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Alltag auf arabisch: Nahaufnahmen von Kairo bis Bagdad (German Edition)

Alltag auf arabisch: Nahaufnahmen von Kairo bis Bagdad (German Edition)

Titel: Alltag auf arabisch: Nahaufnahmen von Kairo bis Bagdad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karim El-Gawhary
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Unterwerfung unter die Besatzer interpretiert.
    Ganz anders bei den Jemeniten, die zwar anders als die Palästinenser ihren eigenen Staat besitzen, dessen Institutionen aber getrost missachten und nur den eigenen Stamm als Rechtsprecher und Schlichter anerkennen. Schadensfälle werden selbst in der jemenitischen Hauptstadt Sana’a nicht von der Versicherung, von Gutachtern oder den Gerichten ausgehandelt. In heiklen Fällen setzen sich die lokalen Chefs der betroffenen Stämme zusammen und entscheiden, wer den Schaden in welcher Höhe zu bezahlen hat. Bei Personenschäden gilt das ungeschriebene Gesetz des Blutgeldes, in dem der zu entrichtende Schadenersatz durch die Stammestradition genau festgelegt und katalogisiert ist, vom gebrochenen Finger bis hin zum gebrochenen Genick.
    Und dann bleibt da noch der Irak. In Bagdad war es eine Zeitlang Mode, sich nach dem Vorbild des Streitwagens von Ben Hur nach außen ragende Blechklingen an die Radkappen zu schrauben. So hielt man sich das Nachbarfahrzeug vom Leib. Zu Zeiten der UN-Sanktionen war die Zahl der Autos in Bagdad begrenzt geblieben. Statt mit Ersatzteilen warteten Iraks Automechaniker damals mit Improvisationskunst auf. Nach Saddams Ende wurden Hunderttausende Autos steuer- und zollfrei ins Land geschmuggelt. Straßensperren und Sicherheitsmauern zur Verhinderung von Anschlägen haben den Verkehr inzwischen auch in Bagdad zum Stehen gebracht. Wobei es schon wenige Wochen nach dem Sturz Saddams nicht ratsam war, über das Fahrverhalten eines anderen Verkehrsteilnehmers einen Streit vom Zaun zu brechen. Er könnte bewaffnet sein.
    Doch zunächst zurück zu den Zeiten, als noch Saddam Hussein über die Straßenverkehrsordnung im Zweistromland wachte.
    Mr. Malibu repariert in Bagdad jeden noch so kaputten Amischlitten
    (Bagdad, den 19. November 1998)
    Eigentlich wollte er sich gerade mit einer Steinschleuder nach seinem Abendessen umtun. Abu Muhammad, der verschlafene Wärter der verwaisten Autorennstrecke im Süden Bagdads, ist auf Fasanenjagd. Doch nach dem Vorschlag, mit unserem verbeulten Toyota (Baujahr 1980) auf der Rennpiste eine Spritztour zu machen, verschiebt er sein Vorhaben.
    Michael Schumacher wäre überfordert, sollte er sein Gefährt an den auf der Rennpiste aufgeschichteten Heuhaufen vorbeilenken und dabei noch so aufs Gas drücken, dass die ihn verfolgenden wilden Hunde nicht auf die Kühlerhaube springen. Der irakische Taxifahrer meistert das Kunststück mit Bravour. In vollem Tempo manövriert er seine Klapperkiste wie im Elch-Test geschickt um hier abgestellte, verschrottete russische MiG-Kampfflugzeuge. Der letzte Golfkrieg und die jetzt acht Jahre andauernden UN-Sanktionen haben Bagdads einstigem autosportlichen Schmuckstück schwer zugesetzt.
    Dabei hatte er nur drei Jahre vor dem irakischen Einmarsch in Kuwait, am 2. August 1990, so gut angefangen, der Traum vom irakischen Nürburgring, Monza oder Monte Carlo Grand Prix. Ein Name für die Rennstrecke war schnell gefunden: „Abed“, benannt nach der gleichnamigen größten Baureihe von Scud-Raketen, sollte Geschwindigkeit suggerieren. Damals kamen die Besucher noch zu Tausenden zu den Rennen. Nur zwei Monate, bevor im Februar 1991 die ersten US-Raketen in Bagdad einschlugen, hatten hier zum letzten Mal die Motoren aufgeheult.
    Über dem Ganzen waltet Udai, der älteste Sohn Saddam Husseins, als Schirmherr der Rennbahn. Der Präsidentenspross ist passionierter Autosammler. Wie viele Karossen er tatsächlich sein Eigen nennt, ist in der irakischen Hauptstadt fast schon eine mystische Frage. Hunderte? Tausende? Wer immer ein interessantes Modell einführt, muss mit dem Besuch der Männer des mächtigen Sohnes rechnen. Das Geschäft ist schnell abgeschlossen und nicht immer zum Nachteil des Verkäufers, der ohnehin keine andere Option hat. In einem Stadtteil erinnert man sich, wie vor einem Jahr ein gutbetuchter Nachbar eine besondere Ausführung eines Porsches importiert hatte. Kurz darauf bekam er Besuch und „tauschte“ den Porsche gegen zwei Luxuslimousinen.
    Für die meisten Autobesitzer Bagdads ist solch hoher Besuch allerdings unwahrscheinlich. Sie haben ganz andere Probleme mit ihrem fahrbaren Untersatz. Drei bis fünf Dollar durchschnittliches Monatsgehalt reichen weder für einen Neuwagen noch zur Instandsetzung des guten alten Stücks. Durch die Sanktionen sind Ersatzteile zur Luxusware geworden. Die Verkehrspolizei winkt schon lange niemanden mehr rechts ran, wenn wesentliche

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