Alles zu seiner Zeit: Mein Leben (German Edition)
sich dafür aus, den Genossen Michail Sergejewitsch Gorbatschow zum Generalsekretär des ZK der KPDSU zu wählen.
Ponomarjow
: In letzter Zeit haben wir uns viel mit der Neufassung des Parteiprogramms beschäftigt. Ich konnte mich persönlich davon überzeugen, dass Michail Sergejewitsch die marxistisch-leninistische Theorie gründlich beherrscht und es versteht, sich in überaus komplizierten programmatischen Fragen zurechtzufinden.
Tschebrikow
: Ich habe mich natürlich mit meinen Arbeitskollegen beraten. Unser Amt [28] ist ja so beschaffen, dass man sich nicht nur in außenpolitischen Problemen, sondern auch bezüglich innenpolitischer, gesellschaftlicher Fragen gut auskennen muss. Deshalb haben mich die Tschekisten beauftragt, die Kandidatur des Genossen Michail Sergejewitsch Gorbatschow für den Posten des Generalsekretärs des ZK der KPDSU vorzuschlagen.
Dolgich
: Alle sind wir uns einig darin, dass er nicht nur auf große Erfahrungen zurückblicken kann, sondern auch eine Zukunft hat.
Schewardnadse
: Ich habe Michail Sergejewitsch schon vor seiner Zeit als Sekretär des ZK der KPDSU gekannt. Ich sage es geradeheraus: Die Entscheidung für ihn erwarten heute unser ganzes Land und unsere ganze Partei.
Ligatschow
: Die Arbeit von Michail Sergejewitsch Gorbatschow kennzeichnen große Leidenschaftlichkeit, das Streben nach Lösungen in großen und kleineren Dingen sowie Organisationstalent. Und das ist, wie wir wissen, für die gesamte organisatorische Parteiarbeit von größter Bedeutung. Michail Sergewitsch erfreut sich höchster Achtung in den Partei-, Gewerkschafts- und Komsomol-Organisationen, im Aktiv unserer Partei, ja im Volk insgesamt.
Gorbatschow
: Wir erleben gerade eine sehr schwierige Zeit, eine Zeit der Wende. Unsere Wirtschaft bedarf einer größeren Dynamik, und diese Dynamik braucht auch unsere Demokratie, unsere Außenpolitik. Ich sehe meine Aufgabe insbesondere darin, gemeinsam mit Ihnen nach neuen Lösungen zu suchen, nach neuen Wegen, unser Land voranzubringen. Wir müssen das Tempo steigern und voranschreiten.
Schtscherbizkij hatte nicht an der Sitzung teilgenommen. Er befand sich als Leiter einer Parlamentsdelegation in Amerika und kehrte erst unmittelbar vor der Plenartagung zurück. Georgij Arbatow, Akademiemitglied, der ihn begleitete, erzählte später, dass Schtscherbizkij sofort habe heimkehren wollen und entschieden geäußert hätte, dass er Gorbatschow unterstützen wolle.
Die Plenartagung stand unmittelbar bevor. Aus dem Meinungsaustausch mit Genossen, von denen jeder Einzelne die Lage im ZK auslotete, zeichnete sich ab: Die Meinung der ZK -Mitglieder neigte sich zugunsten meiner Kandidatur. Um 17 Uhr begann die Sitzung. Andrej Gromyko schlug auf Empfehlung des Politbüros mich für den Posten des Generalsekretärs des ZK der KPDSU vor. Seine Rede erweckte den Eindruck von Spontaneität und wirkte deshalb besonders aufrichtig; sie enthielt eine starke emotionale Sprengkraft. Ich war tief bewegt: Noch nie hatte ich solche Worte, eine so hohe Einschätzung über mich zu hören bekommen. Einige Auszüge aus seiner Rede:
»Das Politbüro hat sich einstimmig dafür ausgesprochen, für die Wahl zum Generalsekretär des ZK der KPDSU Michail Sergejewitsch Gorbatschow zu empfehlen …
Er verfügt über enorme Erfahrung in der Parteiarbeit, anfangs auf der Gebietsebene, danach aber auch hier im Zentrum, im Zentralkomitee zunächst als Sekretär und schließlich als Politbüromitglied. Bekanntlich leitete er das Sekretariat. In Abwesenheit Konstantin Ustinowitsch Tschernenkos führte er ferner den Vorsitz im Politbüro. Er hat sich hervorragend bewährt, ohne jede Übertreibung …
Michail Sergejewitsch verfügt über einen scharfen und analytischen Verstand, und wer ihn kennt, wird dies bestätigen, selbst wenn er ihm nur einmal begegnet ist. … Womöglich kann ich das aufgrund meiner langjährigen Erfahrung besser beurteilen als andere Genossen. Sehr treffend und schnell erfasst er den Kern der Prozesse, die sich in unserem Land und auf internationaler Bühne abspielen. Ich war selbst oft über seine Fähigkeit erstaunt, rasch und akkurat den Kern der Sache zu erfassen und entsprechende Schlüsse zu ziehen, richtige, parteigetreue Schlüsse.
Michail Sergejewitsch ist ein Mann von großer Gelehrsamkeit, und zwar sowohl aufgrund seiner Bildung als auch aufgrund praktischer Erfahrung … Er analysiert ein Problem nicht nur zutreffend, sondern verallgemeinert auch und zieht
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