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Alltag auf arabisch: Nahaufnahmen von Kairo bis Bagdad (German Edition)

Alltag auf arabisch: Nahaufnahmen von Kairo bis Bagdad (German Edition)

Titel: Alltag auf arabisch: Nahaufnahmen von Kairo bis Bagdad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karim El-Gawhary
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Bauarbeiterhelmen durch. Die Polizei diskutiert in regelmäßigen Abständen eine weitere Verschärfung der Straßenverkehrsordnung. Kurzum: Alles geht seinen üblichen ägyptischen Gang.
    Garagenmafiosi und Entenärsche
    (Kairo, den 27. Oktober 1997)
    „Ja Aziza“ (O meine Allerliebste), „ja Sasua“ (mein kleiner Piepmatz). Die Wörter, mit denen Ägypter ihre fahrbaren Untersätze belegen, zeugen davon, dass das Auto nicht nur der Deutschen liebstes Kind ist. Dabei sehen viele der alten Klapperkisten auf Kairos Straßen eher beklagenswert aus. Doch egal ob in bejammernswertem Zustand oder funkelnagelneu: So ein Gefährt will gut geparkt und gehätschelt werden. Zumal die staubigen Straßen den guten Stücken arg zusetzen. Eine allmorgendliche Befreiung von einer zarten Schicht aus Dreck und Wüstensand ist unabdingbar.
    Meist geschieht dies allerdings nicht eigenhändig. Denn wer sich im Land am Nil ein Auto leisten kann, der hat auch genug Geld, um ihm von fremder Hand die notwendige Fürsorge angedeihen zu lassen. Erledigt wird dies meist von den Jungs aus der „Garage“. Solche informellen „Garagen“ werden in der gesamten Innenstadt von einer Art Auto-Schutz- und -Wasch-Mafia unterhalten. Deren Pate erklärt eine bestimmte Straße – etwa die vor unserem Haus – zur „Garage“. Will heißen: zu seinem Territorium. Wer dann noch so verwegen sein sollte, sein wertvolles Stück dort ohne Einverständnis des Paten zu parken, bezahlt – etwa mit einer Schramme im neuen Lack oder bei wiederholtem Tatbestand mit ein oder zwei platten Reifen. „Parkgenehmigungen“ gibt es selbstverständlich – gegen Bezahlung. Zu verhandeln ist dabei wenig, dank des Garagen-Monopols, das sich über die Länge der gesamten Straße erstreckt. Aber auch wer ins Geschäft gekommen ist, wird gelegentlich jäh an die Tarifbedingungen erinnert. Wenn die Jungs von der Garage beginnen, sich morgens gemeinsam auf der Motorhaube niederzulassen und dort ihr Frühstück einzunehmen, ist es Zeit für eine Gehaltserhöhung.
    Aber zurück zum eigentlichen Objekt der Begierde. Nicht nur das individuelle Auto bekommt in Ägypten Kosenamen, sondern gelegentlich ein ganzer Auto-Typ. Jedes Kind kennt die Namen, mit denen die bei der Oberschicht populären Modelle einer Stuttgarter Autofirma belegt werden: Nur noch selten findet sich „Chansira“ (die Sau) auf Kairos Straßen, das alte, abgerundete Modell aus den 60er Jahren. „Timsaah“ (das Krokodil) aus den 80ern ist dagegen noch öfter zu bewundern. Wer tiefer in die Taschen gegriffen hat, fährt das hinten leicht nach oben gezogene Modell 200 der frühen 90er – bekannt als „Entenarsch“. Neuere Modelle wie das „Gespenst“ oder die „Mutter der bezauberten Augen“ (Kennzeichen: runde Scheinwerfer) finden sich häufig in den Botschaftsvierteln. Manchmal schlägt in der Namensgebung auch die Verachtung gegenüber der reichen Elite durch. „Al-Budra“ (das Puder) heißen die größten Stuttgarter Luxusschlitten am Markt – eine Anspielung darauf, dass deren Besitzer nach Volkes Meinung im Drogengeschäft reich geworden sind.
    Auch aktuelle Ereignisse können namenstiftend sein. So war die Prinzessin von Wales noch nicht unter die Erde gebracht, da war schon die neue Auto-Taufe vollzogen – für das Modell des Unfallwagens im Pariser Tunnel. „Wer einen ‚Diana‘ fährt, der kann sich hier wohl alles erlauben“, entfährt es meinem Taxifahrer in einer Mischung aus Ärger und Ehrfurcht, während er auf eine schwarze Limousine deutet, die gerade unverfroren die Kreuzung bei Rot überquert.
    Ist das Auto ruiniert, fährt es sich ganz ungeniert:
Mit dem Neuwagen durch Kairo
    (Kairo, den 17. März 2007)
    Es war ein echter Glücksmoment. Das Auto war brandneu, der Tachostand knapp über Null, die Sitze rochen nach Fabrik, silbergrau lächelte mich die noch jungfräulich unangetastete Karosserie an. Kurzum: Ich hatte ein gutes Gefühl, als ich das erste Mal in meinem Leben einen echten Neuwagen langsam von der Rampe des Kairoer Autohauses auf die Straße gleiten ließ.
    So schlimm wird es schon nicht werden, dachte ich, immerhin habe ich mehr als ein Jahrzehnt Fahrerfahrung auf Ägyptens chaotischen Straßen, wenngleich mein bisheriger Wagen, ein 30 Jahre alter Volvo, der eher einem Panzer gleicht, mir das Kräftemessen mit anderen, nennen wir sie mal neutral „Verkehrsteilnehmern“, eher einfach gemacht hat. Sicher, ich hatte noch irgendwo in meinem Hinterkopf die

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