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Allmen und die verschwundene María

Allmen und die verschwundene María

Titel: Allmen und die verschwundene María Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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Sie kauerte zu ihm nieder und schubste ihn mit verheißungsvollem Lächeln. Beim ersten Mal leistete er Widerstand, beim zweiten Mal auch, aber beim dritten Mal ließ er sich auf die Matratze fallen.
    Sie öffnete seine Hose (Carlos, mi amor, verzeih mir!) und griff ihm zwischen die Beine. Due stöhnte und schloss die Augen.
    María ließ los und setzte sich rittlings auf seine Brust. Sie öffnete den BH und streifte ihn ab. Wieder berührte sie ihn kurz zwischen den Beinen, dann stützte sie sich mit beiden Händen auf die Matratze [168]  neben seinem Kopf und ließ ihre Brüste über sein Gesicht streifen.
    Due stöhnte, und sie stöhnte mit, um das Geräusch zu übertönen, das vielleicht dabei entstand, wenn sie die Drahtschlinge vorsichtig unter der Matratze hervorzog.
    María richtete sich auf, schob die rechte Hand unter seinen Nacken, hob seinen Kopf ein wenig an und küsste ihn.
    Blitzschnell stülpte sie die Schlinge über seinen Kopf, sprang auf und zog mit aller Kraft.
    Er machte kein Geräusch, griff sich nur an den Hals und versuchte, das Kabel zu fassen. Aber María hielt es so straff, dass er keinen Finger dazwischenbekam. Er schaffte es aufzustehen und ging auf sie los, aber der Draht war lang, und es gelang ihr, Distanz zu halten. Er fiel auf die Knie, griff hinter sich an seinen Hals und bekam den Draht zu fassen, dort, wo er von der Schlaufe zu María führte.
    Beide zogen um ihr Leben.
    10
    Carlos erwartete ihn ungeduldig im Vestibül. Er war wieder gekleidet wie der mittelamerikanische Geschäftsmann bei der Besichtigung einer [169]  Immobilie. »¿Qué pasó?«, fragte er, noch bevor er Allmen ganz hereingelassen hatte.
    »Hay un pequeño problema«, begann Allmen. In Guatemala konnte »ein kleines Problem« jede nur vorstellbare Dimension haben, und so verstand es Carlos auch. »Das Bild wurde gestohlen.«
    »¡Dios!«, entfuhr es Carlos. »Wann?«
    »Heute Nacht. Während er schlief.«
    »¿Qué idiota! ¿Y entonces qué?«, fragte Carlos.
    Allmen gab ihm die Antwort, die er sich auf der Rückfahrt zurechtgelegt hatte: »Ich bin fast sicher, dass die Entführer dahinterstecken. Das würde bedeuten, dass sie das Bild haben. Und das wiederum, dass María keine Bedeutung mehr für sie hat.«
    Carlos, der den Kopf gesenkt hatte, hob den Blick.
    »Es würde mich nicht wundern, wenn wir bald einen Anruf erhielten.«
    Kurz darauf klingelte sein Handy. Aber es waren nicht die Entführer. Es war Dalia Fioriti.
    »Falls du immer noch Dario suchst: Einer von Tinos Bauführern hat ihn gestern von einer Baustelle weggeschickt.«
    Allmen erstarrte. »Welche Baustelle?«
    »Sie heißt…« Sie las es in schlechtem Deutsch vor: »Uberbauung Sonnpark. Irgendwo im Westen. Ciao .«
    [170]  Sie beendete das Gespräch.
    Allmen war fest entschlossen gewesen, Carlos die Fortsetzung der Tiefgaragentournee auszureden. Aber jetzt sagte er: »¡Vámonos!«
    »¿Qué pasó?«
    »Ich erzähle es Ihnen unterwegs. Haben Sie das Ding Ihres Freundes dabei?«
    Carlos nickte und öffnete das Jackett. Dort steckte die Waffe.
    Herr Arnold kannte die Überbauung Sonnpark. Das Projekt war jahrelang ein Politikum gewesen, denn eine kleine Einfamilienhaussiedlung hatte ihm weichen müssen. Mehrere Nachbarn hatten Einspruch erhoben, aber vergeblich.
    Auf dem Werbeschild mit dem Logo »Sonnpark« figurierte als Generalunternehmer die Firma Rebler + Rebler.
    Allmen und Carlos setzten ihre Bauhelme auf und stapften am Baucontainer vorbei. Durchs Fenster sahen sie einen Mann über Pläne gebeugt. Als er aufblickte, bedeutete Allmen ihm, dass er nachher bei ihm reinschauen werde. Der Mann nickte und wandte sich wieder seinen Plänen zu.
    Die Tiefgarage unterschied sich kaum von all den anderen, die sie am Tag zuvor gesehen hatten. Auch hier lag Baumaterial herum: Isoliermatten, [171]  die vor dem Regen geschützt wurden, Gerüststangen und -planken, Gipsplatten, PVC -Rohre und so weiter. Und auch hier führten türlose Öffnungen in Gänge, Treppenhäuser und Kellerräume. Carlos übernahm wieder die Führung. Aber er ging weniger zielstrebig voraus als beim letzten Mal.
    Der erste Korridor führte an leeren Kellerräumen vorbei zu einer Treppe. Sie führte in zwei Wendungen durch einen Betonschacht ins Freie. Auf ihrem untersten Absatz hatte sich Regenwasser gesammelt.
    Nach ein paar Metern im zweiten Korridor verlangsamte sich Carlos’ Schritt. Er wandte den Kopf zu Allmen und legte den Finger an die Lippen.
    Allmen hatte auch

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