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Allmen und die verschwundene María

Allmen und die verschwundene María

Titel: Allmen und die verschwundene María Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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den Mund aufgemacht hatte.
    Gobler ging es offenbar ähnlich. Er warf ihr einen kurzen gereizten Blick zu und wandte sich wieder an Allmen.
    »Und weil das Bild beschädigt war, haben Sie sich dann entschlossen, sich trotzdem an uns zu wenden.«
    Allmen seufzte. »Nein, nicht direkt. Ich hatte im Sinn, das Bild restaurieren zu lassen und einen zweiten Übergabetermin zu vereinbaren.«
    »Aber?«
    »Das Bild wurde gestohlen.« Allmen erzählte von Severin Erlbaum und dem Einbruch.
    »Verstehe«, nickte der Wachtmeister, »deshalb.«
    »Nein. Ich hatte da noch nicht aufgegeben. Gestern hatte ich begonnen, die Tiefgaragen von Rohbauten abzusuchen. Heute Morgen habe ich die Suche fortgesetzt.«
    »Weshalb Tiefgaragen von Rohbauten?«
    [176]  Allmen erzählte ihm die Geschichte von Yalmha.
    »Wie schreibt man das?«, unterbrach ihn die Gefreite. Allmen buchstabierte es ihr. Dann fuhr er fort: »Heute hatte ich die Idee, die Baustellen von Rebler + Rebler zu kontrollieren. In der Tiefgarage der Überbauung Sonnpark hatte ich Erfolg.«
    »Inwiefern?«
    Allmen erzählte ihm von dem verlassenen Verlies und gab ihm Marías Blusenknopf.
    Die Blonde nahm den Telefonhörer und wählte eine Nummer.
    »Wen rufst du an?«, fragte ihr Vorgesetzter.
    »Die Zentrale. Sie sollen eine Streife schicken.«
    Gobler schüttelte den Kopf. »Einen Zivilen. Als Bauarbeiter. Ohne Aufsehen.«
    »Nichts, ich melde mich später«, sagte sie in die Sprechmuschel und legte auf. Ein wenig beleidigt.
    »Das Bild ist weg, die Geisel ist weg. Deshalb jetzt die Polizei?«
    »Deshalb.«
    »Na, dann los.«
    12
    Severin Erlbaum war sich sicher gewesen, dass Allmen den Diebstahl nicht anzeigen würde. [177]  Deswegen war er völlig überrumpelt, als die blonde Kundin und ihre zwei Begleiter sich als Kriminalbeamten auswiesen.
    »Was führt Sie zu mir?«, fragte er.
    Die Frau antwortete: »Der Einbruchdiebstahl.«
    »Ich habe keinen gemeldet.«
    »Aber ein Kunde von Ihnen.« Sie zeigte ihm ein Foto der Dahlien. »Dieses hier von…« Sie las auf der Rückseite: »Henri Fantin-Latour. Und vier weitere Werke von Ihnen.« Sie hielt ihm eine Sichthülle mit den vier Fotos von Erlbaums Jahreszeitenzyklus hin, die Allmen der Polizei überlassen hatte.
    »Stimmt«, sagte Erlbaum etwas kleinlaut.
    »Und weshalb wollten Sie keine Anzeige machen?«
    »Der Kunde legte Wert auf absolute Diskretion.«
    »Und Ihre eigenen Werke?«
    »Ach«, sagte der Restaurator leichthin, »die sind nicht so bedeutend.«
    Einer der Beamten öffnete einen Koffer und nahm ein Päckchen Silikonhandschuhe heraus. Er gab seinem Kollegen ein Paar und zog sich selbst welche an. Dann entfernte er den Pappkarton, der über der zerbrochenen Scheibe der Eingangstür klebte. Der andere fragte Erlbaum: »Und die Scherben? Haben Sie die noch?«
    Erlbaum ging zu einem Papierkorb und entnahm [178]  ihm eine Zeitung, die er dem Mann überreichte. Dieser faltete sie auf und hielt einen der Glasscherben ans Licht. »Als Erstes brauchen wir Ihre Fingerabdrücke. Zum Vergleich.«
    Der Beamte, der nicht mit der Tür beschäftigt war, packte ein Fingerabdruck-Set aus und nahm Severin Erlbaums Abdrücke.
    »Wenn Sie einverstanden sind«, sagte die Gefreite Wertlinger, »können wir das Protokoll aufnehmen, während meine Kollegen mit der Spurensicherung beschäftigt sind.«
    Es blieb Erlbaum nichts anderes übrig, als einverstanden zu sein. Sie setzten sich an einen der Maltische, die Detektivin packte einen Laptop aus und begann mit ihren Fragen.
    Während Erlbaum dramatisch schilderte, wie er sich ein wenig hingelegt habe und nach dem Aufwachen das Fehlen der Bilder bemerkt habe, blickte er immer wieder an der Beamtin vorbei zu den beiden Spurensicherern. Der eine hatte jetzt die Untersuchung der Tür beendet und sich die Staffelei vorgenommen. Der andere ging im Raum herum, blickte unter Tische, hinter Materialschränke und in Zeichnungsmappen.
    »Was sucht er?«, fragte Erlbaum die Polizistin.
    Sie sah sich nach dem Kollegen um, antwortete: »Spuren«, und setzte die Befragung fort.
    [179]  Kurz darauf kam der Kollege an den Tisch und bat sie um das Sichtmäppchen mit den Severin Erlbaums. Er nahm sie mit zu einem Schrank, dessen Türen er geöffnet hatte.
    Erlbaum sah nervös zu ihm hinüber.
    »Kannst du mal kommen?«, rief er.
    Die Gefreite stand auf und ging zu ihm hinüber. Erlbaum hörte den Beamten sagen: »Ich verstehe ja nichts von Kunst, aber die hier sehen verdammt ähnlich aus wie die auf

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