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Alles Wurst

Alles Wurst

Titel: Alles Wurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Guesken
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dem Wetter? Hör zu, wir beide, Kim und ich, sitzen am Kanal und grillen. Vielleicht hast du Lust dazuzustoßen?«

    »Nein danke.« Ich betrachtete den Rauch, der immer noch vom Kinderplanschbecken aufstieg. »Nach Grillen ist mir zurzeit nicht.«

    »Gut, Henk, dann vielleicht später.«

    »Vielleicht hast du ja Lust, bei mir vorbeizuschauen. Ich bin im Ostbad.«

    »Im Ostbad? Das kann ich von hier aus sehen. Was treibst du da? Das Teil ist praktisch eine Ruine.«

    »Sagen wir, ich hatte eine Verabredung zum Schwimmen. Und jetzt brauche ich jemanden, der mich wieder loseist.«

    »Eine Verabredung?«

    »Mit dem Mörder von Fricke, Nebel und Bölling.«

    »Wallenstein? Wie kommt der denn ins Ostbad?«

     
    Knappe zehn Minuten später war ich von meinen Fesseln befreit. Zusammen mit Kittel und seiner Angebeteten stand ich am Rand des Nichtschwimmerbeckens und blickte auf den toten Schadewaldt, der durch einen bedauerlichen Fehltritt Opfer seines eigenen heimtückischen Mordanschlags geworden war.

    »Die Leute halten den Sprungturmbereich für gefährlich«, meinte Kittel. »Aber ich habe immer schon gesagt: Wenn was passiert, dann im Babybecken.«

    »Was hat dich dazu gebracht, den lächerlichen Verdacht gegen Laura fallen zu lassen und dich stattdessen auf Wallenstein zu konzentrieren?«, wollte ich wissen.

    »Bisher ist es nur eine Vermutung, die einen dringenden Tatverdacht begründet«, erklärte Kim.

    »Castrop hat Wallensteins Biorestaurants mitfinanziert«, sagte Kittel. »Zum Ausgleich musste der ihm den Rücken freihalten. Er verschaffte dem halbseidenen Fleischfabrikanten ein lupenreines Bio-Alibi.«

    »Wie habt ihr das denn erfahren?«

    »Wir hatten einen Informanten, einen gewissen Rainer Zucker. Er ist Leiter der Abteilung für innovatives Fleischdesign bei Allwetterfleisch. « Kittel deutete auf die Leiche im Planschbecken. »Und wer ist das?«

    »Einer, der Wallenstein den Rücken freigehalten hat«, antwortete ich. »Ein gewisser Schadewaldt. Er hatte zwei Jobs: guter Geist im Haus und Profikiller auf Vierhundert-Euro-Basis.«

    »Fine«, meinte Kim. »Wir sollten diesem Wallenstein mal auf den Zahn fühlen.«

    »Leider passt es heute schlecht«, zitierte ich den Verblichenen. »Ihm wird heute von der Stadt Münster ein grünes Band überreicht.«

    Kittel grinste. »Ich würde sagen, es passt doch hervorragend.«

40

    Das hatte er sich so gedacht. Kittel schien sich mit dem Protagonisten eines Thrillers zu verwechseln, in dem ein kleiner, aber unbeugsamer Cop zusammen mit einer gut aussehenden Journalistin einer schändlichen Intrige im New York Police Department auf die Spur gekommen war, die kein Geringerer als der Polizeichef persönlich angezettelt hatte. Also platzten die beiden mitten in die Laudatio, mit der der Fiesling für seine Verdienste geehrt werden sollte, und konfrontierten ihn vor den Augen der Weltpresse mit dem belastenden Material.

    Handorf war aber nicht Hollywood.

    Die Organisation des Events lag in den Händen einer Firma namens Global-Player-Event-Management und dem WDR. Innerhalb des Grünen Winkels herrschte dichtes Gedränge, und wer keinen Anzug hatte, wurde erst gar nicht vorgelassen. Trotzdem war nicht zu übersehen, dass man das öffentliche Interesse an dem Event überschätzt hatte.

    Im Außenbereich des Restaurants stand eine tief gestaffelte Armee weiß gedeckter Bierzeltgarnituren unter grünen Sonnenschirmen. Ungeladene Gäste wie wir waren hochwillkommen, denn die TV-Kameras wollten schließlich nicht über leere Tische schwenken.

    Natürlich wurde jedes Wort nach draußen übertragen. Haberland, der Befreiungstheologe, schlug einen langen Bogen von den Zeiten, als die drei Taufkumpane in der Salzstraße mit Plakaten und Infomaterial Front gegen Pershing II und den NATO-Doppelbeschluss gemacht hatten, über den Kampf der Campesinos in Costa Rica bis zum Umweltgedanken, der sprichwörtlich Fleisch geworden sei im Grünen Winkel, welcher mittlerweile jedem in der heimlichen Umwelthauptstadt Europas ein Begriff sei.

    Kittel und ich mühten uns mit dem erdig schmeckenden Biobier ab, das es dieses Mal nicht auf Kosten des Hauses gab. Kim nippte hin und wieder an einem Fitnessdrink aus Meeresmineralien und faltete ein Papierflugzeug. Bevor sie es starten konnte, nahm ich es ihr weg und entfaltete es wieder. Es war das Programm des heutigen Abends.

    »Heimliche Umwelthauptstadt«, griff der Oberbürgermeister gerade Haberlands Formulierung auf.

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