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Allmen und die Dahlien (German Edition)

Allmen und die Dahlien (German Edition)

Titel: Allmen und die Dahlien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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Gutbauer ist im Kino und hasst es, dort gestört zu werden.«
    »Ich möchte es trotzdem versuchen.«
    Im vierten Stock hatte ihn Cheryl Talfeld den Gang hinunter zu einer Tür geführt, an der ein Schild hing. » MOVIE-SESSION !« stand darauf in großen roten Buchstaben. Sie hatte sie vorsichtig geöffnet und ihn in Dalia Gutbauers Privatkino geführt.
    Frau Talfeld bedeutete der Pflegerin, den Film zu stoppen. Nach einigem Zögern nahm diese eine Fernbedienung vom Nebensitz. Die Leinwand wurde dunkel, das Licht ging an.
    »Was ist?«, rief Madame Gutbauer erschrocken.
    Die Pflegerin deutete mit einer entschuldigenden Geste auf die beiden Besucher.
    Die alte Frau wandte sich ihnen empört zu. »Was fällt Ihnen ein, Cheryl?«
    »Bitte entschuldigen Sie. Herr von Allmen sagt, es sei sehr dringend.«
    Frau Gutbauer fasste ihn ins Auge. »Ich hoffe, es ist so dringend, wie es sein muss, um mich hier stören zu dürfen. Helfen Sie mir.«
    Der letzte Befehl war an die Pflegerin gerichtet, die ihr jetzt das Gehgestell holte und ihrer Patientin auf die Beine half.
    Madame Gutbauer setzte sich in Bewegung, die beiden Frauen schlossen sich ihr an. Allmen folgte der kleinen Prozession.
    Im Art-déco-Salon, den er aus der ersten Besprechung kannte, nahmen sie Platz. Die Pflegerin blieb stehen.
    »Also. Was ist so dringend, von Allmen?« Dalia Gutbauer war etwas außer Atem vom mühsamen Gehen.
    »Ich muss mit Ihnen über Hardy Frey reden. Alias Leo Taubler.«
    Dalia Gutbauer warf der Assistentin und der Pflegerin einen Blick zu. Sie verabschiedeten sich und ließen ihre Chefin mit ihrem Gast allein.
    4
    Am Weihnachtstag neunzehnhundertachtundfünfzig begann es endlich zu schneien. Der Schnee fiel dicht und luftig bis tief in die Silvesternacht.
    Aristoteles Onassis und Stavros Niarchos gaben im Palace St. Moritz eine rauschende Silvesterparty für den internationalen Jetset. Es war die Nacht, in der sich die Exkaiserin Soraya in den Fürsten Raimondo Orsini verliebte. Und die Industriellentochter Dalia Gutbauer in den Filou Leo Taubler.
    Eine dicke Schneedecke lag über dem Dorf und dämpfte den Lärm des Feuerwerks und das Jauchzen der Jeunesse dorée, die sich in Smokings, Ballkleidern und bunten Hütchen Schneeballschlachten lieferte. Die beiden Paare verbrachten ihre erste Liebesnacht in zwei Suiten auf demselben Stockwerk.
    Dalia war damals schon siebenunddreißig, ihr neuer Liebhaber Leo Taubler ein paar Jahre jünger. Sie war die verwöhnte Tochter des legendären Gustav Gutbauer und hatte in den letzten fünfzehn Jahren das Leben inmitten der internationalen Hautevolee verbracht. Über ihre Ausschweifungen, Garderoben und Affären war in den Klatschspalten regelmäßig und in den nationalen Blättern nicht ohne Stolz berichtet worden.
    Mit Leo Taubler war es ihr zum ersten Mal ernst. Er war anders als alle seine Vorgänger. Er stammte nicht aus ihren Kreisen und gab sich – im Gegensatz zu anderen Parvenüs – auch keine Mühe, so zu tun, als ob.
    »Wussten Sie denn nichts von seinem dubiosen Hintergrund?«, fragte Allmen an dieser Stelle ihres Berichtes.
    »Ach, wissen Sie, damals hatten viele aus den besseren Kreisen einen noch viel dubioseren Hintergrund. Und ich bin mir nicht sicher, ob das heute so viel anders ist.«
    »Als was gab er sich denn aus?«
    »Als der, der er war: Leo Taubler. Was er machte, war nie ein Thema zwischen uns.«
    »Aber wovon lebte er?«
    »Von mir. Wie viele vor ihm auch. Nur mit größerer Selbstverständlichkeit. Was war schon dabei? Ich hatte beliebig viel Geld, und er hatte keines. Aber er zeigte mir eine Welt, die ich nicht kannte. Mit normalen Leuten, normalen Sorgen und normalen Vergnügungen.«
    »War einer dieser normalen Leute Kurt Bergler, alias ›Räuber Knigge‹?«
    »Kurt war ein sehr charmanter, sehr eleganter Mann.«
    »Und von seiner Tätigkeit wussten Sie nichts?«
    »Wie gesagt, wir sprachen nicht über Berufliches.«
    »Und als Sie es erfuhren?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich war nie spießig. – Rauchen Sie?«
    »Eine der wenigen Dummheiten, die ich aufgegeben habe«, antwortete Allmen – nicht zum ersten Mal in seinem Leben.
    »Schade. Dann sehen Sie mal in der linken Schublade von der Kommode dort nach.« Sie zeigte auf ein filigranes Möbel aus schwarzem Lack und Chrom. In der Schublade fand er ein Päckchen Zigaretten. Er bot ihr eine an und gab ihr Feuer.
    »Ich dachte, Sie mögen es nicht, wenn Leute rauchen«, sagte er lächelnd.
    Sie lächelte zum

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