Allmählich wird es Tag: Roman (German Edition)
dir.«
»›Seinfeld‹ und ›Cheers‹ sind keine Filme.«
Tim griff die letzte Dose und leerte sie in einem einzigen Zug.
»Spielverderber.« Zu Aida sagte Larry: »Eh? Der Große ist schlecht drauf.«
Aida betrachtete Tim, stieß ihn mit dem Fuß an. »Was ist los, Nachbar?«
»Nichts ist. Ich bin müde.«
Sie stand auf und stellte die Musik lauter. Dann zog sie Larry aus dem Sessel, und die beiden begannen wild herumzuhüpfen. »Komm, zeig mir mal deinen Sexydance!«
Larry wiegte sich, wackelte mit seinem flachen Hintern. Es sah bescheuert aus. Aida zeigte ihm, wie man das Haar zurückwarf. Sie beugte sich lasziv vor und rieb sich mit den Handflächen über die Arschbacken.
Ungelenk machte Larry sie nach, rieb seine kurzen, behaarten Finger über seine Speckrolle auf den Hüften und zwinkerte Tim zu. »Komm, Baby!« Forderte ihn auf mitzutanzen. Schweiß lief ihm über das Gesicht.
Ekelhaft.
Tim winkte ab.
»Lass ihn.« Aida zog Larry an sich, wirbelte ihn herum, bis er taumelte.
Tim brauchte noch ein Bier. Er war nicht betrunken genug. Und er war nicht zu Albernheiten aufgelegt.
Kichernd zog sich Larry das Unterhemd aus.
»Laaangsam, langsam. Das geht viel zu schnell!« Aida feuerte ihn an. Er verhedderte sich. Blieb mit dem Kopf im Ausschnitt hängen.
Die beiden krümmten sich vor Lachen.
Die Musik verstummte. Sie ließen sich aufs Sofa fallen. Das Bier war aus, die Party war vorbei.
Aida stand auf, strich Larry über die Glatze. »Okay, Boys. Ich werde euch jetzt ein paar Tage alleine lassen.«
Der Kanadier kam zurück. Der Greencard-Ehemann.
Larry schmollte. »Was? Aber du kommst noch mal vorbei vorm Wochenende, ja? Ich fahre bald!«
Tim musste zugeben, dass ihn der Gedanke, Larry bald los zu sein, mit Erleichterung erfüllte.
Am nächsten Morgen fand er sein Handy wieder. Er hatte eine Sprachnachricht von einer unbekannten Nummer. Ein Typ namens Jessy vom Guitar Centre. Der Chef sei zurück. Ob er am Freitag zum Vorstellungsgespräch kommen könne. »Yessss!« Er ballte die Faust. Da war sie. Seine Chance.
Sofort rief er Jessy zurück und verabredete einen Termin für den nächsten Tag. Ein Gespräch mit Big Dee. Dann zog er die Laufschuhe an und wollte zum Griffith Park aufbrechen.
Larry stand mit vorwurfsvoller Miene in der Küchentür. Die leere Kaffeedose in der Hand. Wieder fleckiges Feinripp. Ausgebeulte Boxershorts.
»Kaffee ist alle.«
»Dann hol welchen beim Cornerstore.« Tim ignorierte Larrys Gesichtsausdruck.
»Bin noch nicht angezogen. Du hast doch schon Schuhe an.«
»Nein, ich will laufen gehen.«
Larry griff sich Tims Trainingsjacke vom Stuhl. »Hast du Cash da?«
Bevor Larry den zweiten Arm in den Jackenärmel stecken konnte, hatte Tim sie ihm grob aus der Hand gerissen. Larrys Arm hing fest, sie rangelten kurz.
»Es ist ja wohl nicht zu viel verlangt, dass du ein paar Einkäufe machst! Du säufst das letzte Bier aus, trinkst meinen Kaffee, dann kannst du auch mal einkaufen gehen!« Es klang sehr scharf.
Larry glotzte ihn an. Reichte ihm schweigend die Trainingsjacke. Dann sagte er: »Ach, so ist das. Aber sich von mir am Wochenende einladen zu lassen ist okay, ja?«
»Du musst ja sofort deine Amex hinlegen, um vor irgendwelchen Mädchen anzugeben!«
»Ich habe dich gerne eingeladen, mein Fraynd. Zumal du deinen Job verloren hast.« Das saß.
Larry war noch nicht fertig.
»Ich bin nur noch bis zum Sonntag hier. Danach kannst du dein Bier und deinen Kaffee wieder alleine saufen und in Selbstmitleid ertrinken.«
Verbissen schnürte Tim sich die Laufschuhe zu. Der Streit war kindisch. Er musste aufpassen, dass er sich nicht vergaß.
»Ich wollte hier eine Party schmeißen. Als Überraschung für dich. Meine eigene Abschiedsparty. Ich habe Alfie eingeladen!«, sagte Larry. Der depressive Alfie war der letzte Mensch, den Tim gebrauchen konnte.
»Er kommt morgen.« Larry klang jetzt kleinlaut. »Ich dachte, du freust dich.«
Tims Schläfen begannen zu pulsieren. Bevor er etwas sagte, das er bereuen würde, verließ er das Haus.
Als er Stunden später verschwitzt zurückkam, war es still im Haus. Er fand ein Sixpack Bier und drei Dosen Kaffee auf der Küchenanrichte. Er musste grinsen. Konnte sich genau vorstellen, wie Larry bockig zum Cornerstore gestiefelt war.
Sein eigener Ärger war beim Laufen im Park vergangen. Die kühle Luft, der Blick aufs Wasserreservoir hatten ihn versöhnt. Es war angenehm warm gewesen.
Vielleicht war er zu harsch gewesen.
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