Allmählich wird es Tag: Roman (German Edition)
das Cover.
»Oh ja, Ladys! Und kein schlechter! Mein Fraynd hier hat die Ermittlungen beim Highschool Shooting in Compton geleitet!«
Larry war sichtlich stolz auf seinen Quatsch, und er wartete gespannt die Wirkung seiner Worte ab. Er würde die ganze Sache bis ins Unendliche treiben.
»Na ja, nein, so ähnlich. Ich bin ja kein Detective …«
Der Versuch, die Angelegenheit herunterzuspielen, entzückte die Mädchen. Sie mochten seine Bescheidenheit.
»Trägst du ’ne Waffe?«, flüsterte Tracy.
»Nein, natürlich nicht. Bin ja nicht im Dienst.«
Larry schaltete sich wieder ein. »Aber er hat eine. Eine große. Was sag ich, du hast einige, nicht? Zu Hause. Vielleicht zeigt er sie euch später.«
In der Bar war es rappelvoll. Tim brach sofort der Schweiß aus. Dicht gedrängte Körper, überschwappendes Bier, johlende Typen, erhitzte Gesichter. Irgendwo spielte eine Liveband. Honkeytonk. Nicht sein Ding.
Zu laut, um sich zu unterhalten. Das war gut.
Larry drängelte an die Bar. Bestellte Bier und Tequila-Shots. Tim blieb mit den Mädchen zurück. Zur Musik wippend, standen die beiden da. Kichernd, flüsternd.
Tim versuchte, ruhig zu atmen. Er fühlte sich beengt. Der Raum war schlauchartig, die Decke niedrig. Das war nichts für ihn.
Nass geschwitzt kam Larry mit dem Bier zurück. Als er zur Bar zurückging, um den Tequila zu holen, nahm Tim ihn beiseite. »Das ist zu eng hier. Das packe ich nicht.«
Larry kannte das Problem von früher und klopfte Tim auf die Schulter. »Kein Problem, mein Fraynd. Wir trinken aus und ziehen weiter! Okay, Officer?«
»Sergeant!«
Sie lachten. Sie waren immer noch ein gutes Team.
Bereitwillig kippten die Mädchen den Tequila. Tranken das Bier. Texaner konnten trinken.
Tim fühlte sich angenehm betrunken. Atmete ruhiger. Er ließ den Blick durch den Raum schweifen. Glaubte für einen Moment, Henry Geffen zu sehen. Henry hatte im Büro gegenüber gearbeitet. Private Banking. Ein junger rothaariger Typ. Sie kannten sich nicht wirklich.
Bei genauerem Hinsehen war Tim sich nicht mehr sicher.
Verdammt. Wann war er zum letzten Mal im Büro gewesen?
Es schien ihm eine Ewigkeit her.
Er war gegangen, ohne sich zu verabschieden. Eigentlich schade. Ein paar Kollegen hätte er gerne auf Wiedersehen gesagt. Sie hatten ihn bestimmt schon vergessen. Als sie damals Ben Wyngham gefeuert hatten, redete nach zwei Tagen auch keiner mehr von ihm.
Er brauchte bald einen Job.
Da blies Larry zum Aufbruch.
Der Wind hatte zugenommen. Die Mädchen fröstelten. Sie drängten sich aneinander.
Ihr Anblick erinnerte Tim an eine Schafherde. Schafe, die eng beieinanderstanden, um sich zu wärmen. Vor Jahren war er mit Liz in Irland gewesen. Ein kalter, nasser Urlaub. Sie hatten viel gestritten. Die Landschaft hatte er grau und trostlos in Erinnerung. Überall irische Schafe. Die Art und Weise, wie sie stundenlang in Wind und Wetter dastanden, hatte ihn damals sehr fasziniert. Tiere streiten nicht. Sie tun, was getan werden muss, sie wärmen einander. Das hatte er gedacht.
Es dauerte, bis ein Taxi hielt. Wohin jetzt? Larry hatte bereits einen Plan. »Cheetas. Gentlemen’s Club.«
Der Taxifahrer war ein wortkarger Inder mit Turban. Er nickte. »Hollywood Boulevard?«
»Yes, Sir!«
Die Mädchen kicherten. »Ist das ein Stripclub?«
Larry saß zwischen den beiden auf der Rückbank.
»Yep. Ein Gentlemen’s Club für Gentlemen.«
Es war viel Verkehr auf der Amüsiermeile. Stoßstange an Stoßstange schoben sich die Autos die Straße entlang.
Langsam fuhren sie in östlicher Richtung. Tim starrte in die Nacht. Er war fast fünfzig. Was tat er hier? Eine Frage, die er sich vor Kurzem schon einmal hatte stellen müssen. Es war Zeit, in der Wirklichkeit anzukommen.
Er sah die Scheidungspapiere auf der Küchenanrichte vor sich. Wie lange konnte man die unbeantwortet lassen? Er würde morgen Larry fragen.
Es dauerte eine Weile, bis der Türsteher sie einließ. Die Schlange vor dem Club war beachtlich. Erst als Larry sich bereit erklärte, für einen Tisch mit Flaschenservice zu zahlen, kam Bewegung in die Sache.
Sie nahmen direkt an der Bühne Platz.
Die Bedienung trug einen knallroten Lackbikini und Strapse. Ihr Gesicht war müde. Sie hatte tiefe Falten um die Augen. Ihr Blick ging ins Leere. Das Outfit passte nicht zu ihr. Sie wirkte kostümiert. Noch bevor sie die Jacken ausgezogen hatten, kam sie mit einem Sektkübel zurück.
»Champagner oder was anderes?« Sie beugte sich zu Larry
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