Allie setzt sich durch - Band 3
benutzt.«
Caroline, Sophie, Erica, Rosemarie und ich sahen uns mit schlechtem Gewissen an, weil wir Onkel Jay an seine verflossene Liebe erinnert hatten.
»Wen haben wir denn hier?« Die Stimme meines Vaters dröhnte durch den Flur und er kam aus dem Esszimmer auf uns zu. Dort erledigt er gerne seinen Papierkram, wenn er zu Hause arbeitet. »Ist das ein Treffen der Pfadfinderinnen?«
»Da-a-ad«, sagte ich peinlich berührt, als alle meine Freundinnen lachen mussten, weil er mit der nach oben geschobenen Brille auf der Stirn so komisch aussah.
»Wir sind nur kurz vorbeigekommen, um Maunzi zu besuchen, Mr Finkle«, sagte Rosemarie.
»Oh«, sagte Dad. »Dann hängt euch hier auf. Ich glaube, Allies Mom hat Snacks in die Küche gestellt.«
Kurz darauf, nach einem »regelrechten Ansturm«, wie Dad unfairerweise gesagt hatte, obwohl es sich eher um einen manierlichen Andrang auf die Kräcker und die Erdnusscreme gehandelt hatte, gingen wir alle in mein Zimmer. Hier konnte Rosemarie Maunzi filmen. (Da Maunzi noch ein Katerchen ist und gerade erst anfängt, sich in unserem gigantischen Haus zurechtzufinden, muss er in meinem Zimmer bleiben, wenn ich nicht zu Hause bin. Er darf AUF KEINEN FALL nach draußen, weil Winter ist und er erfrieren könnte, wenn er sich verliefe.) Wir redeten über Cheyennes Übernachtungsparty, zu der keine von uns eingeladen war (auch wenn Erica immer wieder sagte, unsere Einladungen wären wahrscheinlich noch in der Post. Das glaubte aber nur Erica.)
»Das liegt nur daran, dass wir bei ihrem blöden Kuss-Spiel nicht mitmachen«, sagte Sophie, während sie mit der pinkfarbenen Bürste Maunzis langes grauschwarzes Schwanzfell bürstete. Und obwohl Maunzi eigentlich gern gebürstet wird, glaubt er manchmal, die Bürste wolle mit ihm kämpfen. Dann versucht er, so wie jetzt, die Bürste anzugreifen.
»Willst du damit sagen, sie hätte uns auch eingeladen, wenn wir uns wie Riesenidioten benähmen, wild brüllend über den Schulhof rennen und die Jungen jagen würden?«, fragte Caroline und hob den Blick von einem Güterwagen-Kinder-Buch.
»Allerdings«, sagte Sophie. »Aua!« Das galt Maunzi.
»Wieso interessiert ihr euch überhaupt für diese blöde Übernachtungsparty?«, fragte Rosemarie. Sie filmte, wie Maunzi Sophie beim Spielen in den Finger biss. »Für mich hört sich das an, als würde die blöde Ziege das Ganze voll aufblasen. Maniküre, Pediküre und sich gegenseitig frisieren? Phh! Wenn ihr so scharf auf so eine blöde Übernachtungsparty seid, könnten wir doch selbst eine organisieren!«
Caroline, Sophie und ich schauten uns an. Sogar Erica hob den Blick von den Stofftieren, die sie auf meiner Fensterbank arrangierte.
»Hey«, sagte ich. »Das ist gar keine schlechte Idee.«
Regel Nummer 7
Wenn jemand eine Party veranstaltet und dich nicht einlädt, organisiere selbst eine, und lade diesen Jemand auch nicht ein (und sorge dafür, dass deine Party besser ist)
Das Kuss-Spiel war dann doch schneller zu Ende als gedacht. Einen Tag vor Cheyennes Übernachtungsparty hatten Mrs Hunter und ein paar andere Lehrer durchschaut, was da lief, und machten dem Spiel ein Ende. Vielleicht hatte aber auch eine Mutter angerufen und sich beschwert. Vielleicht war es Stuarts Mutter … keine Ahnung.
Ich kann nur sagen, dass Mrs Hunter sich am Freitag vor der großen Pause auf ihren Stuhl setzte. Hier saß sie normalerweise beim Vorlesen (gerade lasen wir Der Riss im Raum , die Fortsetzung von Die Zeitfalte , einem meiner Lieblingsbücher, natürlich neben den Büchern über die Güterwagen-Kinder, obwohl es eine ganz andere Geschichte ist).
Mrs Hunter sagte: »Kinder, ich habe gehört, dass ihr in den Pausen etwas spielt, bei dem die Mädchen die Jungen jagen oder die Jungen die Mädchen, bis sie ein Kind gefangen haben, das sie dann küssen. Wie es genau läuft, weiß ich nicht und will ich, ehrlich gesagt, auch gar nicht wissen. Ich wünsche
aber, dass ihr sofort mit diesem Spiel aufhört. Mehr sage ich dazu nicht. Wenn ich allerdings sehe, dass auch nur einer wieder mit dem Spiel anfängt, wird allen Beteiligten die ganze Woche die Pause gestrichen. Habt ihr mich verstanden?«
In der Klasse war es mucksmäuschenstill. Nur Rosemarie und ich schoben unsere Stühle etwas zurück und lehnten uns nach hinten, damit wir uns hinter Stuart Maxwells Rücken breit angrinsen konnten.
Doch die meisten Mädchen in Raum 209 waren unglücklich über Mrs Hunters Verbot. Von meinem Platz aus sah
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