade anständig aufführen. Übrigens sind das oft die von der anderen Bahnseite. Die kenne ich. Die haben nichts Gutes im Sinn. So sind sie

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