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Allmen und die Dahlien (German Edition)

Allmen und die Dahlien (German Edition)

Titel: Allmen und die Dahlien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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Kopfhörer um den Hals, wohl der Grund, warum er nichts gehört hatte.
    »Ja?«, sagte er.
    »Ist Remo da?«
    »Falls ja, dann schläft er.«
    »Können Sie nachsehen?«
    »Ich soll ihn wecken? Bin ich lebensmüde?«
    Es war Nachmittag, aber es kam auch bei Allmen vor, dass er um diese Zeit noch oder wieder im Bett war. »Dann sagen Sie ihm einfach, er solle mich anrufen. Es sei dringend.« Er überreichte dem Mann eine seiner Privatkarten, nur mit Adresse und Telefonnummer, ohne International Inquiries.
    Aber während er noch einen Gruß darauf schrieb, hörte er Schritte auf dem knarrenden Parkett des breiten Ganges. Es war di Gioya in einem seidenen Kimono. Aufgedunsen, verstrubbelt und unrasiert. »Schon gut, Max, ein Freund.«
    Auf dem Weg zu einem Zimmer am Ende des Korridors kamen sie an einer offenen Tür vorbei. Allmen sah ein ungemachtes Bett, in dem jemand lag. Es roch nach Joint.
    Remo hatte sich das ehemalige Wohnzimmer gesichert. Es besaß einen Wintergarten, den er offenbar als Schlafraum benutzte. Das Zimmer selbst war vollgestellt mit den Antiquitäten, die früher in der ganzen Herrschaftswohnung verteilt gewesen waren. Ähnlich wie Allmens Gärtnerhäuschen, allerdings Louis XV statt Art déco.
    »Das Haus voller Gäste«, erklärte di Gioya.
    »Kenne ich.«
    Remo räumte die Kleiderhaufen von zwei Sesseln und murmelte etwas von »Personal«. Er bot Allmen einen der Fauteuils an. »Was trinkst du?«
    »Nichts. Ich gehe gleich wieder.«
    Di Gioya schlurfte in den Wintergarten und kam mit einer Flasche Scotch und einem benutzten Glas zurück. Er schenkte sich ein, trotzig auf eine Bemerkung von Allmen gefasst. Der aber sagte:
    »Entschuldige, du warst nicht zu erreichen auf dem Handy.«
    »Wenn ich nicht zu erreichen bin, heißt das, dass ich nicht zu erreichen sein will. Was ist so dringend?«
    »Wie erreiche ich Dalia?«
    Di Gioya zeigte ein schmales Lächeln und schüttelte missbilligend den Kopf. »Ach so. Auf diese Art dringend.«
    Allmen zuckte hilflos mit den Schultern. Was kann ich dafür, es ist stärker als ich.
    »Am besten erreichst du sie« – di Gioya machte eine Pause – »nicht.«
    »Komm schon.«
    »Im Ernst. Hands off. Rebler ist gefährlicher, als er aussieht. Man lässt die Finger von seinen Sachen.«
    »Ich will sie nur etwas fragen.«
    »Das ist ja das Problem. Sie könnte ja sagen.«
    Die Möglichkeit gefiel Allmen. »Kommt das öfter vor?«
    »Nie. Aber Rebler rechnet stündlich damit.«
    »Gibst du mir die Nummer?«
    »Wie kommst du darauf, dass ich sie habe?«
    »Ach, komm, Remo. Wenn einer sie hat, dann du.«
    »Du denkst, ich hab sie, weil ich schwul bin. Und damit ungefährlich.«
    Allmen lächelte.
    »Aber ich warne dich, ich bin bi.«
    »Ach. Plötzlich?«
    »Nein, schon immer. Nur nicht praktizierend.«
    »Gratuliere. Gibst du mir jetzt die Nummer?«
    Remo begann, im Kleiderhaufen zu suchen, den er eben von den Sesseln geräumt hatte. Schließlich fand er ein Handy. Er drückte eine Weile darauf herum. »Da. Dalia. Wie viel ist sie dir wert?«
    »Du meinst Geld? Du willst mir die Nummer verkaufen?«
    »Schockiert?« Die Frage klang provokativ.
    »Nein, nein«, log Allmen, »nur überrascht.« Er hatte das zwar noch nie gemacht, aber in seiner Branche war es nicht ungewöhnlich, Informanten zu bezahlen. Er griff in das kleine Billetttäschchen über der rechten Westentasche und brachte eine Notenklammer mit ein paar Noten zum Vorschein.
    »Nicht aus dem Trinkgeldtäschchen, mein Lieber. So weit sind wir noch nicht.«
    Allmen tastete vergeblich sein Sakko ab. »Tut mir leid, das ist alles, was ich bei mir habe.«
    »Gib her.« Di Gioya nahm die Scheine, gab die Klammer zurück und steckte das Geld in den Ärmel seines Kimonos. Es mussten drei, vier Hunderter und ein paar kleinere Noten gewesen sein, Allmen wusste nie, wie viel Geld er bei sich trug.
    Di Gioya diktierte Allmen die Nummer ins Handy. »Von mir hast du sie nicht.« Dann sah er ihn nachdenklich an. »Ich dachte, du seist auch blank.«
    »Ach was. Ich war ein wenig überinvestiert, aber das hat sich gelegt.«
    »Wie das? Arbeit?«
    Allmen wehrte ab. »Nein, nein. Nur ein wenig beratende Tätigkeit.«
    »Auf welchem Gebiet denn?«
    »Auf meinem. Kunst und so.«
    »Unter uns: Ich suche auch so etwas. Keine Arbeit und doch bezahlte Tätigkeit.«
    Allmen stand auf. »Handynummern vielleicht.«
    7
    Über ihm war Madame Gutbauers Gehgestell zu hören. Toc. Toc. Toc. Toc.
    Seit seiner letzten Begegnung mit ihr ging

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