Allmen und die verschwundene María
Herrn Arnold war sie vertraut. Seine Frau kam aus Basel.
Er bog von der schmalen Straße in eine noch schmalere ab, die nach einem halben Kilometer in einen Wald führte. Sie waren kaum jemandem begegnet, ein paar Traktoren, einer Gruppe [224] Radfahrer, drei, vier Autos mit französischen oder Schweizer Kennzeichen.
»Müsste nicht bald die Grenze kommen?«, fragte Allmen.
»Schon vorbei«, antwortete Herr Arnold.
Der Wald hörte auf, und die Landschaft war wieder die gleiche: kleine Gehöfte, Wiesen, Heuernten, nur alles etwas heimatlicher.
Wieder bog Herr Arnold von der Straße ab und in einen Wald. Er nahm die nächstbeste Abzweigung und hielt nach ein paar Metern außer Sichtweite der Straße.
Beide stiegen aus und schauten sich um. Herr Arnold öffnete den Kofferraum.
Allmen half María Moreno galant heraus. Sie klopfte ihr Kleid ab, strich sich die Haare aus dem Gesicht und sagte: »Ich hätte nie gedacht, dass ich noch einmal freiwillig in einen Kofferraum steigen würde.«
Foto: © Christian Kaufmann
MARTIN SUTER, geboren 1948 in Zürich, ist Schriftsteller, Kolumnist (er schrieb die wöchentliche Kolumne Business Class und verfasste die Geschichten um Geri Weibel) und Drehbuchautor (u. a. schrieb er 2009 das Drehbuch zu dem Film Giulias Verschwinden ). Bis 1991 arbeitete er als Werbetexter und Creative Director, bis er sich ausschließlich fürs Schreiben entschied. Seine Romane – zuletzt erschien Die Zeit, die Zeit – sind auch international große Erfolge. 2011 erschien der Auftakt zu seiner Krimiserie, Allmen und die Libellen , gefolgt von Allmen und der rosa Diamant sowie Allmen und die Dahlien . Suter lebt mit seiner Familie in Spanien und Guatemala.
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