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Allmachtsdackel

Allmachtsdackel

Titel: Allmachtsdackel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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sich warm und fest an, weich, nicht drahtig. Sie kam mit dem Rücken am Gewehrschrank zum Stehen, korrigierte mit einem Ruck der Schultern ihre Haltung und verschanzte ihre gereiften Mädchenbrüste hinter dem Telefonbuch.
    »Was soll das werden, Lisa?«
    »Das soll das werden!« Ich beugte mich über das örtliche und küsste sie. Spott schmeckte nach gesalzenen Maiglöckchen.
    Und wahrlich, ich war nicht die erste Frau, die sie küsste. Ich wusste es sofort: Der konnte ich nichts mehr beibringen. Sie schlug über mir zusammen und schloss mich ein wie eine Auster eine Perle. Und spuckte mich im nächsten Moment aus, zurück ins grau getränkte Büro.
    »Für Affären bin ich nicht mehr zu haben, Lisa.«
     

21
     
    Am Computer versuchte ich, meine aufgeheizte Biologie herunterzukühlen. Maxis Skorpione hatten so ähnlich wie salatus geheißen. Google war mir gnädig und führte mich alsbald zum Tityus serrulatus. Was sein Gift betraf, hatte Maxi stark untertrieben, auch wenn der Stich zuverlässig nur Kinder, Alte und Kranke tötete. Man vermutete, dass die Giftwirkung von Tityus serrulatus auf der Freisetzung von Azetylcholin und Adrenalin basierte. Die Symptome: Erbrechen, eine Verlangsamung oder Beschleunigung des Herzschlags, Blutdruckabfall oder Blutdruckanstieg, Atemstörungen, Schock und Herzversagen. Treffer!
    Und so könnte es gelaufen sein: Maxi überrascht Martinus beim Mittagsschlaf und streichelt ihn mit einer stechwütigen Titya serrulata. Martinus erwacht, kämpft kurz und fällt ins Koma. Maxi sagt es Jacky. Sie halten ihn für tot und richten ihn her, während Lotte ihr Besüchle im Altersheim absolviert. Als Onkel Richard sein Gespräch mit Barbara beendet und den Zeitentalhof verlassen hat, gestehen sie es ihrer Mutter. Barbara ruft im Stundenabstand im Hause Weber an. Gegen sieben nimmt Lotte ab. Jacky und Barbara eilen hinüber. Barbara stellt fest, dass Martinus nunmehr tot ist, und legt letzte ordnende Hand an die Leiche, während Jacky Lotte ablenkt. Dann wird der alte Zittel gerufen, der nicht Nein sagen kann, denn jeder Arzt ist gesetzlich verpflichtet, zur Leiche zu kommen, wenn man ihn ruft. Zittel hat keine Zweifel an der Altersschwäche seines Patienten und wenig Zeit, denn im Zollernschlössle versammeln sich zu dieser Stunde bereits Bürger, Bürgermeister, Presse, Prominenz und Gattinnen, um das Erscheinen des ersten, lang ersehnten Buchs über die Waagenindustrie in Balingen zu feiern.
    Ja, so könnte es gewesen sein. Eine reine Hypothese.
    Ein Motorrad bullerte vom Hof. Durchs Bürofenster sah ich eine schwarze Gestalt auf der Yamaha in leichten Schlangenlinien den Feldweg Richtung Fürsten hinaufrollen. Mann und Maschine wurden vom Wäldchen geschluckt, welches das Zeitental begrenzte. Folglich musste Vickys Zimmer jetzt leer sein.
    Ich schaute den Gang entlang. Es gab zwei Türen auf der Büroseite. Maxis Zimmer befand sich, wie ich bereits wusste, auf der andern Seite am Fuß der Treppe. Aber wenn ich Pech hatte, platzte ich bei Jacky rein und sie war nicht im Laden.
    In der Küche schnarchte Samanta dick und schwarz in ihrem Korb. Cipión hatte sich tief unter die Küchenbank zurückgezogen. Mit warmer Nase kroch er hervor, um mich zu begrüßen. Das hörte Samanta, hob den Kopf und stellte mit einem Knurren die Rangordnung klar.
    »Aus!«, fauchte ich und nahm mir vor, sie mit einem Küchenmesser abzustechen, falls sie auch meine Rangordnung infrage stellen würde. Meine Entschlossenheit war Samanta Warnung genug.
    »Pass mal auf!«, sagte ich zu Cipión, der für die Erlösung aus der Gesellschaft Samantas vermutlich alles getan hätte. »Das sind Vickys Sandalen, merk dir den Geruch! Okay?«
    Cipión schnüffelte gleichgültig über die ausgelatschten Treter hin, die Vicky am Tisch hatte stehen lassen, als er sich die Motorradkluft und seine Boots anzog.
    »Und nun such!«
    Cipión wandte sich dem zweiten Schuh zu und wedelte.
    »Sehr gut.« Ich öffnete die Küchentür. »Und such!« Cipión trabte mit erhobener Rute hinaus. »So ist’s brav! Such!« Er lief zügig auf die mittlere Tür im unteren Gang zu, stauchte seine Nase unter den Türritz, saugte Geruch und Staub ein und wedelte. »Brav!« Wir huschten hinein.
    Socken lagen herum. Ein Tisch, ein Bett, ein Schrank halb offen. Auf dem Tisch stand ein Laptop zwischen Papieren, Büchern und Stapeln von Kopien und Computerausdrucken über die Effizienz kleinbäuerlicher Tierhaltung in Abhängigkeit vom Genpotenzial oder

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