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Allmählich wird es Tag: Roman (German Edition)

Allmählich wird es Tag: Roman (German Edition)

Titel: Allmählich wird es Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Potente
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hinunter. Man hatte den Eindruck, ihre großen Brüste müssten jeden Moment aus dem kleinen Oberteil fallen und in Larrys gerötetes Gesicht klatschen.
    »Hi, Sweety!« Larry lallte ein bisschen. Die lange Fahrt hatte ihn keinen Deut nüchterner gemacht. Er warf einen glasigen Blick in die Runde. »Was haltet ihr von Wodka?«
    »Klar.«
    Vor ihnen wirbelte eine Afroamerikanerin an einer Stripperstange herum. Ihre Arme muskulös. Geschmeidig streckten sich die langen Beine. Samtige dunkle Haut glitt die kühle Stange hinab.
    Sie lächelte Tim zu. Ging auf die Knie und kroch lasziv am Bühnenrand entlang. Auf ihren Brustwarzen klebten kleine glitzernde Sterne.
    Keine Brustwarzen oder Muschis. Der Gentlemen’s Club war ein moderater Stripclub.
    Eine größere Gruppe von Mittzwanzigern feierte einen Junggesellenabschied. Der Bräutigam wurde jetzt unter anfeuernden Rufen der anderen genötigt, mit den Zähnen einen Geldschein ins üppige Dekolleté der Tänzerin zu versenken.
    Vereinzelt ein paar ältere Herren. Sich an einer Flasche Bier festhaltend. Armenier und einige Asiaten. Kaum einer nüchtern.
    Auch hier war die Musik laut.
    Die Mädchen staunten. Zogen ihren Lippenstift hinter kleinen Handspiegeln nach. Einige Männer sahen zu ihnen herüber.
    Larry goss Wodka ein. Sie prosteten einander zu. Tranken auf Texas, Los Angeles, das Single-Dasein, das Leben.
    Eine zierliche Asiatin jetzt an der Stange. Weniger sexy, mehr Akrobatik. Sie hing kopfüber, schüttelte das glänzende Haar, spreizte die dünnen Schenkel, rutschte langsam die Stange hinab. Ihre prallen Brüste passten so gar nicht zum knabenhaften Körper.
    Tim schob den roten Plüschsessel zurück, setzte sich bequem hin. Er hoffte, Larry würde die Mädchen nicht mit nach Hause nehmen. Wenn es nach ihm ging, konnte Larry sie beide haben. Er selbst hatte genug. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Larry mit der Brünetten Brüderschaft trank. Bald knutschten sie wild herum.
    Susan sah lächelnd zu ihm herüber. Alkohol im Blick. Sie rutschte näher an ihn heran. Tim hielt den Blick starr auf die Asiatin gerichtet. Schwankend stand er auf. Wo war hier die Toilette? Fast wäre er mit der halb nackten Bedienung zusammengestoßen.
    »Hinten links.« Sie lächelte.
    Er wankte, atmete tief durch. Es war ziemlich dunkel.
    Jemand berührte seinen Arm. »Hey!«
    Um ein Haar hätte er sie nicht erkannt. Aida war stark geschminkt, trug einen engen glitzernden Body. Sie arbeitete hier. Richtig. »Hey!« Er umarmte sie. Zu überschwänglich. Das war der Alkohol.
    Sie wich zurück, sah ihn prüfend an. »Wow, du bist ja richtig betrunken!« Dann lachte sie. Es tat gut, die Zahnlücke zu sehen.
    »Ist Larry auch hier?«, fragte sie.
    Er wies mit dem Kopf zu ihrem Tisch.
    »Ihr habt euch ein paar Mädels mitgebracht?« Aida hob amüsiert die Brauen.
    »Larry.«
    »Und, was ist euer Plan für den Rest des Abends?«
    »Larry scheint einen zu haben. Ich will bald ins Bett.«
    Er pinkelte lange. Musste sich an der Wand über dem Pissoir festhalten. Dann wusch er sich ausgiebig die Hände und checkte sein Handy. Es war kurz vor zwei. Keine Anrufe. Keine Nachrichten.
    Wankend ging er zum Tisch zurück. Der Club war noch voller geworden. Lauter. Drei leere Sessel. Larry saß allein am Tisch.
    Die Wodkaflasche war fast leer.
    »Wo warst du?« Larry klang genervt.
    »Wo sind die Mädels?«
    Larry verzog das Gesicht. Auch er sah jetzt müde aus. »Keine Ahnung. Sind zusammen aufs Klo.« Dann zuckte er mit den Schultern. »Vor ’ner Weile schon.«
    Erleichtert ließ Tim sich in einen Sessel fallen. Sie würden nicht zurückkommen. Das war klar. Er klopfte dem Freund auf die Schulter. »Mach dir nichts draus!«
    »Shit, weißt du, wie viel ich heute investiert habe?« Dann grinste er breit. »Was soll’s, mein Fraynd, komm, machen wir zusammen die Pulle leer.«
    Das war das Bemerkenswerteste an Larry. Egal, wie es kam, der Abend endete mit ihm immer gut.
    Eine tätowierte Stripperin beendete ihre Showeinlage mit einem Spagat. Sie klatschten. Das Mädchen kroch am Bühnenrand entlang, sammelte Dollarnoten ein.
    Tim fummelte einige Geldscheine aus seiner Hosentasche und steckte sie ihr ins Höschen. Er konnte den Schweiß auf ihrem Dekolleté sehen. Sie bedankte sich mit Luftkuss.
    Larry war tief in den Sessel gerutscht. Nur mühsam konnte er die Augen offen halten. »… sich aushalten lassen von einem alten Glatzkopf, der es nötig hat … Seh ich so aus, als ob ich’s nötig

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